Analysten: Sorgen vor Konkurrenz für Shop Apotheke übertrieben
Analysten: Sorgen vor Konkurrenz für Shop Apotheke übertrieben
Geld oder Brief
Analysten halten Sorgen vor Redcare-Rivalen für übertrieben
Als „Divergenz“ bezeichnet die Deutsche Bank das, was zurzeit mit der Aktie von Redcare Pharmacy passiert. Der niederländische Medikamenten-Versandhändler, hierzulande bekannt als „Shop Apotheke“, wächst und wächst und gehört an der Börse zurzeit doch zu den größten Verlierern im MDax. Um mehr als 53% sind die Titel in diesem Jahr eingeknickt und damit deutlich stärker als etwa Evonik oder Lanxess, die als Chemiekonzerne hierzulande nun wirklich nicht mit rosigen Marktaussichten gesegnet sind.
Redcare dagegen ist Teil einer Branche, der Beobachter in den kommenden Jahren noch kräftiges Wachstum voraussagen. Denn auch im Apotheken-Bereich behauptet sich der Vertriebskanal Internet zunehmend und mit der älter werdenden Bevölkerung steigt der Bedarf an Medikamenten ohnehin. An den Geschäftszahlen von Redcare lässt sich das gut ablesen: 2024 steigerten die Niederländer ihren Umsatz um fast ein Drittel auf knapp 2,4 Mrd. Euro. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres lag das Plus immerhin noch bei knapp 27%.
Ein riesiger Kuchen
Nun ist Redcare natürlich nicht das einzige Unternehmen, dem die Chancen speziell im deutschen Markt schon vor längerem aufgefallen sind. Die Bundesrepublik ist schließlich eines von bislang gerade mal acht EU-Mitgliedsländern, in denen der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten erlaubt ist. Und genau in diesem Land gibt es mit einem Apotheken-Marktvolumen von rund 70 Mrd. Euro auch noch besonders viel zu holen. Deswegen wächst auch die Zahl der Rivalen. Der Bundesverband deutscher Versandapotheken zählt mittlerweile 45 Mitgliedsunternehmen. Neben den bekannteren Playern Redcare Pharmacy und DocMorris befinden sich darunter Namen wie Medikamente-per-Klick.de, Medpex.de oder auch Apodiscounter.de.
Auf die Liste der Konkurrenten werden absehbar noch mehr Unternehmen mit hoher Schlagkraft kommen. So will die Drogeriekette DM bis Jahresende mit ihrer Online-Apotheke nicht-verschreibungspflichtige Medikamente (sogenannte OTC-Produkte) verkaufen. Auch Rossmann und Lidl sollen ähnliche Pläne verfolgen. Nicht zuletzt gilt Amazon als möglicher künftiger Wettbewerber.
Analysten sorgen sich nicht um Konkurrenz
Trotzdem: Bei der Deutschen Bank sieht man die heraufziehende Konkurrenz mit Blick auf Redcare Pharmacy eher gelassen. „Wir rechnen nur mit begrenzten Auswirkungen durch zusätzliche Marktteilnehmer im Onlinehandel mit rezeptfreien Medikamenten“, schreibt das Team um den Analysten Jan Koch. Und auch bei der britischen Großbank Barclays weist Analystin Sarah Roberts auf das Wachstumstempo hin, das die Niederländer ungeachtet der zusätzlichen Konkurrenz bisher hingelegt haben. „Wir halten die Bedenken um die Wettbewerber für übertrieben“, so ihr Fazit.
Bei anderen Research-Häusern halten sich die Sorgen offenbar auch in Grenzen. Von 13 auf Bloomberg erfasste Analysten raten derzeit zehn zum Kauf der Aktie. Im Schnitt trauen die Beobachter ihr in den kommenden zwölf Monaten einen Kurszuwachs auf fast 143 Euro zu – das wäre mehr als doppelt so viel, wie die Titel derzeit kosten: Knapp 63 Euro.
