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Goldene Zeiten für Aluminium und Kupfer

Der Kupferpreis befindet sich in der Nähe seines Rekordhochs, Aluminium hat sich zuletzt deutlich verteuert. Faktoren wie der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz und die grüne Transformation der Weltwirtschaft könnten für eine noch deutlich steigende Nachfrage bei einem knappen Angebot sorgen.

Goldene Zeiten für Aluminium und Kupfer

Goldene Zeiten für Aluminium und Kupfer

Nachfrage nach den für die grüne Transformation wichtigen Metallen dürfte stark steigen − Den Märkten droht das Defizit

Der Kupferpreis befindet sich in der Nähe seines Rekordhochs, Aluminium hat sich zuletzt deutlich verteuert. Faktoren wie der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz und die grüne Transformation der Weltwirtschaft könnten für eine noch deutlich steigende Nachfrage bei einem knappen Angebot sorgen.

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Die Entwicklung der Preise für die beiden Industriemetalle, die am stärksten mit der grünen Transformation und dem Umstieg auf die Elektromobilität in Verbindung gebracht werden, ist derzeit bemerkenswert. So hat sich Aluminium jüngst in London stark verteuert, die Notierung nähert sich der Marke von 3.000 Dollar je Tonne an. Der Kupferpreis hat vor rund vier Monaten ein Rekordhoch markiert und seither eine gewisse Korrektur durchlaufen. Gleichwohl sehen viele Marktbeobachter in den kommenden Jahren Potenzial für weitere Preisanstiege.

Aluminium ist insofern insbesondere für die Elektromobilität von großer Bedeutung, weil die Verwendung des Metalls das Gewicht von Elektroautos deutlich reduzieren kann. Außerdem ist Aluminium ein brauchbarer elektrischer Leiter, wenn auch nicht im gleichen Maße wie Kupfer. Daher wird das leichtere Aluminium zunehmend in Überlandleitungen für Elektrizität verwendet, weil es leichter und billiger ist. Insofern könnte Aluminium auch von dem Aufbau zahlreicher energiehungriger Rechenzentren für künstliche Intelligenz profitieren.

Markt lange mit Überschuss

Die Preisentwicklung von Aluminium ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich hinter derjenigen von Kupfer zurückgeblieben. In dieser Zeitspanne erfuhr Kupfer einen Preisanstieg von rund 160%, Aluminium aber lediglich von etwas mehr als 40%. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass der Weltmarkt für das Leichtmetall über die gesamte Zeitspanne meist einen Überschuss aufwies. Dies liegt vor allem daran, dass China als der mittlerweile wichtigste Produzent seine Kapazitäten deutlich ausgebaut hat und für die energieaufwendige Aluminiumproduktion auch genug Stromerzeugungskapazitäten geschaffen hat.

Obergrenze eingeführt

Die Situation am globalen Aluminiummarkt könnte sich aber nun ändern. Der Hauptgrund dafür ist, dass die chinesische Regierung eine mengenmäßige Obergrenze für die Aluminiumproduktion im eigenen Land von rund 45 Mill. Tonnen eingeführt hat. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich China zum einen immer stärker bemüht, die CO2-Emissionen zu begrenzen und zum anderen darauf, dass für die chinesische Regierung das Thema der ebenfalls energiehungrigen künstlichen Intelligenz immer wichtiger wird. Diese Obergrenze für die Aluminiumproduktion wird nun allmählich erreicht, so dass in China kein weiteres Wachstum des Angebots erfolgen kann. Inzwischen sind die Bestände an Aluminium in den Lagerhäusern der London Metal Exchange und der Shanghai Futures Exchange stark gesunken.

Bemühungen der chinesischen Hersteller, die Produktion in anderen Ländern wie Indonesien zu steigern, sind nur von begrenztem Erfolg gekrönt. So gibt es insbesondere in Indonesien höhere Stromkosten und auch die Perspektive einer zunehmend strengeren staatlichen Regulierung. Zudem sehen sich auch Hersteller in anderen Ländern wie Island und Australien Problemen gegenüber, beispielsweise in den elektrischen Ausrüstungen oder schlicht eine nachlassende Qualität des Bauxit-Erzes. Die Rohstoffanalysten der Citigroup sagen daher voraus, dass sich im Laufe des kommenden Jahres der Überschuss auf dem Weltmarkt abbauen wird und ab 2027 in ein Defizit übergehen wird. Andere sagen eine Unterversorgung des Marktes ab 2028 voraus.

Desinteresse von Finanzinvestoren

Die im Vergleich zu Kupfer, aber ebenso anderen Industriemetallen sowie den Edelmetallen in der Vergangenheit enttäuschende Preisentwicklung hatte auch zur Folge, praktisch kaum Mittel von Finanzinvestoren in das Metall geflossen sind. So gibt es nur wenig Mittel in Exchange-traded Funds auf Aluminium. Die Zurückhaltung der Investoren zeigt sich derzeit auch noch in den Bewertungsniveaus der börsennotierten Produzenten. Die amerikanische Alcoa kommt derzeit auf Basis der Ergebnisse der vergangenen zwölf Monate auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade einmal knapp 9. Norsk Hydro erreicht immerhin 13. Southern Copper aus Peru weist dagegen ein KGV von mehr als 29 auf.

Nahe dem Allzeithoch

Der Kupferpreis befindet sich derzeit mit rund 10.942 Dollar je Tonne in der Nähe seines Allzeithochs von etwas mehr als 11.000 Dollar. Dazu haben kurzfristige Effekte beigetragen wie ein Erdrutsch in der weltweit zweitgrößten Kupfermine Grasberg in Indonesien, der die Produktion zum Stillstand gebracht hat. Grasberg gilt als diejenige Mine, die weltweit die niedrigsten Förderkosten hat. Dem Weltmarkt werden durch den Ausfall nicht weniger als 590.000 Tonnen fehlen, was den Überschuss deutlich abbauen dürfte. Zudem gab es auch in anderen Minen durch Unfälle verursachte Produktionsausfälle in Chile und im Kongo.

In China werden rund 45% des weltweit benötigten Kupfers verarbeitet. Unter den Ländern mit Kupferproduktion liegt die Demokratische Republik Kongo auf Platz 2 mit 8% und Chile auf Platz 3. Japan und Korea kommen zusammen auf und 8%. Die hohe Konzentration macht den Weltmarkt für Kupfer auch anfällig für geopolitische Auseinandersetzungen, da insbesondere die USA stark daran interessiert sind, den Aufstieg Chinas zur größten Wirtschaftsmacht zu unterbinden. Im laufenden Jahr hatte bereits die Angst vor hohen US-Zöllen auf Kupfer, die dann allerdings doch nicht eingeführt wurden, für erhebliche Turbulenzen am Kupfermarkt gesorgt.

Lange Vorlaufzeit

Hinzu kommen starke langfristig wirkende Effekte wie der Aufstieg der Elektromobilität, weil in Elektroautos sehr viel mehr Kupfer verbaut wird als in herkömmlichen Fahrzeugen. Zwar hat in Europa und den USA die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nachgelassen, in China ist die Lage in dieser Hinsicht allerdings rosiger. Hinzu kommt, dass Künstliche Intelligenz viel Kupfer erfordert, insbesondere für den Ausbau der Energieversorgung. Dies dürfte dazu führen, dass sich in den kommenden Jahren ein riesiges Defizit auf dem Kupfermarkt auftut, weil die Investitionen in die Kupferförderung in den vergangenen Jahren bei weitem nicht mitgehalten haben. So schätzt die Internationale Energieagentur IEA, dass es im Jahr 2035 eine Kupfernachfrage von 28,3 Mill. Tonnen geben wird, dass das Angebot aber nur 21,8 Mill. Tonnen betragen wird. Das wäre eine Unterversorgung des Marktes von rund 30%. Hinzu kommt, dass neue Förderstätten lange Zeit benötigen, um mit ihrem Kupfer den Markt zu erreichen. In den vergangenen 30 Jahren betrug die durchschnittliche Zeit von der Entdeckung der Vorkommen bis zur Produktion des Metalls rund 17 Jahre. Dies hat dazu beigetragen, dass die Qualität der ausgebeuteten Kupfervorkommen weltweit fällt. Der Kupferanteil hat laut IEA seit 1991 um 40% nachgelassen. Sollte sich diese Zukunftsperspektive realisieren, wäre ein Kupferpreis wie aktuell in der Größenordnung von 11.000 Dollar noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Allerdings würde noch deutlich darüber liegender Kupferpreis der grünen Transformation der Weltwirtschaft und dem Siegeszug der Elektromobilität wohl endgültig den Garaus machen.