Finanzmarktkalender16. November

Siemens optimistisch in fragilen Zeiten

Eine fragile Weltkonjunktur und die Tochter Siemens Energy in Turbulenzen: Siemens spürt nach vielen Quartalen, für die die Konzernkommunikatoren nach positiven Superlativen gesucht haben, die Schattenseiten des Geschäftslebens. Bei der Bilanzvorlage wird der Vorstand dennoch Optimismus demonstrieren.

Siemens optimistisch in fragilen Zeiten

16. November

Fragile Zeiten auch für Siemens

Eine fragile Weltkonjunktur und die Tochter Siemens Energy in Turbulenzen: Siemens spürt nach vielen Quartalen, für die die Konzernkommunikatoren nach positiven Superlativen gesucht haben, die Schattenseiten des Geschäftslebens. Bei der Bilanzvorlage wird der Vorstand aber Optimismus demonstrieren.

Von Michael Flämig, München

Finanzvorstand Ralf Thomas, der am kommenden Donnerstag (16. November) mit dem Vorstandsvorsitzenden Roland Busch die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2022/2023 (30. September) präsentiert, hatte schon Ende September im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Tonart vorgegeben: Er sei zuversichtlich, dass das Jahresergebnis nicht nur die Erwartungen erfülle, sondern das Geschäftsjahr rückblickend als erfolgreich bewertet werde, sagte er.

Alle Blicke auf Digital Industries

Tatsächlich rechnen die Analysten im Schnitt – der Konzern hat weit mehr als ein Dutzend Einschätzungen zusammengetragen – trotz der fraglichen Konjunktur mit reichlich Dynamik. Demnach wird der Umsatz der Kernsparten auf vergleichbarer Basis um 9,8% auf 73,7 Mrd. Euro gewachsen sein. Die Marge dieses industriellen Geschäfts beträgt 15,5% nach 15,1% im Vorjahr. Den Gewinn pro Aktie in der Definition von Siemens schätzen die Analysten auf 9,76 Euro, während Siemens 9,60 bis 9,90 Euro prognostiziert hat.

Im Zentrum der Analyse wird die Performance der Sparte Digital Industries stehen – ihr kurzzyklisches Geschäft zeigt die Folgen des konjunkturellen Gegenwinds zuerst. Sie hatte im dritten Quartal mit einem Auftragseinbruch für eine Enttäuschung gesorgt, die Spartenprognose für das Geschäftsjahr musste gesenkt werden. Doch nun dürfte ein Schlussspurt im Software-Geschäft für Erfolgsmeldungen sorgen. Zudem wären Investoren erleichtert, wenn im Automation-Geschäft der Sparte – das stark von China abhängig ist – die Talsohle erreicht wäre.

Neuer Aktienrückkauf möglich

Ebenso wichtig: der Anteil am Gewinn, den die Aktionäre bekommen. Thomas hatte bereits im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont, dass das Ummünzen des Geschäftsverlaufs in Dividende und Aktienrückkauf nicht vom Ergebnis von Siemens Energy beeinflusst werde. Sprich: Die Dividende von zuletzt 4,25 Euro je Aktie dürfte steigen.

Außerdem ist der laufende Aktienrückkauf mit einem Volumen von 3 Mrd. Euro fast vollendet, Anfang November hatte Siemens schon 2,7 Mrd. Euro ausgegeben. Ein neues Programm ist denkbar. Was wird Siemens 2024 anstreben? Die Investoren haben im Blick, ob und wenn ja wie stark das Wachstum von Digital Industries sein soll. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz sollte nicht zuletzt wegen eines Bahn-Sondereffekts über 1 landen. Riesensprünge sind beim Ergebnis pro Aktie angesichts der konjunkturellen Lage nicht zu erwarten, aber zumindest in der oberen Hälfte der Prognose-Bandbreite sollte ein Wachstum drin sein.

Wenn Busch und Thomas am Donnerstag vor die Presse treten, hat Siemens Energy schon gesprochen. Die Tochter, an der Siemens direkt gut 25% hält, präsentiert ihre Zahlen am 15. November. Neben eventuellen Kreditgarantien auch vom Staat ist entscheidend, wie Chef Christian Bruch die Probleme des Windkraftgeschäfts lösen will.

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