Sorge um Kreditqualität in US-Bankenportfolios wächst
Sorge um Kreditqualität in US-Bankenportfolios wächst
xaw New York
14. Oktober
Sorgen um US-Kreditqualität wachsen
Amerikas Großbanken starten eigentlich mit enorm starken Vorgaben in die Berichtssaison zum dritten Quartal. Denn das lange schwächelnde Kapitalmarktgeschäft brummt wieder, Börsengänge wie jene des Zahlungsdienstleisters Klarna, des Stablecoin-Emittenten Circle Internet oder der Ticketplattform Stubhub haben in den vergangenen Monaten die Underwriting-Erlöse an der Wall Street angekurbelt.
Die Effekte des IPO-Aufschwungs haben sich zuletzt bereits bei der Investmentbank Jefferies gezeigt, die zudem von einer anziehenden Aktivität bei Fusionen und Übernahmen profitierte. Die Dealberater des New Yorker Hauses schnitten im abgelaufenen Quartal so gut ab wie nie zuvor, der firmenweite Gewinn zog im abgelaufenen Quartal in der Folge um 34% an. Mit dem bereits Ende September veröffentlichten Ergebnis lieferte Jefferies, deren CEO Richard Handler von einem „Wiederanstieg des globalen Marktsentiments“ sprach, auf dem Papier eine starke Vorlage für die US-Großbanken, die in der kommenden Woche die Bücher öffnen.
Insolvenzen sorgen für Unruhe
Doch ausgerechnet kurz vor den Zahlenvorlagen von J.P. Morgan, Citigroup, Wells Fargo und Goldman Sachs – die am Dienstag vor Eröffnung an der Wall Street anstehen – sowie Bank of America und Morgan Stanley – die am Mittwoch folgen – schlägt die Stimmung um. Denn bei Investoren wachsen die Sorgen um die Assetqualität in den Kreditportfolios der Geldhäuser. Zunächst drang Anfang September an die Öffentlichkeit, dass mehrere US-Banken infolge der Insolvenz des Autokreditanbieters Tricolor vor schmerzhaften Verlusten stehen. Unter den am stärksten betroffenen Instituten ist neben der Regionalbank Fifth Third auch Branchenprimus J.P. Morgan.
Anschließend sorgte die Pleite des Autozulieferers First Brands für Unruhe. Denn das Unternehmen war bei seinem Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 nicht einmal in der Lage anzugeben, welches Volumen seine Verpflichtungen haben, die zum Großteil aus schuldenfinanzierten Akquisitionen stammen. Es sei ein Betrag irgendwo zwischen 10 Mrd. und 50 Mrd. Dollar, teilweise außerhalb der Bilanz versteckt. Jefferies, die zuletzt so positive Signale sandte, zählt zu den am stärksten exponierten Banken. Eine Tochter des Investmenthauses, Point Bonita Capital, hat entlang der Kundenkette von First Brands Kredite im Volumen von 715 Mill. Dollar verteilt. Die Probleme beim Autozulieferer erstrecken sich zudem auf die UBS.
Intransparentes Segment
Die Turbulenzen werfen ein Schlaglicht auf potenzielle Systemrisiken durch die stark ausgeweitete Kreditvergabe über die Private Markets. Das Volumen der Darlehen von US-Banken an Intermediäre ohne Einlagengeschäft ist laut der Ratingagentur S&P Global auf über 1,2 Bill. Dollar geschossen – auf nahezu 10% aller durch die Einlagensicherung FDIC gedeckten Bankkredite. Denn die Geldhäuser trachten seit Jahren danach, ihre Zinsmargen zu stützen, die infolge eines stärkeren Einlagenwettbewerbs bei gestiegenen Zinsen am langen Ende der Kurve unter Druck geraten sind. Gerade eine Beteiligung an Private-Credit-Transaktionen gilt als äußerst renditeträchtig, allerdings ist das Segment in den USA auch kaum reguliert und für Investoren intransparent.
Insgesamt haben Amerikas Banken ihre Kreditvergabe zuletzt noch einmal angekurbelt. Mit den Portfolios wächst allerdings auch das Volumen der notleidenden Kredite. Aktionäre werden bei den anstehenden Zahlenvorlagen daher genau darauf achten, wie sich die Rückstellungen von Amerikas führenden Geldhäusern für faule Kredite entwickeln.