Finanzmarktkalender1. August

Covestro setzt den Chemiereigen fort

Wie steht Covestro zu den Übernahmeavancen aus Abu Dhabi? Zu dieser Frage wird sich das Management bei der Vorlage des Zwischenberichts vermutlich nicht äußern.

Covestro setzt den Chemiereigen fort

1. August

Mit der Vorlage des Zwischenberichts gewährt Covestro Einblick in die düstere Lage, in der sich die deutsche Chemieindustrie befindet. Das für Investoren interessantere Thema, die Übernahmeavancen aus Abu Dhabi, dürfte das Management jedoch unkommentiert lassen. Es sei denn, bis dahin liegt ein offizielles Angebot vor.

Von Annette Becker, Düsseldorf

1. August

Covestro setzt Chemiereigen fort

Nach Branchenprimus BASF setzt Covestro unter den Chemiewerten am kommenden Dienstag den Reigen der Berichterstattung zum ersten Halbjahr 2023 fort. Wohl selten waren die Vorzeichen derart düster wie in diesem Jahr. Darauf hatte zuletzt der Branchenverband VCI hingewiesen, der seine ohnehin bescheidene Prognose am Freitag nochmals nach unten korrigierte. Die pharmazeutisch-chemische Industrie rechnet für 2023 mit einem Produktionsrückgang um 8% und einem Umsatzminus von 14%.

Vorboten in Gestalt von Gewinnwarnungen hatte es zuletzt reichlich gegeben. Von Lanxess über Evonik, BASF und Wacker Chemie kappten die deutschen Branchengrößen ihre Zielsetzungen für den laufenden Turnus sehr deutlich. Einzige Ausnahme: Covestro. Das liegt allerdings nicht daran, dass sich der Kunststoffhersteller vom Konjunkturzyklus abkoppeln kann. Vielmehr hatten die Leverkusener zu Jahresbeginn so tief gestapelt, dass sie nach Ablauf des ersten Quartals nicht um eine Anhebung der Prognose herumgekommen waren. Die im April erstmals quantifizierte Prognose ist aber nicht nur sehr breit gefasst – für das operative Ergebnis wird eine Spanne zwischen 1,1 und 1,6 Mrd. Euro vorgegeben –, sondern kommt am unteren Rand auch einem Ergebniseinbruch um ein Drittel gleich. Die Ursachen für den perfekten Sturm, der sich über der Chemieindustrie und damit auch Covestro zusammengebraut hat, sind vielfältig. Da wäre zum einen der fortdauernde Lagerabbau zu nennen, der die Nachfrage deckelt. Denn zahlreiche Abnehmerindustrien hatten im Gefolge der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine auf Sicherheit gesetzt und ihre Lager an Vorprodukten aufgestockt. Der für gewöhnlich einsetzende Lagerabbau zieht sich nun aber in die Länge, da es konjunkturell knarzt.

Avancen aus Abu Dhabi

Das schwache Wachstum der Weltwirtschaft ist ein weiterer Bremsklotz für die Nachfrage. Erschwerend kommt hinzu, dass China seiner bisherigen Rolle als Konjunkturlokomotive der Welt aktuell nicht mehr nachkommt. In der Volksrepublik hat Covestro zuletzt ein Fünftel seiner Erlöse erzielt. Last but not least machen der energieintensiven Industrie neben der Inflation auch die hohen Energiekosten zu schaffen.

Als sei es nicht schon schwer genug, die richtigen Antworten auf die diversen Herausforderungen zu finden, muss sich Covestro zugleich mit Übernahmeavancen auseinandersetzen. Angeklopft hat Adnoc, der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi, der sich den Konzern einverleiben möchte. Zwar hat Covestro ein erstes indikatives Angebot als zu niedrig zurückgewiesen. Jenseits des Preises hat das Management angesichts des breit gestreuten Kapitals jedoch kaum eine Verteidigungsmöglichkeit. Sofern bis 1. August kein offizielles Übernahmeangebot vorliegt, wird sich Covestro bei der Vorlage des Zwischenberichts jedoch nicht äußern.

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