InterviewDietmar von Blücher

Umweltbank setzt auf digitales Wachstum – Beschränkungen bei Krediten

UmweltBank-CEO Dietmar von Blücher meldet steigende Erträge und stabile Nachfrage nach grünen Projekten – trotz regulatorischer Limits. Mit neuem IT-Setup und gestärkter Compliance präsentiert sich die Bank als digital skalierbar und nachhaltig zugleich.

Umweltbank setzt auf digitales Wachstum – Beschränkungen bei Krediten

Im Interview: Dietmar von Blücher

„Es ist fast kein Stein auf dem anderen geblieben"

Umweltbank-CEO über Sanierung und Neuausrichtung – Mehr Zinsüberschuss, digitales Wachstum, klare ESG-Strategie – Beschränkungen bei Krediten

Umweltbank-CEO Dietmar von Blücher meldet steigende Erträge und stabile Nachfrage nach grünen Projekten – trotz regulatorischer Limits. Mit neuem IT-Setup und gestärkter Compliance präsentiert sich die Bank als digital skalierbar und nachhaltig zugleich.

Herr von Blücher, wenn Sie das erste Halbjahr Revue passieren lassen – was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Ergebnisbausteine für 2025?

Wenn man zurückblickt, sieht man ganz klar die Wirkung unserer strategischen Maßnahmen aus 2024. Wir haben unser Treasury-Buch repositioniert und dabei rund zwei Milliarden Euro Bestände verkauft. Gleichzeitig haben wir mehr als eine Milliarde an Kundeneinlagen akquiriert. Als Ergebnis sehen wir eine deutliche Stabilisierung des Zinsüberschusses. Dieser ist spürbar angestiegen und für das Gesamtjahr 2025 erwarten wir 60 bis 65 Millionen Euro – das ist mehr als die Umweltbank vor der Zinswende erzielen konnte. Ein dickes Ausrufezeichen hinter der operativen Ertragsentwicklung.

Was bedeutet das für das Wachstum im Kreditgeschäft? Können Sie da schon wieder Fahrt aufnehmen?

Die Umweltbank hat bereits hohe regulatorische Kapitalanforderungen zu erfüllen, die sich im Rahmen des LSI-Stresstest nochmals um 1,1 Prozentpunkte auf insgesamt 15,9% erhöht haben. In Folge konnte im ersten Halbjahr 2025 nur limitiertes Neugeschäft ausgereicht werden. Wir verzeichnen eine unverändert hohe Nachfrage bei nachhaltigen Wohn- und Energieprojekten. Mit höherer Kapitalbasis könnten wir im Kreditgeschäft selbstverständlich deutlich schneller wachsen.

Was heißt das für Ihre Kapitalstrategie? Ist eine Nachranganleihe oder AT1 geplant?

Natürlich prüfen wir grundsätzlich unterschiedliche Handlungsoptionen zur Stärkung der Gesamtkapitalquote. Mit dem Fitch-Rating BBB- haben wir den Investment-Grade erreicht. Für nachrangige Instrumente ist ein solides Rating eine der Voraussetzungen. Zudem entlastet uns das Investment-Grade-Rating bei den Aufwendungen für die Einlagensicherung.

Sie haben die Umweltbank zur Direktbank ausgebaut – mit App, Girokonto, ETF-Angeboten. Wie skalierbar ist das Ganze?

Die UmweltBank ist seit ihrer Gründung als Direktbank ausgerichtet. Wir setzen dabei auf digitale und persönliche Ansprache und haben nun wichtige technologische Fortschritte erzielt. Wir sind im Herbst 2023 erfolgreich auf das IT-Kernbankensystem der Atruvia migriert, das auch überwiegend von Genossenschaftsbanken mit ihren rund 30 Millionen Kunden genutzt wird. Für uns heißt das, höchste technische Skalierbarkeit ohne eigene Entwicklungs- und Wartungsaufwände. Wir können sehr effizient Produkte wie Girokonto, Termingelder, Wertpapierdienstleistungen oder zukünftig auch Ratenkredite anbieten – inklusive App und Web, alles modern und performant.

Und wie unterscheiden Sie sich von Neobanken wie N26?

Technisch? Kaum noch. Der Kunde wird bei uns genauso digital durchgeroutet wie bei jeder Neobank. Wenn Sie aber bei der UmweltBank anrufen, dann sprechen Sie mit einem echten Menschen – freundlich, kompetent, hilfsbereit, und nicht mit einem Chatbot. Damit differenzieren wir uns von vielen Wettbewerbern. Das spiegelt sich im Übrigen auch in unseren Trustpilot-Bewertungen wider, die sich innerhalb der letzten 18 Monate auf 4,0 von 5 Sternen verbessert haben.

Und die klassischen Konkurrenten wie GLS, Triodos – Ist das jetzt direkter Wettbewerb?

Unser Ansatz ist es, nachhaltige Finanzlösungen mit fairen Konditionen und unkomplizierten Prozessen zu verbinden. So wollen wir möglichst viele Menschen erreichen. Der Markt für nachhaltiges Banking ist groß genug, daher sehen wir andere Nachhaltigkeitsbanken wie GLS und Triodos nicht als direkte Konkurrenten, sondern als Mitbewerber, die gemeinsam mit uns den Gedanken nachhaltiger Finanzdienstleistungen voranbringen.

Noch mal zum Kreditgeschäft – wie sieht’s mit Marge und Risiko aus?

Unser Portfolio aus Wind, Solar und nachhaltigem Wohnungsbau hat sich als sehr krisenresilient erwiesen. Es werden nur Projekte finanziert, die nach unserem Umweltbank-Rating als nachgewiesen nachhaltig gelten. Die Wind- und Solarprojekte sind von stabilen gesetzlichen Rahmenbedingungen gestützt und unterliegen damit nur geringen Wertschwankungen. Unsere Baufinanzierungen entsprechen hohen ökologischen Anforderungen und erfüllen hohe Energiestandards. Daher haben wir auch in der Immobilienkrise kaum Wertveränderungen gesehen.

Anderes Thema: Die BaFin-Maßnahmen im Bereich Compliance. Ist das nun abgehakt?

Wir haben in den letzten zwei Jahren aufgeholt und die festgestellten Mängel größtenteils abgearbeitet und funktionierende lines of defence aufgebaut. Und ich sage klar: Ich begrüße die scharfe Bankenaufsicht. Gerade für mittelgroße Institute wie uns ist das Vertrauen der Kunden, Mitarbeiter und Investoren essenziell. Diese stützen sich auch auf eine funktionierende Bankenaufsicht.

Was sind die Lehren aus der BaFin-Prüfung – außer dass man Prozesse besser im Griff haben sollte?

Das ist genau der Punkt. Wenn die Prozesse vorne sauber aufgesetzt sind, entstehen auch im weiteren Verlauf keine Probleme. Die Prüfungen beispielsweise via Compliance, Revision, Wirtschaftsprüfer und Aufsicht werden dann leichtgängig. Wenn nicht, beginnt der Teufelskreis.

War das Ihr Auftrag als CEO, die Bank umzukrempeln?

Nicht umzukrempeln, sondern zukunftsfähig aufzustellen. Und zwar gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Wir haben in Rekordzeit die Transformation der Bank vollzogen. Neben der organisatorischen und finanziellen Neuaufstellung haben wir unseren Marktauftritt und das Produktportfolio erweitert. Aus meiner Sicht die schnellste Banktransformation in Deutschland, das war „warp speed“ – anders kann man’s nicht sagen.

Sie kommen von traditionellen Banken. War der Wechsel zur Umweltbank für Sie ein Kulturschock?

Ganz im Gegenteil. Ich habe bei der Dresdner Bank gelernt, mit dem „Grünen Band der Sympathie“ war die damalige Kultur durchaus vergleichbar. Zudem passen meine Erfahrungen in mittelständischen Instituten wie der comdirect bank und der Baader Bank gut zur Ausrichtung der UmweltBank.

Trotzdem: Könnten Sie nicht auch eine Bank führen, die keine nachhaltige ist?

Klar, aber warum? Es macht viel mehr Freude, wenn man spürt, dass das, was man tut, sinnvoll ist. Unsere Kunden und unsere Aktionäre sehen das genauso. Wir sind davon überzeugt, dass ökologische und ökonomische Ziele Hand in Hand gehen.

Eine letzte Frage: Reden wir eigentlich vom Neustart der Umweltbank?

Die DNA der Umweltbank ist gleichgeblieben: das gemeinsame Ziel, die grüne Transformation voranzutreiben und ein wertschätzender, respektvoller Umgang untereinander und mit unseren Kundinnen und Kunden zeichnen die Bank aus. Aber operativ, technisch, strategisch: Ja, da ist fast kein Stein auf dem anderen geblieben. Diesbezüglich kann man von einem gelungenen Neustart der Umweltbank sprechen.

Das Interview führte Wolf Brandes.