Konjunktur

Eurozone driftet Richtung Stagflation ab

In Deutschland und der Eurozone braut sich ein brisantes Gemisch aus hohen Preisen und mauem Wirtschaftswachstum zusammen. Die Inflationsrate in der Eurozone ist im Juni laut dem Statistikamt Eurostat auf 8,6% gestiegen. Das ist der höchste Stand...

Eurozone driftet Richtung Stagflation ab

rec/ba Frankfurt

In Deutschland und der Eurozone braut sich ein brisantes Gemisch aus hohen Preisen und mauem Wirtschaftswachstum zusammen. Die Inflationsrate in der Eurozone ist im Juni laut dem Statistikamt Eurostat auf 8,6% gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Einführung des Euro 1999 und mehr als erwartet – trotz eines vorübergehenden Rückgangs hierzulande. Zugleich verdichten sich die Anzeichen, dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone auf dem Weg in eine Rezession ist: Die Konjunkturampel von Börsen-Zeitung und Kiel Economics steht eindeutig auf Rot.

Dadurch gerät die Europäische Zentralbank (EZB) in eine immer prekärere Lage. Der EZB-Rat hat für den 21. Juli eine Zinserhöhung über 25 Basispunkte in Aussicht gestellt, die erste seit elf Jahren. Die neuerliche Inflationsüberraschung erhöht den Druck, mehr zu tun – und den Negativzins für Banken von derzeit −0,5% schon jetzt abzuschaffen. EZB-Chefin Christine Lagarde hat das zuletzt nicht ausgeschlossen. Sie hat den Kampf gegen die hohe Inflation im Zuge einer bemerkenswerten Kehrtwende zur Priorität erklärt und Sorgen um das Wachstum hintangestellt. Allerdings driften Teile der Eurozone zusehends in eine Konjunkturflaute oder gar Rezession ab, nicht zuletzt weil Gaslieferungen aus Russland stocken. In Kombination mit der anhaltend hohen Inflation sprechen Ökonomen von Stagflation.

Erwartungsbasierte Stimmungsindikatoren sprechen dafür, dass die größte Euro-Volkswirtschaft Deutschland bereits in einer Rezession steckt. Die in der GfK-Konsumklimastudie gemessenen Einkommenserwartungen sind so niedrig wie nie seit der Wiedervereinigung. Auch die vom Ifo-Institut erhobenen Geschäftserwartungen der Unternehmen befinden sich auf einem Niveau, das sonst nur in Rezessionen beobachtet wird. Zudem wird sich die bislang gute Lage am Arbeitsmarkt absehbar eintrüben, während die Konjunktur wichtiger Handelspartner wie USA und China schwächelt. In Summe mehren sich Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft über den Sommer schrumpft.

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