Reformeifer bei Thyssenkrupp
Freitag, 27.1.:Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger wird auf der Hauptversammlung in der Kritik stehen, weil der Umbau des Konzerns auf der Stelle tritt und die Eigenkapitalschwäche bedrohlich wird. Nur mit Mühe und Not kann es sich das Unternehmen leisten, die vorgeschlagenen rund 85 Mill. Euro (15 Cent je Aktie) an die Aktionäre auszuschütten. Gleichzeitig kommt die angestrebte Fusion der Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Konkurrenten Tata Steel, die eine Entkonsolidierung der Sparte und ihrer Pensionsverpflichtungen ermöglichen würde, nicht schnell genug voran. Das ruft institutionelle Investoren als Kritiker auf den Plan, darunter Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment: “Thyssenkrupp ist immer noch ein Koloss auf tönernen Füßen”, sagte Speich der Börsen-Zeitung. Der Konzern müsse alle Kräfte auf die Transformation des Geschäftsmodells und den Abbau der Verschuldung richten, um seine Existenz langfristig zu sichern. Ein Abstoßen der Stahlsparte wäre ein Befreiungsschlag. Die Zukunft liege im Technologiegeschäft und nicht im Stahl, meint Speich. Diese Ansicht dürfte Konzernchef Hiesinger vielleicht sogar teilen, da die Stahlsparte seit geraumer Zeit ihre Kapitalkosten nicht verdient. Doch ihm bleibt neben den kontinuierlichen Restrukturierungs- und Kostensenkungsbemühungen nichts anderes übrig als abzuwarten, bis Tata Steel die Pensionslasten von 15 Mrd. Pfund von seinem britischen Unternehmensteil wirksam abgetrennt hat. Denn dieses Risiko will sich Thyssenkrupp nicht aufladen.cru