Anhaltende Flaute am IPO-Markt

2019 rückläufige Anzahl und niedrigeres Volumen - Börsenplatz Riad deutlich vor Frankfurt

Anhaltende Flaute am IPO-Markt

Am weltweiten IPO-Markt sind 2019 Volumina und Anzahl der Deals zurückgegangen. Gerettet hat allerdings ein starkes viertes Quartal mit dem größten Börsengang aller Zeiten sowie dem Start des Schanghaier Marktes für junge Unternehmen. In Europa und den USA sah es auch im Schlussquartal eher trübe aus.ku Frankfurt – Im zu Ende gehenden Jahr 2019 hat es am globalen Markt für Initial Public Offerings (IPO) eine deutliche Abschwächung gegeben. Die Zahl der Börsengänge sank um 19 % auf 1 115 Transaktionen. Vor allem wegen des größten Börsengangs aller Zeiten des saudi-arabischen Ölkonzerns Aramco blieb das weltweite Emissionsvolumen aber nahezu auf Vorjahresniveau. Es gab um 4 % auf 198 Mrd. Dollar nach.Zu diesem Ergebnis kommt das von der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (Ernst & Young) erhobene IPO-Barometer. Bei den Zahlen ist zu berücksichtigen, dass auch Zweitplatzierungen wie diejenige von Alibaba in Hongkong einbezogen worden sind, bei denen es sich nicht um Börsengänge im eigentlichen Sinne handelt. Zieht man diese Daten ab, fällt die Bilanz des Jahres noch schlechter aus. In der regionalen Aufteilung konnte lediglich China glänzen. Aufgrund der Einführung des Star-Marktes für junge Unternehmen in Schanghai erhöhte sich die Zahl der IPO um 13 % auf 354 Deals. Das Emissionsvolumen legte sogar um 28 % auf 74 Mrd. Dollar zu.Dem gegenüber gab es die stärksten Einbußen in Europa, wo die Volumina um 39 % auf 23 Mrd. Dollar nachgaben, während die Zahl der Transaktionen um 37 % auf 143 schrumpfte. Im US-Markt gingen die eingesammelten Summen nur um 5 % auf 50 Mrd. Dollar zurück. Allerdings sank die Zahl der Börsengänge um ein Fünftel auf 165.Quasi gerettet wurde das IPO-Jahr 2019 durch ein starkes viertes Quartal, das zum einen durch den Aramco-Börsengang geprägt wurde und zum anderen durch eine starke Entwicklung an den chinesischen Börsen. Dort stiegen nämlich die Erlöse um satte 296 %. Ganz anders war die Situation im Schlussquartal in den USA und in Europa, wo die Volumina im Vorjahresvergleich um 26 % bzw. 41 % einbrachen.Laut Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO und Listing Services bei EY, gibt es mehrere Gründe für die relativ verhalten Aktivitäten und die lange abwartende Haltung vieler Unternehmen: “Handelskonflikte und der Brexit lähmten die IPO-Aktivität im Primärmarkt besonders in Europa. Die Sorge vor schlechten Konjunkturnachrichten und eine phasenweise relativ hohe Volatilität sorgten zudem für Verunsicherung”. Auf dem neunten PlatzIm deutschen Markt hat es 2019 insgesamt fünf Transaktionen gegeben. An die Börse gingen Teamviewer, Traton, Frequentis, die Global Fashion Group und die Spielvereinigung Unterhaching. Bei der Global Fashion Group und bei Frequentis handelte es sich um sogenannte Cross-Border-Deals, also ausländische Unternehmen, die ihr Listing in Deutschland durchgeführt haben. Darüber hinaus gingen drei deutsche Unternehmen, nämlich Biontech, Euroeyes und Centogene an ausländische Börsenplätze. Mit seinen fünf Transaktionen konnte der deutsche IPO-Markt in Europa gemessen am Emissionsvolumen den zweiten Platz erklimmen, wobei Großbritannien wie üblich an die Spitze strebte. Weltweit erreichte Deutschland immerhin den neunten Platz. “Zwei große Transaktionen haben in diesem Jahr dem IPO-Standort Deutschland internationale Aufmerksamkeit beschert. Dass Frankfurt zudem beim Emissionsvolumen nur knapp hinter London liegt, kann ebenfalls auf der Habenseite verbucht werden”, so Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. In Großbritannien sank die Zahl der IPO von 49 vor einem Jahr auf 21, das Volumen ging um gut ein Viertel auf 8 Mrd. Dollar zurück.Der größte Börsengang des Jahres 2019 und gleichzeitig das größte jemals durchgeführte IPO fand mit Saudi Aramco mit Erlösen von 25,6 Mrd. Dollar am Finanzplatz Riad statt. Als zweitgrößte Transaktion nennt EY die Platzierung von Alibaba in Hongkong mit einem Volumen von 12,9 Mrd. Dollar. Die Nummer 3 – bzw. wenn man nur echte Börsengänge zählt die Nummer 2 – ist Uber Technologies an der New York Stock Exchange mit 8,1 Mrd. Dollar. Weltweit führender Börsenplatz in Sachen IPO ist Hongkong mit 154 Transaktionen und Erlösen von 37,9 Mrd. Dollar, gefolgt von der Nasdaq mit 128 Deals und 26,7 Mrd. Dollar. Der Aramco-Börsengang hat die saudi-arabische Börse Tadawul auf den dritten Platz katapultiert mit Einnahmen von 26,6 Mrd. Dollar und fünf Transaktionen.Die durchschnittliche Performance am ersten Handelstag betrug weltweit 17 %. Bislang kommen die Börsenneulinge auf eine “Post-IPO-Performance” von durchschnittlich 14 %. Was die Anzahl der Transaktionen als auch die Volumina betrifft, ist 2019 der Technologiesektor weit vorn mit Erlösen von 62,8 Mrd. Dollar, gefolgt von Healthcare mit 22,5 Mrd. Dollar und Industriewerten mit 12 Mrd. Dollar. Für das erste Halbjahr 2020 zeichnen sich nach Einschätzung von EY wieder stärkere Aktivitäten ab. Auch in Deutschland gebe es zahlreiche Kandidaten für einen Börsengang. Steinbach rechnet insgesamt mit zehn Transaktionen in Deutschland im neuen Jahr.