Finanzmarktkalender9. Juni

Apple ringt verzweifelt um KI-Anschluss

Statt mit KI-Fortschritten dürfte Apple in der kommenden Woche laut Analysten mit kosmetischen Software-Updates aufwarten. Dabei müsste der Konzern eigentlich dringend neues Feuer für die Aktie entfachen.

Apple ringt verzweifelt um KI-Anschluss

9. Juni

Apple ringt um KI-Anschluss

Auf der Entwicklerkonferenz WWDC dürfte Apple laut Analysten vorrangig mit kosmetischen Software-Neuerungen aufwarten. Dabei sei es für den Konzern an der Zeit, neues Feuer für die vom globalen Handelskrieg gebeutelte Aktie zu entfachen. Doch in der KI-Entwicklung hinken die Kalifornier der Konkurrenz hinterher.

Von Alex Wehnert, New York

Vor der hauseigenen Worldwide Developers Conference (WWDC) in der kommenden Woche herrscht rund um Apple ungewöhnliche Ernüchterung. Harrten Investoren und Tech-Fans in den Vorjahren gespannt darauf, welche Produktneuheiten und Software-Features der iPhone-Riese im Rahmen des Entwicklertreffens vorstellen würde, erwarten Beobachter nun eher eine kurze und vergleichsweise inhaltsarme Keynote von CEO Tim Cook.

Hardware-seitig rechnen sich eingefleischte Apple-Kunden in Online-Foren statt neuer Virtual-Reality-Brillen oder Smartphone-Versionen höchstens einen überholten Digital Media Player der „Apple TV“-Reihe oder ein upgedatetes „Airtag“-Trackinggerät aus. Doch statt mit neuen Produkten aus Nebenlinien noch Käufer bei der Stange halten zu können, muss sich der Konzern laut Analysten eher davor hüten, Software-seitig noch größere Enttäuschungen heraufzubeschwören. Denn der erhoffte Schwung durch die im vergangenen Jahr mit großem Pomp angekündigten, unter dem Namen „Apple Intelligence“ vermarkteten KI-Tools des Tech-Riesen ist bisher ausgeblieben.

„Peinliche“ Verzögerungen

Cook tönte im Juni 2024 noch, die Systeme würden „unentbehrlich für die Produkte sein, die schon eine so wesentliche Rolle in unserem Leben spielen“. Allerdings ist der Launch der neuen Version der Sprachassistentin Siri, die auf Basis künstlicher Intelligenz besser in der Lage sein sollte, natürliche Sprache zu verstehen, den Kontext von Aussagen zu erkennen und auf Befehle hin gezielter innerhalb einer Vielzahl an Apps zu agieren, auf Eis gelegt. Zentrale Funktionen, die eigentlich zur Veröffentlichung im Frühjahr 2025 vorgesehen waren, sollen frühestens im kommenden Jahr eingeführt werden. Für Siri zuständige Entwickler bezeichnen die Verzögerungen als „peinlich“.

Gegenüber Wettbewerbern aus den Reihen von Big Tech wie auch gegenüber Startups wie OpenAI hat Apple laut Analysten damit bereits einen Entwicklungsrückstand aufzuholen. Der iPhone-Riese werde mit seinen Ankündigungen bezüglich neuer Produkte und Leistungen nun vorsichtiger umgehen, betonen Insider, und nur defensive Vorhersagen zu weiteren Upgrades der Palette abgeben, die er im Herbst – der üblichen Saison für den Marktstart neuer Geräte – auch tatsächlich sicher erfüllen könne.

Öffnung für Drittparteien-Entwickler

Die signifikanteste Software-seitige Änderung auf der WWDC dürfte darin bestehen, dass Apple ihre KI-Basismodelle für Drittparteien-Entwickler von iPhone- oder Mac-Apps öffnet, wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ unter Berufung auf Insider berichtet. Dies solle einen einheitlicheren technologischen Fortschritt und letztlich ein reibungsloseres Erlebnis für Kunden mit sich bringen. Bisher verfügen die Modelle des Unternehmens aus Cupertino aber über weniger interne, datenbasierte Variablen und können damit weniger belastbare Aussagen treffen als die vieler führender Konkurrenten.

Zudem will Apple die Betriebssysteme auf verschiedenen Geräten stärker aufeinander abstimmen – iPads sollten somit als Arbeitsgeräte im Stile des MacBooks genutzt werden können. Bei der Betitelung der neuen Software für das iPhone plant der Konzern wohl sieben Zahlen zu überspringen: Sie soll nicht iOS 19, sondern iOS 26 heißen. Von der Anpassung der Nummer an das Kalenderjahr verspricht Apple sich mehr Übersichtlichkeit.

Verlierer des Handelskriegs

Die kosmetischen Anpassungen dürften laut Analysten kaum dazu taugen, neues Feuer für die Apple-Aktie zu entfachen, die seit Jahresbeginn über 16% an Wert verloren hat. Der Konzern gilt aufgrund der hohen Bedeutung Chinas in der Lieferkette und als Endkundenmarkt als Verlierer des globalen Handelskriegs. Die Zahl der Verkaufsempfehlungen für den Titel in der Datenbank von Refinitiv ist seit dem Wahlsieg Donald Trumps im November in die Höhe geschossen.