Erster Kapitalmarkttag nach sechs Jahren
Die Lufthansa veranstaltet am kommenden Montag erstmals nach sechsjähriger Abstinenz einen Kapitalmarkttag. Jede Menge Fragen haben sich bei Investoren und Analysten angesammelt. Beispielsweise die, warum es dem wichtigsten Geschäftsfeld Lufthansa Airlines trotz günstiger Treibstoffpreise und einem weltweit begrenzten Marktangebot nicht gelingt, schwarze Zahlen zu schreiben. Auf altbekannte Antworten legen die CMD-Besucher dabei vermutlich keinen Wert.
„Um zu überzeugen, bedarf es mehr als der gleichen alten Versprechungen von Einfachheit, digitalen Investitionen und Umstellungen der Betriebsabläufe: langjährige Ideen, die es bisher nicht geschafft haben, die Gruppe auf ein angemessenes Ertragsniveau zu bringen“, schreibt etwa Alex Irving von Bernstein in einer Analyse vor dem Capital Markets Day (CMD). Und hat selbst gleich einige mögliche Hebel auf Lager, die die Lage verbessern könnten. Da ist zum Beispiel die Vielzahl an Flugzeugmustern in der Lufthansa-Flotte, die es zu reduzieren gilt, da sie wegen der daraus resultierenden Komplexität die Kosten hoch hält. Natürlich werden Flugzeuge auch deshalb länger in Betrieb gehalten, weil sich die Auslieferung neuer Maschinen schon seit Jahren immer wieder verzögert hat. Der eigentliche Grund für die Komplexität der Flotte ist aber nach Meinung des Bernstein-Analysten, dass der kaufmännische Bereich und die Verantwortlichen der Netzplanung in der Lufthansa Group zu viel Macht haben. Deshalb läuft es zu oft nach dem Credo ab, „Flugzeuge sind cool und Kosten langweilig“. Kritisiert wird auch die geringe Produktivität im Fluggeschäft. „Das Flugsegment verfügt über eine kleinere Flotte als 2019, beschäftigt jedoch mehr Mitarbeiter“, so der Analyst.
Streiks konterkarieren Sanierungsbemühungen
Eine Möglichkeit, die Kosten zu senken, ist, mehr Verkehr auf günstigere Fluggesellschaften zu verlagern. Damit hat das Lufthansa-Management längst begonnen, beispielsweise fliegen mehr und mehr Kurz- und Mittelstreckenflieger bei der neuen Fluggesellschaft City Airlines. Das spart 1 bis 2 Mill. Euro pro Airbus A320 jährlich, vor allem durch geringere Personalkosten, hat Bernstein berechnet. Mit der Verlagerung auf die günstigeren Töchter zieht sich das Management aber immer wieder den Unmut der Beschäftigten im Kerngeschäft zu und Streiks wie sie jetzt bei den Piloten, aber womöglich auch beim Kabinenpersonal drohen, konterkarieren die Sanierungsbemühungen im Fluggeschäft.
Die Lufthansa wird auf dem Capital Markets Day, der am Flughafen München stattfindet, neue Finanzziele verkünden. Federführend dafür verantwortlich zeichnet Finanzvorstand Till Streichert, der seit rund einem Jahr bei der Lufthansa ist. Bisher gilt die Zielrendite von 8%. Streichert setzt zudem den Fokus auf das Turnaround-Programm im Geschäftsfeld Lufthansa Airlines. Dieses sei für den gesamten Konzern von sehr großer Bedeutung, denn das Segment trägt etwa 45% zum Gesamtumsatz bei, so der CFO in einem Interview der Börsen-Zeitung. Erwartet wird im Geschäftsjahr 2026 ein positiver Ergebniseffekt von 1,5 Mrd. Euro, der sich bis 2028 auf 2,5 Mrd. Euro ausweiten soll. Im Vordergrund steht „striktes Kostenmanagement“. Kostenmanagement alleine wird die CMD-Teilnehmer in München aber nicht überzeugen, da werden der CFO und das gesamte Vorstandsteam um Konzernchef Carsten Spohr noch mehr liefern müssen in der nächsten Woche.
29. September
Lufthansa setzt neue Finanzziele
lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Nach sechs Jahren Abstinenz lädt Lufthansa am kommenden Montag Investoren und Analysten zum Kapitalmarkttag am Flughafen München ein. Im Fokus dürfte das Turnaround-Programm im Kerngeschäft stehen, es werden aber auch neue mittelfristige Finanzziele erwartet.