Geldpolitik

Schweizerische Nationalbank vor kniffliger Entscheidung

Donnerstag, 17.6.: Am Donnerstag hält die Schweizerische Nationalbank ihre ordentliche Beurteilung der geldpolitischen Lage ab. Dem Noteninstitut mit Präsident Thomas Jordan an der Spitze steht die kniffligste Entscheidung seit längerer Zeit bevor....

Schweizerische Nationalbank vor kniffliger Entscheidung

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Donnerstag, 17.6.:

Am Donnerstag hält die Schweizerische Nationalbank ihre ordentliche Beurteilung der geldpolitischen Lage ab. Dem Noteninstitut mit Präsident Thomas Jordan an der Spitze steht die kniffligste Entscheidung seit längerer Zeit bevor. Die Wirtschaft befindet sich im steilen Aufstieg. Ökonomen rechnen für 2021 mit Wachstumsraten von 3,5% bis 4%, nachdem die Schweiz das Coronajahr mit einer im internationalen Vergleich relativ moderaten Rezession (etwa –3%) überstanden hat. Die Arbeitslosenquote sank von 3,7% auf 3,1% und vieles deutet darauf hin, dass sie in den Sommermonaten weiter fallen wird.

Deutlich gestiegen ist dagegen die Teuerung: Nachdem sie 2020 noch –0,8% betragen hatte, ist sie im Mai auf 6% geklettert. Der Moment kommt näher, an dem sich die Frankenwächter für eine erste Korrektur der extremen Negativzinspolitik entscheiden könnten. Seit 2015 bezahlen die Geschäftsbanken auf ihre überschüssigen Giroeinlagen bei der Notenbank einen Strafzins von 0,75%. Das weltweit tiefste Zinsniveau bleibt nicht ohne Folgen für das Land. Der Immobilienmarkt läuft heiß und der Druck der Banken, die Strafzinsen an das breite Publikum weiterzugeben, wächst. Lebensversicherer, Pensionskassen und das Vorsorgesystem leiden unter dem Zinsregime. Dessen Sinn besteht darin, eine krasse Aufwertung des Franken zu verhindern und der Wirtschaft so noch Schlimmeres zu ersparen. Doch mit dem starken Konjunkturaufschwung in den USA, der zunehmend auf Europa überspringt, gewinnt die Nationalbank Spielraum, um ihre Zinspolitik freier zu gestalten.