Softwarekonzern

SAP will Cloud-Momentum halten

Nach unerwartet guten Zahlen von Wettbewerber Oracle wird auch vom Softwarekonzern SAP ein starkes Schlussquartal 2023 erwartet. Das gilt allerdings nur für die Cloud.

SAP will Cloud-Momentum halten

scd Frankfurt

Die Erwartungen an die Zahlenvorlage von SAP am kommenden Donnerstag sind hoch. Der Softwarekonzern ist mit Rückenwind ins Schlussquartal gestartet. Das Cloud-Wachstum hat sich im dritten Quartal auf gut 25 % beschleunigt, und das wichtige Kernprodukt S/4Hana legte sogar um mehr als vier Fünftel zu. Konzernchef Christian Klein kündigte bereits ein neuerliches Rekordquartal in der Cloud an.

Einer Analyse der Deutschen Bank zufolge sorgt die beschleunigte Überführung von bestehenden SAP-Kunden in die Cloud dafür, dass das Unternehmen die Wettbewerber mit seiner ERP-Software beim Wachstum zuletzt deutlich distanziert hat. Während Microsoft Dynamics klar an Fahrt verloren habe, befinde sich Oracle mit ihrer neueren Software Fusion zwar im Aufwind, wachse aber noch lange nicht so schnell wie SAP. Zumindest war dies bis zum jüngsten Quartal so. Nun muss SAP zeigen, ob der Konzern in seinem Kerngeschäft das Momentum aufrechterhalten und zugleich das Wachstum in anderen Bereichen steigern kann.

Finanzvorstand Luka Mucic zeigt sich von den mittelfristigen Aussichten überzeugt. „Wir sehen, dass die SAP in einem sehr unsicheren und volatilen Umfeld in eine sinkende Konjunktur hinein ihr Wachstum beschleunigt hat und auch beginnt, Ergebniszuwachs zu zeigen“, sagte er im Dezember im Interview der Börsen-Zeitung. Mucic geht davon aus, dass SAP gegenüber Wettbewerbern wie Salesforce im Vorteil ist. Während die Unternehmen in der Pandemie vor allem die digitalen Schnittstellen zu ihren Kunden optimiert haben, was die Nachfrage nach Software für Kundenbeziehungsmanagement erhöht habe, stünden nun „Automatisierung der Produktion und Effizienz von Lieferketten“ im Fokus. „An dieser Stelle hat SAP ihre originären Stärken.“

Oracle treibt Erwartungen

Gute Quartalszahlen von Oracle und Workday hatten die Analysten von J.P. Morgan zuletzt veranlasst, ihr Preisziel für SAP von 116 auf 119 Euro anzuheben und die Walldorfer auf ihre Analyst Focus List zu setzen. Die Unternehmensbeobachter rechnen damit, dass der Ausblick die Markterwartungen übertreffen wird. Die mittelfristige Prognose von Oracle hatte deutlich über den Analystenschätzungen gelegen. Zuletzt hatte die SAP-Aktie, die im September bis auf 81 Euro abgerutscht waren, bei gut 107 Euro notiert. Die Analysten der US-Investmentbank sind vor allem optimistisch mit Blick auf die Ergebnisentwicklung. Im abgelaufenen Turnus sorgte allein der Rückzug aus Russland für Kosten in Höhe von rund 300 Mill. Euro, die 2023 wegfallen. Die Aufwendungen zur Harmonisierung ihrer Cloud-Dienste hat SAP zudem weitgehend bewältigt, so dass auch hier im neuen Jahr eine Kostenentlastung zu erwarten ist.

Im Schlussquartal wird SAP laut Bloomberg von Analysten im Schnitt ein Anstieg der Cloud-Erlöse um 24,3 % auf 3,247 Mrd. Euro zugetraut. Das geht einher mit einem Absturz des klassischen Softwarelizenzgeschäfts. Bei den Lizenzerlösen wird von den Unternehmensbeobachtern ein Einbruch von 1,46 Mrd. auf 891 Mill. Euro prognostiziert. Es wäre das erste Mal seit 2005, dass SAP in einem Schlussquartal mit Lizenzverkäufen weniger als 1 Mrd. Euro erlöst. Damals kam der Konzern auf einen Jahresumsatz von 8,5 Mrd. Euro – so viel wird nun allein für die letzten drei Monate erwartet.

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