Finanzmarktkalender16./17. September

Das Ende der US-Zinspause steht bevor

Die US-Notenbank wird kommende Woche zum ersten Mal seit Ende letzten Jahres den Leitzins senken. Angesichts der andauernden Schwäche am Arbeitsmarkt könnten bis Jahresende weitere Zinsschritte folgen.

Das Ende der US-Zinspause steht bevor

det Washington

16./17. September

Das Ende der US-Zinspause steht bevor

Die USA-Notenbank steht vor einem entscheidenden Kursschwenk, den die Währungshüter kommende Woche bei der Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) einleiten werden. Die erste Zinssenkung seit Dezember 2024 ist nämlich eingetütet. Auch ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Fed bei den zwei dann noch verbleibenden FOMC-Sitzungen im laufenden Jahr den Geldhahn weiter aufdrehen wird. Der Grund, der sich hinter der Wende verbirgt: Die deutliche Abschwächung am Arbeitsmarkt und die wachsende Sorge, dass die US-Wirtschaft in eine Stagflation abgleiten könnte.

Der Kurswechsel zeichnete sich bereits bei der letzten FOMC-Sitzung Ende Juli ab. Zum ersten Mal seit 1993 hatten nämlich zwei Mitglieder des Ausschusses gegen den Mehrheitsentscheid votiert. Vorstandsmitglied Christopher Waller hatte sich bereits zuvor für eine Lockerung ausgesprochen. Auf seine Seite stellte sich Wallers Kollegin Michelle Bowman. Beide wiesen auf das flaue Stellenwachstum hin. Die beiden darauffolgenden Berichte zum Jobmarkt bestätigten dann die Notenbanker in ihrer Skepsis. Denn das Arbeitsministerium meldete für Juli und August zusammen nur 101.000 Neueinstellungen. Seit Jahresbeginn hat die US-Wirtschaft des Agrarsektors im Monatsschnitt weniger als 75.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Kandidat für Powell-Nachfolge

Die Aussagekraft von Wallers Ansichten wird allerdings vor dem Hintergrund seiner Ambitionen auf den Fed-Vorsitz relativiert. Er gilt nämlich als einer der Favoriten für die Nachfolge von Powell, dessen zweite Amtszeit im Mai 2026 abläuft. Chancen, von US-Präsident Donald Trump nominiert zu werden, haben auch Kevin Hassett, Direktor des National Econmic Council (NEC) unter Trump, und Kevin Warsh, der bereits von 2006 bis 2011 im Fed-Vorstand saß.

Waller hat unterdessen gesagt, dass er sich „in den kommenden drei bis sechs Monaten mehrere Zinssenkungen vorstellen kann“. Er fürchtet, dass sich die Talfahrt am Arbeitsmarkt, „die typischerweise nicht linear verläuft, beschleunigen kann“. Es gelte nun, diese zu bremsen, meinen er und andere, die Lockerungen befürworten. Im Gegensatz zu anderen Fed-Gouverneuren hat Waller keine Angst vor den potenziell inflationären Folgen der Einfuhrzölle, die Donald Trump verhängt hat. Der amtierende Notenbankchef Powell hingegen hatte bei der Federal-Reserve-Konferenz in Jackson Hole den Kursschwenk bereits angedeutet. Er mahnt allerdings zu mehr Vorsicht. Powell erinnert nämlich neben dem schwachen Jobmarkt auch an die Unsicherheit über die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Zölle.

Serie von Zinsschritten

Unterm Strich bleibt wahrscheinlich, dass die Notenbank vor einer Serie von Zinsschritten steht. Das FedWatch-Tool der CME Group beziffert die Chance einer Senkung des Tagesgeldsatzes um 25 Basispunkte am kommenden Mittwoch auf über 90%. Zudem sei laut CME Group eine Lockerung um einen halben Prozentpunkt nicht völlig auszuschließen. Demzufolge wird auch mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen, dass im weiteren Jahresverlauf zwei weitere Lockerungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte folgen werden.