FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Aktivisten prägen das Siemens-Bild

Klimadebatte wird auf Hauptversammlung fortgesetzt - Konzern und Töchter präsentieren Quartalszahlen

Aktivisten prägen das Siemens-Bild

Von Michael Flämig, MünchenDie Siemens-Familie dominiert die ersten drei Tage der kommenden Berichterstattungswoche. Die Medizintechnik macht den Auftakt am Montag, die Windkraftbauer detaillieren ihre schon präsentierten Eckzahlen am Dienstag, und am Mittwoch folgt der Gesamtkonzern. Doch dann werden nicht die Zahlen des ersten Quartals im Mittelpunkt stehen, sondern die Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle.Drei Themen prägen voraussichtlich das Aktionärstreffen. Optisch und wahrscheinlich zeitlich werden die Klimaaktivisten die Versammlung dominieren. Seitdem der Konzern erklärt hat, er werde seine Verpflichtungen aus einem Subauftrag für die Adani-Kohlemine in Australien erfüllen, ist er zum Ziel der Fridays-for-Future-Vertreter geworden. Aber auch die institutionellen Anleger haben kritische Fragen an das Management. Warum wurde der Auftrag noch Mitte Dezember unterschrieben? Wie konnte der Reputationsschaden so groß werden?Die Aktionäre treibt auch der anstehende Führungswechsel um. Die unklare Führungssituation ist eine Quelle der Unruhe, so ihre Sichtweise. Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser hat allerdings im Vorfeld etwas Luft aus der Debatte genommen, weil er seinem Stellvertreter deutlich den Weg frei machte. Mit der Abspaltung von Siemens Energy werde es das Siemens von heute und damit auch den Arbeitsinhalt des heutigen Vorstandsvorsitzenden nicht mehr geben, übernahm er in einem Interview der Wochenzeitschrift “Die Zeit” die Sichtweise seines Aufsichtsratschefs . Die Schlussfolgerung von KaeJim Hagemann Snabeser: “Deshalb schaffe ich diesen Job in seiner jetzigen Form, schaffe ich mich eigentlich ab.”Ein weiteres Thema: Das Großprojekt einer Abspaltung des Kraftwerkgeschäfts in Form von Siemens Energy. Die Margenentwicklung der Sparte Konventionelle Energieerzeugung (Gas & Power) ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, zuletzt betrug die operative Rendite 3,8 % (siehe Grafik). Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Zusätzlich reiht Siemens Gamesa als Produzent von Windkraftanlagen eine Gewinnwarnung an die nächste. Nur das dicke Auftragsbuch tröstet über das Desaster hinweg.Der Aktienkurs am Mittwoch wird sich allerdings eher an der Geschäftsentwicklung orientieren. Die Stimmung unter den Kunden habe sich zuletzt verbessert, lautete die Einschätzung von Kaeser in einem CNBC-Interview am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Sie würden optimistischer für die zweite Hälfte des Jahres, sagte er. Mit dieser Annahme war das Siemens-Management bereits im November gestartet. Allerdings war damals und auch in Davos noch keine Rede vom Coronavirus. Ob Siemens die Annahme einer anziehenden Nachfrage aufrechterhält, wird die Präsentation der Quartalszahlen am frühen Mittwochmorgen zeigen.Siemens Healthineers wird am Montag wohl schwach in das Geschäftsjahr starten. Das Management hatte bereits angekündigt, dass die Anlaufkosten für zahlreiche Auslieferungen der Diagnostik-Plattform Atellica im vierten Quartal des vorherigen Geschäftsjahres die Marge drücken. Erstmals wird das Unternehmen nicht mehr über das bereinigte Ergebnis, sondern das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern als zentrale Kennziffer berichten.