FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

VW im Zeichen der Abgaskrise

Belastungen durch "Dieselgate" steigen - Milliardengewinn - Streit über Zukunftspakt bei Kernmarke

VW im Zeichen der Abgaskrise

Von Carsten Steevens, HamburgUm mehr als 50 % hat die VW-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt. Sieben negativen Anlageempfehlungen von Analysten stehen bei neun neutralen gegenwärtig 16 positive gegenüber. Die Sichtweiten in der Dieselabgaskrise haben sich verbessert: Der Volkswagen-Konzern hat 17 Monate nach Bekanntwerden der Softwaremanipulationen bei 11 Millionen Dieselautos eine verlässlichere Planungsgrundlage als noch vor Jahresfrist. Neue RückstellungenDie in den vergangenen Monaten erreichten Vergleichsvereinbarungen mit Regierung, Behörden und Privatklägern in Nordamerika werden die bislang im Verlauf der Abgasaffäre gebildeten Rückstellungen von 18,2 Mrd. Euro noch ansteigen lassen. Analysten halten weitere 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro, die Volkswagen im Abschluss des vierten Quartals 2016 nachlegen wird, für plausibel. Befürchtungen, dass Schadenersatzklagen institutioneller Investoren in Milliardenhöhe wegen vermeintlicher Verstöße gegen Publizitätspflichten im Zusammenhang mit der Abgasaffäre die Belastungen für die Wolfsburger noch weiter deutlich erhöhen werden, treiben Anleger derzeit offenbar kaum um. Dabei sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn und andere nicht abgeschlossen. Die jüngst bekannt gewordenen Anschuldigungen des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch haben daran erinnert, dass die Aufklärung der Affäre nach wie vor nicht abgeschlossen und mit finanziellen Risiken behaftet ist.Interessanter aus Sicht der Anleger erscheint die operative Entwicklung des Mehrmarkenkonzerns. Der Rekord von rund 10,3 Millionen ausgelieferter Fahrzeuge (+3,8 %) im abgelaufenen Jahr hat im Januar gezeigt, dass die schwerste Krise der Unternehmensgeschichte den Absatzerfolg von Volkswagen offenbar nicht drastisch mindert. Der Konzern stützt sich dabei mehr denn je auf den weltgrößten Automarkt: Der Anteil Chinas an den Auslieferungen belief sich 2016 auf fast 40 %. Nach dem 2015 verbuchten Rekordverlust erwarten Analysten für das abgelaufene Jahr wieder einen Milliardengewinn. Nach dem dritten Quartal hatte Volkswagen Jahresziele angehoben: Statt eines um bis zu 5 % sinkenden Konzernumsatzes wurden Erlöse auf Vorjahresniveau (213 Mrd. Euro) in Aussicht gestellt. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen soll am oberen Ende des Korridors von 5 bis 6 % landen. Mit den verbesserten Zahlen dürfte auch die zuletzt auf ein symbolisches Niveau von 0,17 (i.V. 4,86) Euro je Vorzugsaktie gesunkene Dividende wieder spürbar steigen. Aufschluss werden Zahlen geben, die am kommenden Freitag knapp drei Wochen vor der Bilanzvorlage erscheinen. Neue VergütungsregelnWie es mit der operativen Rendite weitergeht, wird wesentlich von der Marke Volkswagen und der Umsetzung des im November vereinbarten “Zukunftspakts” zwischen Management und Betriebsrat abhängen. Der Streit über die Umsetzung sorgt derzeit nicht zuletzt die Konzernführung um Vorstandschef Matthias Müller. Mit Spannung erwartet werden auch Details zur geplanten Deckelung der Managementvergütung, über die der VW-Aufsichtsrat unter Führung von Hans Dieter Pötsch in einer Woche beraten wird.