Reizthemen beherrschen Jackson Hole Agenda
21.‒23. August
Reizthemen in Jackson Hole
Bei dem Federal Reserve Symposium in Jackson Hole, Wyoming, werden die Teilnehmer dieses Jahr jede Menge brisanten Gesprächsstoff haben. Neben der Leitthese „Jobmarkt im Wandel“ werden sie über die US-Konjunktur, Erwartungen an die Fed, deren Unabhängigkeit und über die Powell-Nachfolge diskutieren.
Von Peter De Thier, Washington
Zwar deutet der Arbeitstitel der Währungs- und wirtschaftspolitischen Konferenz in Jackson Hole darauf hin, dass sich Teilnehmer strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt widmen wollen. Überschattet werden könnte das Thema aber von den Konjunkturaussichten in den USA. In diesem Zusammenhang werden sich Politiker, Zentralbanker, CEOs und Wirtschaftsexperten auch über die Aussichten für eine baldige Zinssenkung durch die Fed und über deren politische Unabhängigkeit unterhalten. Eine bedeutende Rolle dürfte auch der Debatte um die Nachfolge des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell zukommen.
Gastgeber für die Konferenz in dem schmucken Skiort ist die Federal Reserve Bank von Kansas City. Im Mittelpunkt werden Workshops und Diskussionen über Veränderungen am Jobmarkt stehen. Unter anderem über die Folgen, die technologische Fortschritte, gerade bei künstlicher Intelligenz (KI), und demografische Veränderungen für die Arbeitsproduktivität haben. Auch, wie der Wandel sich auf die Lohnentwicklung und den geldpolitischen Kurs der Notenbank auswirken wird.
Powell Rede als Höhepunkt
Zu den Highlights wird wie jedes Jahr auch die Keynote-Rede des obersten Währungshüters zählen. 2024 nahm Powell seinen Auftritt zum Anlass, um die Zinswende einzuläuten. Bei den drei anschließenden Sitzungen des Offenmarktausschusses (FOMC) senkte die Notenbank den Leitzins um insgesamt 100 Basispunkte. Dieses Jahr könnte Powell deutliche Signale für ein Ende der seit Dezember andauernden Zinspause geben.
Analysten rechnen nämlich damit, dass das FOMC am 18. September die Zielzone für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte heruntersetzen wird. Dies wäre die erste Zinssenkung seit Dezember. Die weiter moderate Inflation, gepaart mit dem schwachen Stellenwachstum, wird auch die Debatte darüber anheizen, welche Rolle Vollbeschäftigung als zweite Komponente des dualen Fed-Mandats künftig spielen wird.
Reizthema Unabhängigkeit der Fed
Am Thema Unabhängigkeit der Fed werden die Teilnehmer in Jackson Hole nicht vorbeikommen, mindestens in den Pausen zwischen den offiziellen Programmpunkten dürfte dies heiß diskutiert werden. US-Präsident Donald Trump dringt seit mehreren Monaten Powell, die Zinsen zu senken und hat andernfalls mit einer vorzeitigen Kündigung gedroht. Der oberste Währungshüter hat dem politischen Druck aber nicht nachgegeben. Powell beharrt auf der politischen Unabhängigkeit der Fed und hat erklärt, dass ein Rücktritt nicht infrage kommt. Seine zweite Amtsperiode läuft bis Ende Mai 2026.
Diskussionen über die Konjunktur werden sich um Trumps Einfuhrzölle und die wachsenden Stagflationssorgen ranken. „Der Arbeitsmarkt ist fast zum Stillstand gekommen, die Verbrauchernachfrage entwickelt sich schleppend, und der Inflationsdruck dauert an“, stellte Enrique Diaz-Alvarez, Chefvolkswirt bei dem Finanzdienstleister Ebury fest. Allesamt Vorboten einer möglichen Stagflation.
Spekulationen um Powell-Nachfolge
Auch werden die Wirtschaftskoryphäen nicht an den Spekulationen vorbeikommen, wer von Powell den Chefsessel übernehmen wird. Zu den Favoriten zählt Kevin Hassett, Leiter des National Economic Council. Chancen haben auch der frühere Notenbanker Kevin Warsh und Fed-Vorstand Christopher Waller.
Waller gehört seit 2020 dem Direktorium der Notenbank an. Zuletzt haben sich Hinweise verdichtet, wonach der Präsident dazu neigt, Waller den Zuschlag zu geben. Trump hatte ihn in den Fed-Vorstand berufen. In jüngster Zeit ist der Nationalökonom deswegen im Ansehen des Präsidenten gestiegen, weil er bei der FOMC-Sitzung im Juli für eine monetäre Lockerung einsetzte, die aber ausblieb. Außer Waller votierte nur seine Kollegin Michelle Bowman gegen den Beschluss, den Leitzins unverändert zu belassen.