Marktausblick

Aktienmärkte werden anfällig für Rückschläge

Nur einige wenige Technologieaktien haben den Anstieg an den US-Börsen seit Mitte des Jahres getragen. Die Aktienmärkte werden anfällig für kräftige Rückschläge, meinen die Experten von Starcapital.

Aktienmärkte werden anfällig für Rückschläge

kjo Frankfurt

Trotz der schwächer als erwarteten Weltkonjunktur 2021 sind die Gewinne der Unternehmen in ungeahnte Höhen vorgestoßen. Vielen Firmen ist es gelungen, trotz Lieferketten-, Chip- und Logistikproblemen angesichts der rasant steigenden Nachfrage, ihre Gewinnmargen durch Preissteigerungen kräftig auszuweiten. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die Automobilindustrie, bei er es selbst bei Luxuslimousinen keine Rabatte mehr gibt. Diese Einschätzung vertritt Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement bei Starcapital.

„Bisher war in China die Immobilienkonjunktur mit einem Anteil von 25% am BIP Haupttreiber der Konjunktur. Der Versuch der chinesischen Führung, die Luft geordnet aus der Immobilienblase abzulassen – Stichwort Evergrande –, die bald rückläufige Bevölkerung und hohe Leerstände lassen dies für die Zukunft nicht mehr erwarten. Angesichts der erreichten hohen Verschuldung von Haushalten und Unternehmen werden die relativ hohen Zinsen in China zum Problem“, sagt er. Zur Bekämpfung der Pandemie habe China stets mit drastischen Lockdowns reagiert, verbunden mit den entsprechenden Konsequenzen für die globalen Lieferketten. Angesichts der sich rasant verbreitenden Omikron-Variante bestehe das Risiko, dass bei einer Fortsetzung dieser Politik das Wachstum erheblich beeinträchtigt werde. „Was dies für die größten Exportländer wie Deutschland und Japan bedeuten würde, kann man sich leicht ausmalen. China könnte also durchaus zu einem schwarzen Schwan für die Weltkonjunktur 2022 werden“, sagt Schlumberger.

Laut der Bank of America würden die Zuflüsse der vorigen zwölf Monate an den internationalen Aktienmärkten die Summe der Zuflüsse der 19 Jahre davor übersteigen. Trotz aktuell eher vorsichtiger Stimmung seien viele Anleger bis zur Halskrause in Aktien investiert. Grund sei nämlich die fehlende Alternative an den Rentenmärkten. Auch die geringe Marktbreite vor allem in den USA gebe Anlass zur Sorge. Nur einige wenige Technologieaktien hätten den Anstieg an den US-Börsen seit Mitte des Jahres getragen. Diese beiden Faktoren würden die Aktienmärkte anfällig für kräftige Rückschläge machen. Der Dax beispielsweise falle im historischen Durchschnitt zweimal um mehr als 10% im Jahr – 2021 jedoch kein einziges Mal. Sollten sich die möglichen schwarzen Schwäne oder gar gänzlich Unbekannte zeigen, drohe eine entsprechende Volatilität an den Aktienmärkten. „Dies ist vermutlich die überzeugendste Prognose für 2022. Die vielen neuen und unerfahrenen Investoren am Aktienmarkt werden sich dann vermutlich als eher schwache Hände erweisen“, sagt er.