Ende der roten Zahlen
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Am Donnerstag kommender Woche dürfte die Deutsche Bank eine gute Nachricht für ihre Beschäftigten, ihre Anteilseigner und für ihre Aufseher bereithalten: Nach fünf Jahren mit teils horrenden Verlusten sollte Deutschlands größtes Kreditinstitut seinen Aktionären nach Minderheitsanteilen endlich einmal wieder einen Gewinn zurechnen, während es nach Bedienung auch der Hybridkapitalgeber zum sechsten Mal in Folge auf rote Zahlen hinauslaufen dürfte. Im Konsens erwarten Analysten einen Nachsteuergewinn von 245 Mill. Euro, nach Minderheitsanteilen 84 Mill. Euro.
Im Aufwind
Wenn um 10 Uhr morgens die digitale Jahresmedienkonferenz beginnt, darf sich die Medienschar auf eine selbstbewusst auftretende Führung des Instituts gefasst machen. Schon auf dem Anlegertag am 9. Dezember war nicht zu übersehen, dass das Management zunehmend Aufwind verspürt: „Wir haben geliefert“, erklärte Vorstandschef Christian Sewing etwa mit Blick auf die Fähigkeit der Bank, ihren Umbau aus eigener Kraft zu schaffen. Dass das Haus nicht nur entgegen der Gewohnheit in früheren Jahren seine Kostenziele erreicht, sondern zuletzt auch seine Erträge steigern konnte, wird am Markt honoriert (siehe Chart). Nach wie vor messen die Investoren den Aktien an der Börse gerade einmal gut ein Drittel ihres Buchwerts von 26,07 Euro bei.
Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die Investment Bank den gesamten Konzern zieht: Der Prognose zufolge hat die Sparte 2020 vor Steuern knapp 3 Mrd. Euro verdient. Die Corporate Bank hingegen dürfte wie das Assetmanagement brutto nur 550 Mill. Euro abgeworfen haben, während die Privatbank rote Zahlen geschrieben hat. Die Abbaueinheit Capital Release Unit, Zwischenlager nicht zuletzt für entgleiste oder nicht mehr benötigte Assets der Investment Bank, dürfte einen Vorsteuerverlust von 2,4 Mrd. Euro fabriziert haben. Die Bonanza im Investment Banking hat ihre Kehrseite: Die Strategie der auf stabile Ertragsquellen setzenden Unternehmerbank bekommt Schlagseite.
Eine Bonusdebatte steht an
Beinahe zwangsläufig wird sich die Bank am Donnerstag auch der alljährlichen Debatte über ihre variable Vergütung stellen müssen. Hatte es vor Monaten laut Berichten zunächst geheißen, das Institut werde die variable Vergütung um etwa ein Zehntel reduzieren, so standen Bloomberg zufolge nach den blendenden Ergebnissen im Investment Banking zuletzt wieder steigende Boni zur Debatte, auch wenn die Aufsicht mahnt, die Branche solle ihre variable Vergütung in der Pandemie mit Bedacht handhaben. Für 2019 hatte das Haus seinen Beschäftigten 1,9 Mrd. Euro variabel gezahlt.
Die Aktionäre schauen derweil durch die Finger. „Wir beabsichtigen die Freisetzung von Kapital zur Ausschüttung einer wettbewerbsfähigen Ausschüttungsquote ab 2022“, lasen sie im jüngsten Geschäftsbericht.