Chefvolkswirtin

IWF hält Preisschock für unwahrscheinlich

Chefvolkswirtin schaltet sich in die Diskussion um eine steigende Inflation in Zusammenhang mit dem neuen US–Konjunkturpaket ein. Ihrer Ansicht nach besteht kein Grund zur Sorge.

IWF hält Preisschock für unwahrscheinlich

rec Frankfurt

Die Chefvolkswirtin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Gita Gopinath, hält Sorgen um einen Inflationsschub in den USA für unbegründet. Selbst vor dem Hintergrund des auf 1,9 Bill. Dollar bezifferten Konjunkturpakets von US-Präsident Joe Biden sei es unwahrscheinlich, „dass die USA einen starken Preisauftrieb erleben werden, der die Inflation beständig deutlich über das 2-Prozent-Ziel der Fed drückt“. Sie begründete das mit Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte und einer Reihe struktureller Faktoren.

Mit ihren Äußerungen im IWF-Blog schaltet Gopinath sich in eine Kontroverse unter hochrangigen Ökonomen ein (siehe auch Interview auf dieser Seite). Eine Gruppe um Ex-Finanzminister Lawrence Summers lehnt das von den regierenden Demokraten auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket als überdimensioniert ab – nicht zuletzt aus Sorge vor einer Überhitzung der Wirtschaft und eines damit einhergehenden Preisschocks, der die Fed zum Handeln zwingen könnte. Andere Volkswirte wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz widersprechen.

Gopinath argumentiert, trotz des Booms nach der überstandenen Weltfinanzkrise seien die Verbraucherpreise vergleichsweise stabil geblieben. Die Automatisierung, also der Ersatz menschlicher Arbeit durch Maschinen und Roboter, sorge dafür, dass Lohnsteigerungen meist nicht auf Preise durchschlügen. „Die Krise wird diesen Trend wahrscheinlich beschleunigen.“ Auch hätten sich Lieferketten und der Welthandel als robust erwiesen. Allerdings sind zuletzt Frachtpreise stark gestiegen. Außerdem verwies Gopinath auf die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Zentralbanken. Daher sei nicht zu erwarten, „dass die Geldpolitik auf Kosten höherer Inflation die Verschuldungskosten für Staaten niedrig halten wird“. Zugleich warnte Gopinath vor Turbulenzen, falls Notenbanken früher als erwartet Leitzinsen erhöhten: „Solche Marktreaktionen könnten die globalen Finanzierungsbedingungen auf unerwartete Weise verschärfen“.