Digital Assets

Anlegerinteresse an Kryptowährungen bricht ein

Die Krypto-Handelsvolumina fallen so niedrig aus wie seit über zwei Jahren nicht. Zugleich belastet der Kollaps der Handelsplattform FTX die Nachfrage nach Exchange Traded Products auf Cyberdevisen.

Anlegerinteresse an Kryptowährungen bricht ein

xaw Frankfurt

Nach den Kursturbulenzen der vergangenen Monate hat sich die Lage am Kryptomarkt vorerst beruhigt – dies dürfte aber vor allem auf ein eingebrochenes Anlegerinteresse zurückzuführen sein. Laut dem Datendienstleister Cryptocompare und The Block belief sich das Handelsvolumen an Digital-Assets-Börsen im Dezember auf 357,48 Mrd. Dollar – dies bedeutet das tiefste Niveau seit November 2020. Der Start ins neue Jahr gestaltet sich mit 39,54 Mrd. Dollar ebenfalls schwach.

Auch bei Anlageprodukten auf Kryptowährungen macht sich ein erheblich gedämpfter Enthusiasmus der Investoren bemerkbar. So verzeichneten solche Exchange Traded Products (ETPs) laut dem Vermögensverwalter Coinshares 2022 zwar Mittelzuflüsse – diese fielen mit 433 Mill. Dollar aber so niedrig aus wie seit 2018 nicht mehr. Im Jahr zuvor waren noch 9,1 Mrd. Dollar in die Vehikel geströmt.

Dabei ist laut den Coinshares-Daten zu beachten, dass rund ein Viertel der Kryptozuflüsse aus dem vergangenen Jahr auf Short-ETPs entfällt. Gerade nach dem Kollaps der Kryptobörse FTX flüchteten sich Anleger in diese Produkte. So erreichten die Short-Zuflüsse im November zeitweise 75% der gesamten Neumittel.

Die FTX-Insolvenz hat das ohnehin schwierige Umfeld für Cyberdevisen noch erheblich eingetrübt. Litt das spekulativ geprägte Segment der Digital Assets zuvor schon besonders unter der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve, hat der Kollaps einer der prominentesten Adressen der Branche die Furcht vor einer schwerwiegenden Pleitewelle unter Kryptodienstleistern geweckt.

Insolvenzwelle rollt

Denn FTX und ihr Gründer Sam Bankman-Fried sind eng mit dem übrigen Digital-Assets-Ökosystem verbunden. Der Lender Blockfi, der Anlegern Renditen auf den Verleih von Cyberdevisen versprach, musste bereits Insolvenz anmelden. Mit dem Miner Core Scientific flüchtete im Dezember auch eine der größten börsennotierten Blockchain-Adressen in den Gläubigerschutz. Derweil ist die Aktie der Bank Silvergate Capital, die sich auf den Kryptosektor spezialisiert hat, eingebrochen. Zuvor legten die Kalifornier offen, dass Digital-Assets-Kunden im vierten Quartal Einlagen im Volumen von 8,1 Mrd. Dollar abgezogen haben.

Darüber hinaus kommt es zu Massenentlassungen: Silvergate hat 40% der Angestellten gekündigt. Der in Bedrängnis geratene Broker Genesis entließ einem Insider zufolge zuletzt 30% der Belegschaft, nachdem er im Dezember bereits 20% seiner Mitarbeiter vor die Tür gesetzt hatte. Die Handelsplattform Huobi will indes 20% der Stellen streichen.

Auch das rechtliche Vorgehen gegen die Kryptoszene wird härter. Bankman-Fried steht wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht – nun hat der Bundesstaat New York auch Alex Mashinsky, den ehemaligen CEO der im Juni kollabierten Lending-Plattform Celsius Network, angeklagt.

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