FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Coronakrise belastet US-Banken

Auftakt zur Bilanzsaison - Robustes Investment Banking gleicht Schwäche im Kreditgeschäft zum Teil aus

Coronakrise belastet US-Banken

Von Norbert Kuls, New YorkDie US-Banken haben sich zuletzt viel Mühe beim Thema Vielfalt gegeben. Die Citigroup berief Jane Fraser an die Spitze, was die Managerin ab Februar zur ersten Vorstandschefin einer großen US-Bank machen wird. Branchenprimus J.P. Morgan Chase gab die Erweiterung des Vorstands um den langjährigen CEO Jamie Dimon bekannt. Das Gremium besteht jetzt aus zehn Männern und acht Frauen, neu darunter der Investmentbankchef Carlos Hernandez, ein Latino, und die Leiterin der Chase-Privatkundensparte, die Afroamerikanerin Thasunda Brown Duckett. Und Goldman Sachs machte die bislang für Strategie verantwortliche Stephanie Cohen zur Co-Chefin des Bereichs Privatkunden und Wealth Management. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass dort eine Frau eine wichtige Sparte führt.In der kommenden Woche wird es an der Wall Street allerdings weniger um Personen, sondern mehr um Zahlen gehen. Die führenden Banken werden ihre Ergebnisse für das abgelaufene dritte Quartal vorlegen. Vielfalt spielt auch dabei eine Rolle: Wie schon im zweiten Quartal rechnen Analysten angesichts von Rezession und hoher Arbeitslosigkeit mit einem schwierigen Kreditgeschäft. Zudem stehen die Zinserträge wegen der extrem niedrigen Leitzinsen anhaltend unter Druck. Der Wertpapierhandel und das Emissionsgeschäft mit Anleihen und Aktien verspricht hingegen hohe Erträge.Universalbanken mit vielfältigen Geschäftsfeldern wie J.P. Morgan oder Bank of America dürften eine Schwäche im Kreditgeschäft mit robustem Investment Banking teilweise wettmachen. Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley haben angesichts vieler Fusionen, einer hohen Anzahl von Börsengängen und eines Rekordvolumens neuer Unternehmensanleihen ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum womöglich sogar leicht gesteigert. Weniger stark im Investmentgeschäft engagierten Kreditinstituten wie Wells Fargo unterstellen Analysten dagegen heftige Einbußen (siehe Grafik).Nach einem zweiten Quartal, das vom Schock durch die Corona-Pandemie und von der hohen Risikovorsorge für faule Kredite geprägt war, hellt sich die Stimmung an der Wall Street insgesamt etwas auf. Analysten haben die zunächst deutlich trüberen Prognosen für die Finanzbranche in den vergangenen Wochen nach oben korrigiert. Die Beobachter rechnen nach Angaben des Informationsdienstes Factset aber immer noch mit einem erheblichen durchschnittlichen Ergebnisrückgang von annähernd 23 %.Angesichts der weiterhin grassierenden Pandemie und eines anhaltenden Streits um ein neues Konjunkturpaket bleiben die wirtschaftlichen Aussichten unsicher. Die Notenbank Federal Reserve untersagte den Banken für den Rest des Jahres Aktienrückkäufe und schränkte Dividendenzahlungen ein, um den Kapitalpuffer der Institute gegen potenzielle Verluste zu stärken. “Bankmanager glauben, dass sich die Kreditkennzahlen verbessert haben, aber das letztendliche Verlustpotenzial in den Kreditbüchern bleibt eine offene Frage”, sagt Brian Kleinhanzl, ein Analyst der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods. Erste Antworten werden die Spitzenmanager von J.P. Morgan Chase und Citigroup am kommenden Dienstag geben. Bank of America, Wells Fargo sowie Goldman Sachs folgen mit ihren Quartalszahlen am Mittwoch, Morgan Stanley am Donnerstag.