SAUDI ARAMCO GEHT AN DIE BÖRSE

Aramco haussieren zum Debüt

Aktie klettert am ersten Handelstag um 10 Prozent - Konzern wird wertvollstes Unternehmen der Welt

Aramco haussieren zum Debüt

Die Aktie des saudi-arabischen Ölkonzerns Saudi Aramco hat an ihrem ersten Handelstag haussiert. Der Kurs legte um 10 % zu. Es handelt sich um den weltweit bisher größten Börsengang. Zudem ist Aramco nun das wertvollste Unternehmen der Welt. Allerdings ist der gehandelte Free Float mit 1,5 % gering.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtDer erste Handelstag im Rahmen des bisher weltweit größten Börsengangs ist positiv verlaufen. An der Börse von Riad wurde der erste Kurs für die Aktie der staatlichen saudischen Ölgesellschaft Saudi Arabian Oil Company (Saudi Aramco) mit 35,20 Rial (umgerechnet 9,39 Dollar) festgestellt. Dies entspricht dem an der saudischen Börse maximal zulässigen Tagesgewinn von 10 % bezogen auf den Zuteilungspreis von 32 Rial (8,53 Dollar). Den Handel beendete die Aktie zu 35,20 Rial, was ebenfalls den maximal erlaubten Kursanstieg darstellt.Innerhalb der ersten Handelsstunde wechselten 767 Millionen Aramco-Aktien den Besitzer. Dies entspricht in etwa der Menge an Aktien, die im Dax bis zum Mittag gehandelt wurden. Einen Superlativ gab es auch für die gesamte saudische Börse Tadawul. Ihre gesamte Marktkapitalisierung steigt durch den Aramco-Börsengang um 340 %. Sie wird in der internationalen Rangliste der Börsen von einem der hinteren Plätze auf Rang 9 katapultiert. Mit einem Volumen von rund 2,2 Bill. Dollar spielt sie damit zumindest auf dem Papier in derselben Liga wie der Börsenplatz Deutschland mit einem in etwa gleichen Marktwert sämtlicher gelisteter Aktien.Verkauft wurden Aktien im Wert von umgerechnet 25,6 Mrd. Dollar. Der bisher größte Börsengang der chinesischen Onlinehandelsplattform Alibaba erzielte im Jahr 2014 rund 25,03 Mrd. Dollar. Sollte in den kommenden vier Wochen die Mehrzuteilungsoption Greenshoe vom Bankenkonsortium ausgeübt werden, könnte das Volumen des Aramco-IPO noch auf 29,4 Mrd. Dollar steigen. Von der saudischen Führung war aber anfangs auf ein Volumen von rund 100 Mrd. Dollar gehofft worden, um die Staatskassen zu füllen.Aktuell kommt Aramco auf Basis des Börsenkurses auf eine Marktkapitalisierung von ungefähr 1,88 Bill. Dollar, womit das Unternehmen Apple als wertvollsten Konzern der Welt mit einem Wert von derzeit rund 1,2 Bill. Dollar ablöst. Damit erreicht Aramco in etwa die Dimension, die sich der saudische Kronprinz und Machthaber Mohammed bin Salman mit 2 Bill. Dollar erhofft hatte. Allerdings handelt es sich dabei um einen Wert, der nur auf dem Papier steht, weil er auf Basis des Handels mit einem extrem geringen Free Float zustande kommt. So wurden im Rahmen des Börsengangs gerade einmal 1,5 % der Aktien verkauft, da insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland schwach war. Bei anderen globalen Börsenschwergewichten wie Apple und Microsoft beträgt der Free Float hingegen 88 % bzw. 98,6 %. Ausländer desinteressiertInternationale Investoren haben nur weniger als 10 % der zum Verkauf stehenden Aktien gezeichnet – ein klarer Hinweis, dass sie mit der als exorbitant geltenden Bewertung der Aktie und des Unternehmens nicht einverstanden sind. Dem Vernehmen nach sollen viele potenzielle ausländische Investoren eine Größenordnung von 1,5 Bill. Euro für halbwegs vermittelbar gehalten haben. Andere Stimmen sprachen gar nur von 1 Bill. Dollar. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass die Vorschriften für die Transparenz börsennotierter Unternehmen an der saudischen Börse einen wesentlich schlechteren Standard aufweisen als die international übliche Praxis. So hat auch der Prospekt nach Ansicht vieler Anleger an Transparenz zu wünschen übrig gelassen. Aramco verspricht immerhin eine Dividende von mindestens 75 Mrd. Dollar bis 2024. Dies liefe auf eine Dividendenrendite von rund 3,9 % hinaus, die unter derjenigen von anderen Aktien aus dem Sektor wie BP oder Royal Dutch Shell liegen würde. Dem Vernehmen nach sollen viele ausländische Anleger geäußert haben, sie fänden die Aktie mit Blick auf die Risiken erst ab einer Rendite von 7 bis 8 % attraktiv.Angesichts dieser Perspektiven wurden die Aktien vor allem daheim mit hohem politischen Druck auf Investoren abgesetzt. Böse Zungen sprechen gar von einem neuartigen Modell eines “IPO by blackmail”. Andere Kritiker merkten an, angesichts des minimalen Free Float wäre eigentlich aus dem Begriff IPO das P für “Public” zu streichen. Für den Börsengang gab es angesichts einer Gesamtnachfrage von umgerechnet 119 Mrd. Dollar von insgesamt 2 000 Adressen eine Überzeichnung, mit einer Ausübung des Greenshoe wird daher gerechnet. 12 Mrd. Dollar sollen von Privatinvestoren stammen. Aramco hatte zunächst ein Bankenkonsortium von 25 Häusern mit drei Ebenen der Verantwortung gebildet. Nur bei der Postal Savings Bank of China waren es mit 26 Banken im Jahr 2016 noch etwas mehr. Letztlich waren es dann nur 14 Institute. Geringere GebührenDie Gebühren für die Banken sollen bei 25 Basispunkten (BP) liegen, mit erfolgsabhängigen Aufschlägen, womit die Banken mindestens 64 Mill. Dollar oder bei Ausübung des Greenshoe 73,5 Mill. Dollar erhalten würden. Ursprünglich waren für einen größeren internationalen Deal eine Basisvergütung von 35 BP und Incentives von mindestens 55 BP angedacht worden.