Bond-Markt

Anleger nehmen bei Bonds Zinsgipfel vorweg

Selbst wenn der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein sollte, sind die Anleger am Bondmarkt dabei, sich hohe Kupons zu sichern. Dabei beobachtet man an der Börse Stuttgart auch, wie Aktien zugunsten von Anleihen umgeschichtet werden.

Anleger nehmen bei Bonds Zinsgipfel vorweg

Zinsgipfel vorweggenommen

Investoren sichern sich hohe Kupons und schichten von Aktien zu Anleihen um

Selbst wenn der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein sollte, sind die Anleger am Bondmarkt dabei, sich hohe Kupons zu sichern. Dabei beobachtet man an der Börse Stuttgart auch, wie Aktien zugunsten von Anleihen umgeschichtet werden.

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Auch wenn der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein mag, schichten Anleger an der Börse Aktien zugunsten von Anleihen um. Damit sichern sie das erreichte Zinsniveau sowohl im kurzfristigen als auch im langfristigen Bereich ab.  

Renditen zurückgekommen

Nach einem Rendite-Peak zehnjähriger US-Treasuries von oberhalb 5,0% im November sind die Renditen wieder deutlich auf rund 4,25% zurückgekommen. Bekanntlich sorgte dafür Fed-Chef Jerome Powell mit der Aussage, weitere Zinserhöhungen nicht ausschließen zu wollen. Dennoch verhalten sich zahlreiche Privatanleger so, als ob sie den Zinsgipfel schon gesehen hätten. „Viele Investoren sichern sich die gegenwärtig hohen Kupons“, sagt Jens Furkert, Leiter des Anleihehandels an der Börse Stuttgart, die sich als deutscher Marktführer im börslichen Handel von Unternehmens- und Schwellenländeranleihen sieht. Insbesondere Bundesanleihen seien gesucht, bevorzugt mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren, aber immer häufiger auch länger laufende Titel. Darin spiegelt sich auch eine einsetzende Verschiebung in den langfristigen Bereich wider, die einhergeht mit einer immer flacher werdenden Zinsstrukturkurve. Während zweijährige Bunds mit knapp 2,70% rentieren, sind es bei inverser Zinskurve im zehnjährigen Bereich 2,2 bis 2,3%.  

Porsche-Bonds gefragt

Die ganze Crux des Bondhandels, der innerhalb kurzer Zeit von negativen Renditen bis hin zu wieder realen Verzinsungen gelangt ist, wird anhand der 2017 emittierten Österreich-Anleihe mit einer exorbitanten Laufzeit von 100 Jahren deutlich. Der mit einem Kupon von 2,100% ausgestattete Bond, der Ende 2020 noch bei gut 225% notierte, liegt jetzt bei um die 71%. „Hier ist bei Anlegern die Hoffnung auf Kurspotenzial nach oben weiter vorhanden“, schätzt Furkert. Neben US-Treasuries und Bundesanleihen sind unter Anlegern Zinspapiere mit Topratings wie Anleihen der Bundesländer, der KfW oder Pfandbriefe weiterhin gesucht und gelten inzwischen vielfach als ausverkauft. Ansonsten weichen Anleger gerne auf Corporate Bonds mit Investment Grade aus, die in der Regel im Bereich von 3,5 bis 4,5% rentieren. „Im Fokus der Anleger stehen Emittenten aus dem Dax- und MDax mit bekannten Namen“, sagt Furkert – die Klassiker eben. Stark nachgefragt werden unter anderem Bonds von Porsche, VW, aber auch Conti und Lanxess sind beliebt.

Trend zur Depotumschichtung

Während andere Anlageformen wie Tagesgeld und Festgeld zeitlich und in der Höhe der Anlagesumme gewissen Begrenzungen unterliegen, ist dies bei Bonds weniger der Fall. Viele Anleger sichern sich nach Beobachtung von Furkert Laufzeiten für vier bis fünf Jahre und länger (2030) und staffeln die Anleihen nach Laufzeiten in ihren Portfolios. „Man sieht hier einen gewissen Trend zur Depotumschichtung von Aktien hin zu Bonds“, sagt er. Neben deutschen „Bunds“ stehen US-Treasuries mit Renditen im zehnjährigen Bereich von 4,25% im Fokus der Anleger. Immerhin sind dies knapp 190 Basispunkte mehr als das, was deutsche Staatsanleihen zu bieten haben. „Das ist schon eine Hausnummer“, meint Furkert. Daher legen sich viele Anleger gerne auch zur Währungsdiversifikation US-Bonds ins Wertpapierdepot. Gekauft würden Titel sowohl im kurzfristigen als auch mit fünf- und zehnjähriger Laufzeit. Bei dem großen Zinsvorsprung trauen sich doch viele Privatanleger, in Fremdwährungen anzulegen. So stehen parallel zu den US-Bundespapieren auch US Corporate Bonds auf dem Einkaufszettel deutscher Anleger. Begehrt sind beispielsweise Standardtitel von McDonald’s oder Apple, aber auch von John Deere oder Citibank und Goldman Sachs.

Kooperation mit Tradeweb Markets

Seit dem Jahr 2021 kooperiert die Börse Stuttgart beim US-Anleihehandel mit Tradeweb Markets, einem der weltweit führenden Betreiber von elektronischen Marktplätzen. Dabei werden die Geld- und Briefkurse von Tradeweb ins Orderbuch der Schwabenbörse integriert, wodurch eine permanent hohe Liquidität geschaffen wird. Für diese Anbindung von zusätzlicher Liquidität an das FX-Bond-Segment der Börse Stuttgart, genannt FXplus, liefert Tradeweb Realtime-Quotes an die Sell-Side-Schnittstelle der Börse Stuttgart. FXplus ermöglicht es in der Folge, Dollar-Geschäfte ohne Umrechnung in Euro direkt in der jeweiligen Handelswährung abzuwickeln.

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