FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Alle Augen auf die Fed

Analysten rechnen fest damit, dass die US-Notenbank die Verkürzung ihrer Bilanzsumme einleitet

Alle Augen auf die Fed

Von Peter De Thier, WashingtonDer Konsens unter Analysten ist deutlich: Eine weitere Zinserhöhung wird es bei der in der kommenden Woche stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank Fed mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben. Dafür dürfte das Lenkungsgremium der Zentralbank aber die lange erwartete Reduzierung ihrer Bilanzsumme verkünden.Die Bilanz ist durch den Ankauf von Staatstiteln und hypothekenbesicherten Anleihen auf 4,5 Bill. Dollar angeschwollen. Erwartet wird, dass die Notenbank nun ihre Signale vom Juni umsetzen und die Bilanz zunächst monatlich um 10 Mrd. Dollar reduzieren wird. Alle drei Monate werde diese Summe dann um jeweils 10 Mrd. Dollar erhöht, bis eine monatliche Obergrenze von 50 Mrd. Dollar erreicht ist. “Ein Vorgehen nach diesem Zeitplan wird von den Märkten als Bestandteil einer steten, angemessenen Normalisierung angesehen”, sagt Robin Brooks, Chefökonom beim Institute of International Finance (IIF) in Washington.Für Spannung sorgt mit Blick auf die kommende Woche auch die Frage, ob die Abschlusserklärung oder die Pressekonferenz von Notenbankchefin Janet Yellen Hinweise darauf geben werden, wann das FOMC das nächste Mal den Leitzins anheben könnte. Die Wahrscheinlichkeit einer Straffung im Dezember gilt als hoch. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass der Zinsschritt hinausgeschoben wird, wenn der PCE-Preisindex, aus Sicht der Fed der wichtigste Indikator der Teuerungsrate, sich weiterhin deutlich unter dem Inflationsziel der Zentralbank von 2 % bewegt. Nachdem der PCE-Index für die Kernrate die Marke von 2 % bereits überschritten hatte, ist er im Juli wieder auf 1,4 % gesunken. Nachdenklich könnten Yellen und Co. auch die nach wie vor geringen Lohnsteigerungen in den USA stimmen.Ein weiterer Faktor, der nach der Juni-Sitzung des FOMC und den damals abgegebenen Konjunkturprognosen nicht abzusehen war, ist die Bedeutung der beiden schweren Hurrikans “Harvey” und “Irma” für die wirtschaftliche Erholung. So hatte die Fed anlässlich der Juni-Sitzung die für 2017 prognostizierte Wachstumsrate von 2,1 auf 2,2 % erhöht. Ökonomen glauben nun allerdings, dass diese Zahl um mindestens 0,1 Prozentpunkte wieder nach unten revidiert werden dürfte. Sollte die Revision noch stärker ausfallen, könnte es nach Ansicht einiger Analysten in der Tat möglich sein, dass der Leitzinssatz nicht vor 2018 wieder heraufgesetzt wird.Vor dem Hintergrund ihres dualen Mandats werden die Notenbanker natürlich auch die Erholung am Arbeitsmarkt sowie die Inflationsrate im Visier haben. Den steten Aufschwung am Arbeitsmarkt hat Fed-Chefin Yellen wiederholt hervorgehoben. Auch weist sie neuerdings seltener als zuvor auf qualitative Mängel hin, etwa die niedrige Beteiligungsquote. Dies wiederum dokumentiert, dass die konjunkturelle Lage insgesamt positiv bewertet wird. Rätselhafte InflationRätsel hat während der vergangenen Monate die anhaltend geringe Inflation aufgegeben – umso mehr angesichts des robusten Arbeitsmarkts. Die Schätzung für die PCE-Kernrate wurde deswegen im Juni auf 1,7 % und für die Gesamtrate sogar auf 1,6 % reduziert. Dass diese Schätzung erneut gesenkt wird, gilt als unwahrscheinlich. Schließlich hatten die FOMC-Mitglieder ebenfalls darauf hingewiesen, dass sie mittelfristig wieder mit der Erreichung ihres Inflationsziels rechnen. Yellen bleibt nach eigener Darstellung auch zuversichtlich, dass der Lohndruck wieder zunehmen und dementsprechend auf die Verbraucherpreise und somit den PCE-Index durchschlagen wird.