Anleger setzen auf spanische Aktien

Umfrage: Ibex 35 steigt 2014 um 10 Prozent - Broker warnen vor zu großem Optimismus im Bankensektor

Anleger setzen auf spanische Aktien

Nach einem auffallend starken Jahresauftakt hat sich Spaniens Aktienmarkt am Dienstag eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Investoren warten mit Spannung auf die Jahreszahlen aus dem hoch gewichteten Bankensektor.Von Thilo Schäfer, MadridIn den ersten Handelstagen des neuen Börsenjahres hat der spanische Leitindex Ibex 35 bereits um insgesamt 4,5 % zugelegt. Er profitierte dabei vom neuen Interesse der Anleger an Aktien aus der Peripherie der Eurozone, um die viele bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch einen großen Bogen gemacht hatten. Am Dienstag schloss der Ibex 35 um 0,2 % fester bei 10 382 Punkten.Am Aktienmarkt in Madrid ist seit dem zurückliegenden Sommer ein Stimmungswechsel zu beobachten. Vor allem ausländisches Kapital trieb den Ibex 35 im Oktober schon einmal über 10 000 Punkte, bevor eine deutliche Kurskorrektur einsetzte. Gleichzeitig gaben die Zinsen für spanische Staatsanleihen sehr stark nach: Der Risikoaufschlag gegenüber deutschen Papieren pendelte sich inzwischen bei 200 Basispunkten ein. “Die Börse wird derzeit vor allem von ausländischen Anlegern belebt”, kommentiert Carlos Aguirre, Broker bei Eurodeal in Madrid, die Entwicklung. “Das Risiko ist geringer geworden, und die Perspektiven sind weiterhin attraktiv.”Spanien arbeitet sich langsam aus der Talsohle heraus. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im letzten Quartal 2013 um 0,3 %, wie Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Montag vorwegnahm. Damit scheint die Rezession überstanden. Die meisten Volkswirte erwarten für dieses Jahr ein konjunkturelles Wachstum um 0,5 % bis 1,0 %. Dies verbessert die Lage für Spanien am Anleihemarkt zusätzlich. Aber nicht nur der Staat kann sich mittlerweile wieder mühelos und günstiger über die Märkte finanzieren als noch vor einem Jahr. Auch die Konzerne profitieren von dem wiedererlangten Vertrauen in das Land. Die verstaatlichte Bankia, die allein mehr als 20 Mrd. Euro an Hilfsgeldern zur Bereinigung der Schäden aus der Immobilienblase verschlungen hat, konnte vergangene Woche für 1 Mrd. Euro Anleihen bei Investoren platzieren.Das Interesse der Anleger gilt dieser Tage ohnehin vor allem den mittelgroßen Geldinstituten wie Caixabank, Sabadell, Bankinter oder Banco Popular, die ihr Geschäft fast ausschließlich auf dem Heimatmarkt betreiben. Die beiden Großbanken Santander und BBVA hatten wegen ihrer internationalen Ausrichtung im Zuge der Krise weniger gelitten und wecken deshalb derzeit weniger Interesse. Die Werte aus der Finanzbranche dominieren den Ibex 35. Mit Spannung erwartet man nun die Jahreszahlen der Banken, die bis Ende des Monats bekannt werden. Denn bei aller Euphorie lief es 2013 im operativen Geschäft nicht gut: Die starken Gewinnanstiege bis September gingen hauptsächlich auf niedrigere Rückstellungen für die Folgen der geplatzten Immobilienblase zurück. “Die Banken bleiben hinsichtlich 2014 vorsichtig, da die Margen weiter unter Druck sind, aber sie zeigen sich optimistischer im Hinblick auf 2015, was unserer Meinung nach auch bereits in den Kursen eingepreist ist”, heißt es in einer Studie von J.P. Morgan zum spanischen Bankensektor.Der Broker Renta 4 weist darauf hin, dass sich viele Anleger mit den gesunkenen Zinsen für spanische Anleihen zufriedengeben, da derzeit kein Inflationsrisiko besteht. Das birgt jedoch auch Probleme. “In einem Szenario sehr niedriger Inflation wird die Rückzahlung der hohen angehäuften Schulden schwieriger für Banken und den Staat.” Auch andere Analysten halten die Euphorie für spanische Banken für übertrieben, denn die Geldhäuser sitzen immer noch auf großen Immobilienbeständen – und deren Preise purzeln weiter.Abgesehen von den Banken setzen Analysten auf Aktien aus der Energiebranche wie Iberdrola, Repsol und REE, den Pharmakonzern Grifols oder Telefónica. Trotz der konjunkturellen Besserung ist jedoch Vorsicht geboten. Der Konsum der Spanier zieht eher schleppend an, da sich Lohnmäßigungen, Steuererhöhungen und die Massenarbeitslosigkeit von mehr als 25 % bemerkbar machen.Den Appetit der Anleger kann dies jedoch nicht schmälern. Eine Umfrage unter mehr als 200 Teilnehmern einer internationalen Investorenkonferenz in Madrid ergab in dieser Woche, dass die Anleger für das Gesamtjahr 2014 einen Anstieg des Ibex 35 von 10 % erwarten.