Anomalien im US-Markt schnelllebiger

Studienresultate deuten auf bessere Arbitragemöglichkeiten als in Europa hin

Anomalien im US-Markt schnelllebiger

dm Frankfurt – Marktanomalien sind ein beliebtes Phänomen in der wissenschaftlichen Literatur, denn mit Erkenntnissen darüber erhoffen sich die Marktteilnehmer bessere Renditen. Die Abgrenzung, was eine Anomalie ist, gestaltet sich aber schwierig, es handelt sich vereinfacht gesagt meist um einen Preiseffekt ohne die Übertragung eines ökonomischen Risikos. Sebastian Müller von der German Graduate School in Heilbronn und Heiko Jacobs von der Uni Mannheim haben in einer breiten Studie untersucht, inwieweit die Publikation von Erkenntnissen über Marktanomalien dazu beiträgt, dass diese verschwinden. Auf der Veranstaltung Robeco Knowledge Center in Frankfurt, die der niederländische Vermögensverwalter seit zehn Jahren in Frankfurt durchführt, erklärte Müller am Donnerstag, die wohl weltweit größte Sammlung von Anomalien zusammengetragen zu haben. So wurden 231 wissenschaftlich begutachtete Anomalien in 39 Aktienmärkten im Hinblick auf ihre Auswirkungen für die Performance der entsprechenden Aktien untersucht.Auffällig dabei ist, dass im US-Markt nach der Publikation einer Anomalie-Analyse sich die mit der Anomalie verbundene Überrendite deutlich abschwächt, und zwar um etwa 45 Basispunkte in einem gleichgewichteten Portfolio. Dies steht in deutlichem Kontrast besonders zum deutschen Markt, wo Anomalien auch nach ihrer Veröffentlichung eine statistisch signifikant höhere Rendite beibehalten, wie Müller erklärte. Zugleich fand die Studie aber auch heraus, dass Anomalien außerhalb der USA nicht so profitabel waren wie in den USA.Eine Erklärung für das schnellere Verschwinden von Anomalien ist laut Müller, dass sie von Marktakteuren in den USA schneller wegarbitriert werden, also Kursunterschiede ausgenutzt und damit zum Verschwinden gebracht werden. Dabei könnten zeitliche Effekte eine Rolle spielen, aber es gebe auch indirekte Hinweise darauf, dass dies daran liegt, dass in Europa etwa die Arbitragemöglichkeiten vergleichsweise eingeschränkter sind. Beispielsweise, weil weniger einfach Leerverkäufe möglich sind oder Anlagemandate dies nicht unterstützen, aber auch, weil es in Europa auch an Kapital fehle, das Arbitrageure unterstütze, wie etwa Hedgefonds, die sich auf die Ausnutzung von Preisdifferenzen spezialisiert haben.