Autoindustrie

Auch Volkswagen glänzt dank China

Mit dem Anstieg der Auslieferungen um gut 61% auf fast 991000 Fahrzeuge im wichtigsten Automarkt China hat Volkswagen bereits erkennen lassen, woher in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres wesentliche Impulse für glänzende...

Auch Volkswagen glänzt dank China

Von Carsten Steevens, Hamburg

Mit dem Anstieg der Auslieferungen um gut 61% auf fast 991000 Fahrzeuge im wichtigsten Automarkt China hat Volkswagen bereits erkennen lassen, woher in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres wesentliche Impulse für glänzende Quartalszahlen gekommen sein dürften. Neben der kräftigen Erholung von den Verwerfungen der Corona-Pandemie, die vor Jahresfrist in China am stärksten ausfielen, legten die Auslieferungen im ersten Quartal bis auf Westeuropa auch in allen anderen Regionen der Welt zu. Insgesamt brachte der 2020 von Toyota als weltgrößtem Autobauer abgelöste Zwölfmarkenkonzern mit 2,43 Millionen gut 21% mehr Fahrzeuge zu seinen Kunden als in den ersten drei Vorjahresmonaten.

Am Tag der Bekanntgabe der deutlich gestiegenen Auslieferungen stieg der Kurs der VW-Vorzüge um knapp 3% auf rund 245 Euro. Dem Titel, der sich im ersten Quartal unter anderem auch deshalb um mehr als 50% verteuerte, weil es den Wolfsburgern offenbar gelang, ihre Strategie des Wandels von einem Produzenten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu einem softwaregetriebenen Mobilitätsdienstleister überzeugender als in der Vergangenheit darzustellen, trauen Analysten noch deutlich mehr zu. Der radikale Umbau des Konzerns, den Vorstandschef Herbert Diess künftig ohne Auseinandersetzungen mit Bernd Osterloh vorantreiben kann, sorgt zunehmend für Kursfantasie. Der langjährige Betriebsratsvorsitzende, von vielen als Diess‘ ärgster Widersacher angesehen, wechselt zum 1. Mai auf den Posten des Personalvorstands bei der konzerneigenen Nutzfahrzeugholding Traton.

Einige Analysten gehen davon aus, dass Volkswagen am Donnerstag kommender Woche über einen im ersten Quartal auf 4,9 (i.V. 0,9) Mrd. Euro gestiegenen operativen Gewinn vor Sondereinflüssen berichten könnte – der Marktkonsens rechnet mit rund 4,5 Mrd. Euro. Eine bereinigte Umsatzrendite von mehr als 8% wird für möglich gehalten. Die britische Großbank Barclays sah sich nach Bekanntwerden der Fahrzeugauslieferungen in den ersten drei Monaten veranlasst, die Schätzungen für das Betriebsergebnis in den Jahren 2021 bis 2023 um 10 bis 20% und das Kursziel für die Aktie auf 290 von 260 Euro zu erhöhen. Vor allem die sehr starken Auslieferungen bei den Sport- und Premiummarken dürften mit Blick auf die Profitabilität Gutes versprechen. Für das Gesamtjahr prognostiziert die Bank nun eine Rendite von 7,7% – deutlich mehr als die von Volkswagen bislang in Aussicht gestellten 5,0 bis 6,5%. Im ersten Quartal 2020 war das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen aufgrund der Beeinträchtigungen durch die Covid-19-Pandemie um mehr als 81% eingebrochen. Die Ebit-Marge landete bei 1,6% – nach 8,1% in den ersten drei Monaten des bisherigen Rekordjahres 2019.

Die Schweizer Bank UBS, die ihr Kursziel für die VW-Aktie aktuell mit 300 Euro angibt, erwartet auch in den kommenden Monaten gute Geschäfte der Autobauer. Die Versorgung mit Halbleitern verbessere sich nur graduell, weshalb die Lagerbestände bei den Autohändlern niedrig seien. Dies verschaffe den Herstellern ein positives Wettbewerbs- und Preisumfeld. Zudem habe sich in Europa Nachfrage aufgestaut.