Analysten erwarten Fortsetzung der Gold-Rally in Richtung 5.000 Dollar
Analysten erwarten Fortsetzung der Gold-Rally in Richtung 5.000 Dollar
Finanzmärkte
Gold-Rally Richtung 5.000 Dollar erwartet
Das gelbe Metall schlägt mit einem Plus von mehr als 50 Prozent alle anderen Assetklassen
wrü Frankfurt
Der Goldpreis hat in einer rasanten Rally erstmals die historische Marke von 4.000 Dollar je Feinunze durchbrochen. Angetrieben von Anlegern, die Sicherheit vor wirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten suchen und zugleich auf sinkende Zinsen setzen, sprang der Goldpreis in der Nacht auf Mittwoch um 0,9% auf 4.017,16 Dollar je Feinunze. Im Tagesverlauf kletterte der Preis für das Edelmetall dann weiter auf bis zu 4.048 Dollar. Seit Jahresanfang hat Gold in Dollar bereits um 54% zugelegt.
Alle Assetklassen geschlagen
Damit hat Gold in diesem Jahr alle anderen Anlageklassen hinter sich gelassen. So hat die Kryptowährung Bitcoin, die ebenfalls von einem durch Unsicherheit und Zinssenkungen geprägtem Umfeld profitiert, gut 30% auf 122.471 Dollar zugelegt. Der US-Aktienindex S&P 500 kommt in diesem Jahr auf ein Kursplus von 14%. Auch in Euro ist der Goldpreis in diesem Jahr immerhin um 38% geklettert. Damit übertrifft er den Dax, der auf ein Plus von 24% kommt.

Der Dax hat am Mittwoch freundlich tendiert und schloss nur knapp unter seinem Allzeithoch von 24.639 Punkten. Nach einer Gewinnwarnung brachen BMW um bis zu 9% ein.
Gold wird traditionell als Wertaufbewahrungsmittel in Zeiten der Instabilität betrachtet. Schon im vergangenen Jahr verteuerte sich das Edelmetall um 27%. „Das Vertrauen in diesen Handel ist derzeit so groß, dass der Markt nach der nächsten großen runden Zahl Ausschau halten wird, die bei 5.000 liegt, da die Fed die Zinsen wahrscheinlich weiter senken wird“, so Tai Wong, ein unabhängiger Metallhändler. „Es wird einige Stolpersteine auf dem Weg geben, wie einen dauerhaften Waffenstillstand im Nahen Osten oder in der Ukraine“, merkte er an. „Aber die grundlegenden Triebkräfte des Handels, die massive und wachsende Verschuldung, die Diversifizierung der Reserven und ein schwächerer Dollar, werden sich mittelfristig wahrscheinlich nicht ändern.“
Prognosen mehrerer namhafter Häuser gehen jetzt sogar von einem Anstieg des Goldpreises bis auf 5.000 Dollar je Feinunze aus. Denn es sprechen eben eine Reihe von guten Gründen dafür, dass die Nachfrage nach Gold weiterhin hoch bleibt.
Gold als neue Reservewährung
Simon Jäger, Portfolio Manager Multi Asset bei Flossbach von Storch, sieht Gold als neue Weltreservewährung. „Aufgrund anhaltender geopolitischer Konflikte erhöhten in den vergangenen Jahren vor allem die chinesische und russische Notenbank bereits massiv ihre Goldreserven. Ein Trend, der aus unserer Sicht anhalten dürfte“, sagt Jäger. „Und so hat Gold in diesem Jahr den US-Dollar (beziehungsweise US-Staatsanleihen) als größte Anlage für die Währungsreserven der Notenbanken weltweit abgelöst.“
Darüber hinaus veränderten Schuldenkrisen den Bondmarkt. „Lange galten langlaufende Staatsanleihen westlicher Staaten auch für Privatanleger als äußerst sichere Geldanlage“, erklärt Jäger. „Inzwischen stimmen jedoch (Staats-)Schuldenkrisen Investoren skeptisch – nicht nur in den USA, wo kurzfristig auch der jüngste Haushaltsstreit zuletzt den Goldpreis in die Höhe getrieben haben dürfte.“
Geopolitik nährt Goldnachfrage
Außerdem begünstigten geopolitische Unsicherheiten den Goldpreis „Kriege im Nahen Osten und in Europa verunsichern Investoren. Statt Globalisierung kommen immer mehr geopolitische Konflikte hinzu“, erläutert Jäger. „Auch die erratische (Zoll-)Politik des US-Präsidenten zerstört Vertrauen, sind doch die Folgen vieler Maßnahmen kaum abzusehen. Diese mit Donald Trumps Politik verbundenen Unsicherheiten lähmen das Investitionsverhalten.“ Schon in der Vergangenheit habe der Goldpreis in Krisenzeiten stark zugelegt.
Reale Werte legen zu
Des Weiteren hätten chinesische Anleger Gold entdeckt. Unterm Strich gebe es also einige gute Gründe für einen weiteren Preisauftrieb des Edelmetalls. „Bereits seit vielen Jahren sind auch in Deutschland die Vermögenspreise deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. So hat der Wert vieler Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und Gold stark zugelegt“, sagt Jäger. „Es zahlt sich also aus, in reale Werte zu investieren. Gold ist einer davon.“
„Investiert bleiben“
„Der Durchbruch der 4.000-Dollar-Marke ist ein klares Indiz, dass weltweit immer mehr Institutionen und Anleger Gold in ihren Portfolien beimischen", sagt Sarah Schalück, Client Portfolio Managerin der ApoBank. „Die rasant steigende Verschuldung vor allem in den USA, das Infragestellen der Unabhängigkeit der US-Notenbank, die historisch hohen Goldkäufe der Zentralbanken und die global anhaltenden geopolitischen Spannungen sind ein Cocktail, der den Goldpreis auch in den kommenden Wochen und Monaten strukturell stützen dürfte."
Die ApoBank bleibt deshalb bei ihrer Empfehlung: "Anleger sollten in Gold investiert bleiben und das gelbe Metall als unverzichtbare Diversifikation im Portfolio halten.“
Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management, erklärt: „Die Nachfrage der Zentralbanken ist zentral für die Goldpreisentwicklung. Physisches Gold macht mittlerweile einen größeren Anteil der Reserven aus als US-Staatsanleihen – zum ersten Mal seit 1996. Die Abkopplung vom US-Dollar schreitet weiter voran, da viele Institutionen ihre Anlagen diversifizieren und ihre Goldbestände aufstocken.“
Gold-ETFs gefragt
Auch die Nachfrage der Anleger steige stark. „Die Positionen in Gold-ETFs sind seit Juni 2024 um über 10 Mill. Unzen gestiegen“, sagt Louvte. „Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Bestände immer noch unter ihrem Höchststand von 2020 liegen. Der Markt befindet sich nicht im überkauften Bereich – was darauf hindeutet, dass die Rallye anhalten könnte.“
Nach dem außergewöhnlichen Preisanstieg der letzten Monate könne es zwar zu einer kurzen technischen Konsolidierungsphase kommen. Es gebe aber nur wenige Gründe, den Goldpreis zukünftig grundsätzlich pessimistisch einzuschätzen. „Eine Schwäche könnte durch abnehmende Käufe der Zentralbanken entstehen, da diese seit mehreren Jahren eine Stütze für den Goldpreis sind“, so der Goldexperte. „Laut einer Umfrage waren die Zentralbanken jedoch noch nie so sehr geneigt, ihre Goldallokation zu erhöhen.“