Anleger halten sich zurück vor US-Zinsentscheid
Anleger halten sich zurück vor US-Zinsentscheid
Nach dem festeren Wochenauftakt hat sich der deutsche Aktienmarkt am Dienstag zur Eröffnung von seiner trägen Seite gezeigt. Der Dax sank in den ersten Handelsminuten um 0,2% auf 23.706 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 0,1% auf 30.448 Zähler ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,1% bergab.
Im Fokus steht die heute beginnende und am Mittwoch mit der Zinsentscheidung endende US-Notenbanksitzung. Dafür könnte es am Dienstag mit den Einzelhandelsdaten aus den USA noch einmal letzte konjunkturelle Impulse geben, die für den geldpolitischen Spielraum von Bedeutung sind. Seit einigen Wochen trüben sich die Konjunkturdaten aus den USA merklich ein. Anleger gehen deshalb fest davon aus, dass die Fed erstmals in diesem Jahr ihren Leitzins senken wird. Einige halten sogar einen großen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte für möglich.
„Die Notenbank bringt den Ball ins Rollen – doch wie schnell er an Fahrt gewinnt, entscheiden Inflation und Konjunktur“, bemerkte Marktanalyst Maximilian Wienke von eToro. Entscheidend sei aber nicht die September-Sitzung selbst, sondern die Signale für die Zeit danach. Auf Notenbankchef Jerome Powell laste enormer Druck, auch wegen eines Machtkampfs mit US-Präsident Donald Trump. Im Streit um die Entlassung der Fed-Vorständin Lisa Cook hat Trump in der Nacht auf Dienstag vor Gericht einen weiteren Rückschlag erlitten.
Kaum Unternehmensnachrichten
Auch aus Unternehmenssicht dürfte es ruhig zugehen, denn fundamentale Nachrichten sind am Dienstag bislang Mangelware. Einen Blick wert sein könnten die Aktien von Rheinmetall, die nach dem Einstieg ins Marinegeschäft vorbörslich auf ein weiteres Rekordhoch zusteuern.
Die Papiere von Beiersdorf könnten unter einer gestrichenen Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies leiden. Die Marke Nivea kämpfe mit dem für die Aktie des Konsumgüterherstellers wichtigen Wachstum, begründete David Hayes seine am Dienstag vorliegende Neubewertung der Aktie. Zudem erschienen die Hoffnungen auf Innovationen im laufenden Halbjahr zu optimistisch.
Gold auf Rekordhoch
Der Goldpreis hat vor der Sitzung der US-Notenbank Fed weiter zugelegt. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) stieg am Dienstag im frühen Handel bis auf etwas mehr als 3.869 Dollar und erreichte damit ein Rekordhoch. Der Goldpreis war erst am Montag wegen der am Mittwoch erwarteten Zinssenkung auf einen Höchststand geklettert.
Niedrigere Zinsen können bei Anlegern die Nachfrage nach anderen Vermögenswerten steigen lassen, weil mit vergleichsweise sicheren Anlagen wie Anleihen dann weniger Rendite zu erwarten ist. Gold wirft an sich keine Zinsen ab, dieser Nachteil gegenüber Festverzinslichen schrumpft tendenziell aber mit geringeren Zinsen. Gold hat ohnehin wegen der Unsicherheit in der Weltwirtschaft seit geraumer Zeit einen Lauf, das Edelmetall gilt auch als „Krisenwährung“.
Gold gehört in diesem Jahr zu einer der gefragtesten Anlagen. Seit Ende 2024 legte der Preis um rund 40 Prozent zu. Zum Vergleich: Der Bitcoin verteuerte sich im gleichen Zeitraum um lediglich rund ein Viertel und der Dax zog um rund ein Fünftel an.
Ruhe bei Anleihen
Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben derweil am Dienstag im frühen Handel nachgegeben und damit die Gewinne vom Vortag aufgezehrt. Der richtungweisende Euro-Bund-Future gab nach leichten Gewinnen am Vortag wieder etwas nach – zuletzt lag die Notierung bei 128,64 Punkten und damit 0,07 Prozent unter dem Schlusskurs vom Vorabend. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zog am Dienstag im Gegenzug zunächst leicht auf 2,7 Prozent an.
Mit dem Minus am Dienstagvormittag fiel der Bund-Future wieder auf das Niveau vom Ende der vergangenen Woche zurück. Der für den deutschen Anleihemarkt richtungsweisende Terminkontrakt steht seit Monaten unter Druck. Am Freitag war der Bund-Future auf den tiefsten Stand seit Ende März gefallen.