FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Nord/LB in schwerer See

Die Neuausrichtung der Hannoveraner Landesbank und der Aufbau von Kapital binden Kapazitäten

Nord/LB in schwerer See

Von Bernd Neubacher, FrankfurtWenn die Nord/LB am Dienstag kommender Woche ihre Ergebnisse für das erste Quartal veröffentlichen wird, dürfte die Performance kaum an jene der Bayerischen Landesbank (BayernLB) sowie der LBBW heranreichen, die ihren Gewinn in den ersten drei Monaten binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt bzw. um 73 % gesteigert haben. Denn während BayernLB und LBBW ihre Neuausrichtung abgeschlossen haben, steht dies der von der Schiffskrise gebeutelten Landesbank erst noch bevor.Mit dem anderen Schiffsfinanzierer im Landesbankensektor, der zum Verkauf stehenden HSH Nordbank, hat es die Nord/LB 2016 zusammen auf Kreditwertberichtigungen von nicht weniger als 5 Mrd. Euro gebracht. Noch im Schlussquartal 2016 erhöhte sie die Quote bei der Abschirmung ausfallgefährdeter Kredite gegenüber dem Vorquartal um 4 Punkte auf 48 %. Im vergangenen Jahr fuhr die drittgrößte Landesbank der Republik somit einen Rekordverlust von 2 Mrd. Euro ein. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass im Startquartal neuerliche Risikovorsorge vonnöten geworden ist.Neuerdings belastet die maritime Krise das in Hannover ansässige Haus auch in Form von Finanzierungen für die in die Pleite gerutschte Reederei Rickmers. Bei einer Abstimmung über ein Sanierungskonzept für Rickmers ist Mitte Mai die erforderliche Zahl von mindestens der Hälfte des Anleihekapitals verfehlt worden. Bei einer zweiten Abstimmung am 1. Juni soll nun ein Quorum von 25 % ausreichen.Um ihre Kapitaldecke zu stärken, hat die Bank erst vor wenigen Tagen abermals eine Tranche verbriefter Kredite bei institutionellen Investoren platziert. Die harte Kernkapitalquote, die 2016 auf 9,9 % von 12,2 % abgerutscht ist, wird dies um 20 bis 30 Basispunkte erhöhen, was sich freilich erst in den Halbjahresergebnissen niederschlagen wird, welche am 30. August zur Veröffentlichung anstehen. Auf mittlere Sicht strebt die Bank einen Wert von 11 bis 12 % an. Was Wunder, dass die Nord/LB, was Interesse an einem Kauf der HSH Nordbank angeht, bereits höflich abgewinkt hat.Fest steht schon jetzt: Neben der Bewältigung der Schifffahrtkrise und der damit einher gehenden Notwendigkeit des Kapitalaufbaus wird die Integration der zu Jahresbeginn vollständig übernommenen Tochter Bremer Landesbank auf Sicht Kapazitäten der Nord/LB binden. Den Vollzug der Fusion hat Landesbankchef Thomas Bürkle für das dritte Quartal angekündigt.Unter dem Motto “One Bank” soll die Nord/LB zudem in den kommenden vier Jahren auf eine neue Grundlage gestellt werden. Das Schiffskreditportfolio, das im vergangenen Jahr fast allein für den Anstieg der Risikovorsorge auf 3 Mrd. Euro sorgte, soll bis 2018 auf 12 Mrd. bis 14 Mrd. Euro von zuletzt 16,8 Mrd. Euro abnehmen. “Unser Ziel ist es, den Konzern insgesamt wieder nachhaltig profitabel zu machen”, hat Bürkle erklärt, ohne die mit der Restrukturierung einhergehenden Belastungen zu detaillieren.