FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Graubrot bei der Commerzbank

Institut hat Investoren auf Gewinneinbruch eingestimmt - MBank-Verkauf im Fokus

Graubrot bei der Commerzbank

Von Anna Sleegers, FrankfurtVon der Bilanzvorlage der Commerzbank am kommenden Donnerstag dürften sich die wenigsten Marktteilnehmer ein Feinschmeckermenü erwarten. Nachdem das Institut im Herbst dann auch offiziell vom Ziel eines im Vergleich zum Vorjahr stabilen Konzernergebnisses abrückte, ist eher Graubrot angesagt, bestenfalls mit einer Schicht Butter. Letztere könnte aus ermutigenden Neuigkeiten vom Verkaufsprozess der polnischen Tochter MBank bestehen, in dem die Angebotsfrist dem Vernehmen nach Ende Januar abgelaufen ist.Das Interesse an der MBank war erwartungsgemäß ziemlich rege – kaum eine Woche verging, ohne dass einer der Wettbewerber öffentlich kundtat, sich das Institut genauer anschauen zu wollen. Wie viele der unverbindlichen Interessensbekundungen in einem konkreten Angebot mündeten, wird man vielleicht von Commerzbank-Chef Martin Zielke erfahren. Am gestrigen Donnerstag ließ das Management der Tochter jedenfalls schon mal durchblicken, dass man es bevorzugen würde, wenn auch der neue Großaktionär aus dem Ausland stammt und nicht aus der polnischen Heimat.Mit Blick auf die neue Konzernstrategie, deren Finanzierung der Zweck des MBank-Verkaufs ist, müssen sich die Investoren dagegen voraussichtlich noch eine Weile gedulden. Der gemeinsame Integrationsausschuss mit der vor der Verschmelzung auf die Mutter stehenden Online-Bank Comdirect hat erst vor kurzem seine Arbeit aufgenommen. Die Analysten von Independent Research werten die Übernahme grundsätzlich als positiv, weil sie zwischen den beiden Instituten bislang nicht gehobene Synergiepotenziale vermuten und eine Stärkung des Online-Geschäfts der Commerzbank begrüßen.Wie die Integration der Tochter konkret auf die Digitalisierung der Commerzbank einzahlen soll, bleibt spannend. Mit Details ist jedoch vor der Hauptversammlung der Comdirect am 5. Mai, die den förmlichen Squeeze-out-Beschluss fassen soll, kaum zu rechnen. Zumal die Integration voraussichtlich mit einem nicht unbeträchtlichen Stellenabbau einhergehen wird, dessen Umsetzung es mit den Arbeitnehmervertretern auszuhandeln gilt.Doch zurück zum Graubrot: Nachdem die zweitgrößte private Bank in Deutschland im vergangenen Jahr noch einen Konzerngewinn von 865 Mill. Euro ausgewiesen hat, rechnen die Analysten laut der auf der Website der Commerzbank veröffentlichten Konsensschätzung im Mittel mit einem Gewinneinbruch um fast ein Drittel auf 586 Mill. Euro. Vorschusslorbeeren möglichAn der Konsensschätzung beteiligt haben sich den Angaben zufolge elf Analysten. Die Spanne ihrer Erwartungen an den Konzerngewinn der Commerzbank fällt vergleichsweise breit aus. Die niedrigste Schätzung liegt bei 554 Mill. Euro, die höchste bei 646 Mill. Euro. Die Messlatte liegt also nicht allzu hoch, um die Erwartungen mancher Marktteilnehmer zu übertreffen.Vor diesem Hintergrund stehen die Chancen auf Vorschusslorbeeren für eine bislang nur äußerst flüchtig skizzierte neue Strategie gut. Vielleicht ist es dann ja sogar die Commerzbank, die das derzeit ungewohnt positive Sentiment für den europäischen Bankensektor befeuert. Am gestrigen Donnerstag war es andersherum: Die Commerzbank legte im Kielwasser der Deutschen Bank zeitweise um fast 3 % zu.