FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Henkel hängt in der Luft

Warten auf den neuen Konzernchef Carsten Knobel - Wie groß ist das Interesse an Wella?

Henkel hängt in der Luft

Von Antje Kullrich, DüsseldorfZum letzten Mal wird Hans Van Bylen am kommenden Donnerstag die Zahlen von Henkel präsentieren. Vor zwei Wochen gab der Klebstoff- und Konsumgüterproduzent bekannt, dass der 58-jährige Manager nach nur dreieinhalb Jahren an der Spitze des Konzerns seinen Posten am Jahresende räumen wird. Nach mehreren Gewinnwarnungen sowie einer anhaltenden Schwäche der Kosmetiksparte haben Gesellschafterausschuss und Aufsichtsrat die Reißleine gezogen. Allerdings entschieden sie sich gegen den sofortigen Austausch des Konzernchefs.Der Persil- und Pritt-Hersteller hängt damit derzeit in der Luft. Van Bylen ist nur noch eine “Lame Duck” – ein zügiger Wechsel an der Spitze wäre für das Geschäft wohl die bessere Variante gewesen. Zumal der Nachfolger mit Finanzvorstand Carsten Knobel bereits feststeht. Der muss sich aktuell mit der Frage beschäftigen, ob Henkel in einem dritten Anlauf Wella und andere Haarkosmetikmarken übernehmen will. Coty hat das professionelle Haarpflegegeschäft vor wenigen Wochen zum Verkauf gestellt, nachdem der US-Konzern im Besitz der deutschen Milliardärsfamilie Reimann Wella erst 2016 von Procter & Gamble erworben hatte. Henkel war bereits zwei Mal an Wella interessiert, kam aber nicht zum Zuge. Angesichts zweier Wettbewerber, die mit dem Darmstädter Unternehmen nicht glücklich wurden, ist allerdings fraglich, ob Henkel der richtige Käufer wäre. Denn die Düsseldorfer müssen ihr kleinste Sparte Beauty Care selbst erst mal in Ordnung bringen. Die lieferte zuletzt mit einem Margeneinbruch und einem organischen Umsatzrückgang von 2,4 % im zweiten Quartal ein grottenschlechtes Ergebnis. Allerdings wären die Coty-Marken für Henkel die Gelegenheit, zumindest in Kosmetik-Teilmärkten wieder eine relevante Größe zu erreichen.Neben den strategischen und personellen Fragen wird der Zwischenbericht am kommenden Donnerstag Aufschluss darüber geben, ob Henkel im Vergleich zum Wettbewerb noch weiter zurückgefallen ist. Bei Procter & Gamble läuft es derzeit prächtig, der Konzern hob Mitte Oktober Umsatz- und Ergebnisziel an. Auch Unilever verkündete starkes nominales Wachstum, organisch lag es etwas tiefer, aber immer noch bei soliden 3 %. Henkel dagegen musste im zweiten Quartal einen organischen Umsatzrückgang im Konzern von 0,4 % hinnehmen. Selbst die bislang solide größte Sparte Adhesive Technologies legte zuletzt den Rückwärtsgang ein: Die Schwäche der Automobilindustrie geht an den Henkel-Klebstoffen nicht spurlos vorüber, die Mengennachfrage sank um über 4 %. Zwischen April und Juni konnte die Sparte den Gewinn noch halten, doch wird das auch so bleiben?