Großbritannien

Johnson will bis Ende Juli alle Erwachsenen impfen

Die Briten haben einen mehrstufigen Plan vorgelegt, der den Weg aus dem Lockdown bereiten soll. Allerdings ist die Umsetzung von zahlreichen externen Faktoren wie etwa wieder steigenden Infektionszahlen und Virus-Mutationen abhängig.

Johnson will bis Ende Juli alle Erwachsenen impfen

hip London

Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Montag seinen lang erwarteten Plan für eine Rückkehr des Landes zur Normalität vorgelegt. „Heute ist das Ende wirklich in Sicht“, versprach er bei seinem Auftritt im Unterhaus. In vier Schritten könnten die geltenden Ausgangsbeschränkungen bis zum 21. Juni weitgehend gelockert werden. „Wir müssen lernen, mit Covid zu leben, wie wir langfristig mit der Grippe leben“, sagte Johnson.

Zuerst sollen am 8. März die Schulen wieder öffnen. Lehrergewerkschaften halten das für keine gute Idee, zumal unklar ist, wer die geplanten Tests von Schulkindern durchführen soll. Oppositionsführer Keir Starmer (Labour) fragte prompt, ob die medizinischen und wissenschaftlichen Berater der Regierung diesen Schritt unterstützen, und forderte die Offenlegung der wissenschaftlichen Grundlagen der Entscheidung. Ian Blackford, der Fraktionsführer der schottischen Nationalisten in Westminster, forderte unterdessen schärfere Grenzkontrollen, um die Einschleppung neuer Varianten zu verhindern.

Am 29. März sollen nach Planung der Regierung wieder Treffen von sechs Personen im Freien gestattet sein. Dann will die Regierung auch den Slogan „Stay at Home (Bleib zu Hause)“ aufgeben. Für den 12. April ist die Öffnung aller Einzelhandelsgeschäfte vorgesehen. Pubs und Restaurants­ dürfen dann bereits wieder Kunden im Freien bedienen. Ferien im Inland werden wieder möglich. Zwar dürfen Hotels und Pensionen noch nicht wieder eröffnen, aber Ferienwohnungen und -häuser können bereits wieder angemietet werden. Ab dem 17. Mai sollen Hotels und Pensionen keine Restriktionen­ mehr auferlegt werden. Auch Pubs und Restaurants dürfen dann wieder Gäste nach drinnen bitten. In dieser Phase werde man auch prüfen, welche Rolle „Covid-Status-Bescheinigungen“ für die sichere Wiedereröffnung von Veranstaltungsorten haben könnten. Ab dem 21. Juni soll es auch keine Obergrenzen für die Teilnehmerzahl von Hochzeiten oder Beerdigungen mehr geben.

Bedingungen der Lockerung

Johnson verknüpfte die schrittweise Aufhebung der Restriktionen, mit denen die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie eingedämmt werden sollte, jedoch mit einer ganzen Reihe von Bedingungen. Dazu gehört ein planmäßiger Verlauf der Impfkampagne. Es habe die Lage dramatisch verbessert, sagte Johnson. Bis Ende Juli könnte allen Erwachsenen eine erste Dosis angeboten werden, hofft er. Zudem müsste sich zeigen, dass die Impfungen einen Rückgang der Todesfälle und Krankenhauseinlieferungen bewirken. Die Fallzahlen dürften nicht so schnell steigen, dass das marode öffentliche Gesundheitswesen überlastet werde. Und neue Varianten des Virus dürften nicht für unvorhergesehene Risiken sorgen.

„Das muss der letzte Lockdown gewesen sein“, forderte Starmer. Abgeordnete der Regierungspartei forderten eine schnellere Lockerung der Ausgangsbeschränkungen. Verbände zeigten sich enttäuscht über die Ausgestaltung der Öffnung der Gesellschaft. Johnson antwortete auf die Frage, warum nicht mehr Flexibilität im Zeitplan enthalten sei, dass die Regierung vier Wochen benötige, um zu bewerten, ob es einen Anstieg der Neuinfektionen gegeben hat.

Unterdessen zeigte eine Studie der Universität Edinburgh, dass der Pfizer-Impfstoff die Krankenhauseinlieferungen 28 bis 34 Tage nach der ersten Dosis um 85% reduzierte, der AstraZeneca-Impfstoff sogar um 94%. Die Studie folgte 650000 Menschen, die das Produkt des Viagra-Herstellers erhielten, und 490000 Menschen, die den „Oxford-Impfstoff“ verabreicht bekamen.