Finanzmarktkalender25.-27. Juli

Fed und EZB auf Kurssuche

Vor der Sommerpause kommen die US-Notenbank Fed und die EZB noch einmal zu wegweisenden Sitzungen zusammen. Weitere Zinserhöhungen gelten jetzt als ausgemacht, aber der weitere Kurs ist unklar und umstritten. Das Dilemma der Notenbanken: Die Inflation ist noch nicht besiegt, aber zugleich taumelt die Wirtschaft.

Fed und EZB auf Kurssuche

Wenn in der nächsten Woche zunächst die US-Notenbank Fed am Mittwoch und dann die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag entscheidet, gelten weitere Zinserhöhungen als nahezu ausgemachte Sache. Marktteilnehmer und Ökonomen erwarten bei beiden Notenbanken eine Anhebung um 25 Basispunkte. Unklar und teils heftig umstritten ist aber, wie es darüber hinaus weitergeht. Mit Spannung werden deshalb entsprechende Signale von Fed und EZB erwartet. Allerdings könnten Hoffnungen auf mehr Klarheit enttäuscht werden.

Die Fed und die EZB haben in den vergangenen Monaten ihre Leitzinsen so aggressiv erhöht wie seit Jahrzehnten nicht oder sogar wie noch nie – die Fed um 500 Basispunkte seit März 2022 und die EZB um 400 Basispunkte seit Juli 2022. Grund war die viel zu hohe Inflation. Inzwischen hat die Teuerung spürbar nachgelassen, sie liegt aber mit 3,0% in den USA und 5,5% im Euroraum immer noch teils deutlich oberhalb des 2-Prozent-Ziels von Fed und EZB. Zugleich hat sich aber die Konjunktur deutlich abgeschwächt und die Sorgen wachsen, dass die Zentralbanken mit der Straffung überziehen.

Inflationskernrate noch zu hoch

Vorerst lassen sich Fed und EZB davon aber nicht beeindrucken. Die Fed hatte zwar im Juni erstmals nach zehn Zinserhöhungen in Folge ihren Leitzins unverändert gelassen. Aber bereits da hatte sie mit der Prognose überrascht, dass im Jahr 2023 noch zwei weitere Zinserhöhungen folgen könnten. Die erste dürfte es nun am Mittwoch geben. An den Finanzmärkten ist ein solcher Schritt eingepreist und auch viele Ökonomen gehen davon aus. Hintergrund ist nicht zuletzt der weiter sehr robuste US-Arbeitsmarkt und das starke Lohnwachstum. Zudem liegt die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) bei 4,8%. Ob es nach Juli noch einen Zinsschritt geben wird, wird aber vielfach bezweifelt – auch wenn einige US-Notenbanker in den vergangenen Tagen genau das noch einmal bekräftigt hatten. Für viele Experten sprechen der starke Rückgang der Teuerung und die Konjunkturabschwächung gegen weitere Anhebungen über nächste Woche hinaus.

Zinsschritte eingepreist

Auch bei der EZB dreht sich alles um die Frage, ob die Zinserhöhung nächste Woche die letzte im Zinszyklus sein wird. An den Märkten waren zuletzt zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte im Juli und September eingepreist worden. Im Euroraum gibt es insbesondere bei der Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) noch keine rechte Entspannung; sie liegt bei 5,5%. In den Tagen vor der am Donnerstag begonnenen Schweigephase vor der Zinssitzung hatten allerdings Aussagen von Euro-Notenbankern Zweifel an einem September-Schritt geschürt.

Fed und EZB stehen nun vor der gleichen Herausforderung: Einerseits wollen sie nicht überziehen und es ergibt aus ihrer Sicht Sinn, zunächst die verzögerte Wirkung des historischen Zinserhöhungskurses abzuwarten. Andererseits wollen sie auch im Sinne ihrer Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation nicht zu früh nachgeben. Erschwerend kommt hinzu: Sobald klar ist, dass der Zinsgipfel erreicht ist, dürften Spekulationen auf erste Zinssenkungen noch zunehmen – genau das wollen die Notenbanker aber derzeit überhaupt nicht. Sie betonen stets, länger am höheren Zinsniveau festhalten zu wollen.

25.–27. Juli

Fed und EZB auf Kurssuche

Vor der Sommerpause kommen die US-Notenbank Fed und die EZB noch einmal zu wegweisenden Sitzungen zusammen. Weitere Zinserhöhungen gelten jetzt als ausgemacht, aber der weitere Kurs ist unklar und umstritten. Das Dilemma der Notenbanken: Die Inflation ist noch nicht besiegt, aber zugleich taumelt die Wirtschaft.

Von Mark Schrörs, Frankfurt
BZ+
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