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Alle Augen richten sich auf Nvidia

Die Aktienmärkte waren zuletzt deutlich im Aufwind. Die Frage ist, wie nachhaltig die jüngste Rally ist. Anleger warten nun gespannt auf die Zahlen einer KI-Größe.

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Ausblick

Augen richten sich auf Nvidia

Aktienmärkte zuletzt deutlich im Aufwind – Analysten uneins über weitere Entwicklung

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Die Wolken am Aktionärshimmel lichten sich allmählich. Zuletzt überraschten die US-Einzelhandelsumsätze und die gefallene Inflation in den Staaten positiv und trieben die Märkte an. Auch gesunkenen Energiepreise unterstützten die Renaissance am Aktienmarkt. Der Dax hat allein in der abgelaufenen Woche fast 5% zugelegt. Die runde 16.000-Punkte-Marke ist nun wieder in Sprungweite.

Der deutsche Leitindex hat sich damit bereits ein gutes Stück aus seinem langen Sommerloch, das bis Ende Oktober die Kurse drückte, herausgearbeitet. Auf Jahressicht stehen unter dem Strich nun wieder knapp 15% Plus. Der Aufwind erfasste auch die anderen Aktienmärkte: Der Euro Stoxx 50 konnte über 14% zulegen, der S&P 500 sogar 17%. Zuletzt durchbrachen Dax und S&P 500 auch ihre 200-Tage-Linien, so dass auch das charttechnische Bild inzwischen deutlich besser aussieht.

Stärker noch als deutsche oder amerikanische Aktien konnten im bisherigen Jahresverlauf japanische Titel zulegen. Der Topix notiert aktuell 28% höher als zu Jahresbeginn. Ausländische Aktionäre leiden hier allerdings unter dem schwachen Yen, der die Gewinne ein gutes Stück weit zusammenschmelzen lässt.

Die kommende Woche muss nun zeigen, wie nachhaltig die jüngste Rally an den Aktienmärkten ist. Auf ein Unternehmen werden Anleger dabei besonders schauen: Nachzügler Nvidia präsentiert seine Quartalszahlen. Zuletzt hatte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten regelmäßig weit übertroffen. LBBW-Stratege Frank Klumpp geht allerdings davon aus, dass das Überraschungspotenzial des "Highflyers und KI-Profiteurs" nun geringer ausfällt. Falls das Unternehmen dagegen ein weiteres Mal auftrumpfen kann, dürfte das KI-Titeln und der gesamten Tech-Branche neuen Rückenwind geben.

Als Warnzeichen wertet LBBW-Mann Klumpp die jüngsten Aussagen von Walmart zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten. Die Bank taxiert auch den Dax zum Jahresende bei lediglich 15.000 Punkten und damit niedriger, als er aktuell steht.

Etwas optimistischer ist Claudia Windt von der Helaba. Zwar sieht auch sie in den USA nach schwachen Arbeitsmarktdaten aufziehende Rezessionssorgen in den Vordergrund drängen, hierzulande rechnet sie aber zunächst mit einer Verbesserung des Ifo-Geschäftsklimas und der Einkaufsmanagerindizes. Den Dax taxiert die Helaba zum Jahresende auf 16.000 Zähler.

Noch mehr Aufwärtspotenzial für die Aktienmärkte prognostiziert die DZ Bank, die den Dax zum Jahresende bei 17.000 Punkten sieht. Auch in den USA gibt es für Analyst Sven Streibel Aufholpotenzial, allerdings eher bei den Unternehmen, die im bisherigen Jahresverlauf unter Inflation und Zinserhöhungen litten und anders als Tech-Titel rund um die "Magnificent 7" (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, Anm. der Redaktion), die allein für die bisherigen Jahresgewinne verantwortlich sind, bisher nicht zulegen konnten. Dazu zählen über 400 der S&P-500-Unternehmen. Dabei konnten bereits in der ablaufenden Berichtssaison stolze 80% der Unternehmen bei den Gewinnen überraschen. Nachlassende Konjunktursorgen könnten auch die Aktienkurse wieder anschieben.

Die DZ Bank wagt auch einen Blick auf das kommende Jahr. Für 2024 erwartet die Genossenschaftsbank im Euroraum zwei Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte. Wegen der anhaltend hohen Inflationsraten gebe es Spielraum dafür allerdings erst im vierten Quartal.

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