GELD ODER BRIEF

Autohersteller Fuji Heavy will weiter Gas geben

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 17.6.2016 Dem Namen nach zählt Fuji Heavy Industries neben Mitsubishi und Kawasaki zu Japans drei "Heavy"-Konglomeraten mit Schwerindustrie: 1953 trat man die Nachfolge des Flugzeugbauers Nakajima an, der...

Autohersteller Fuji Heavy will weiter Gas geben

Von Martin Fritz, TokioDem Namen nach zählt Fuji Heavy Industries neben Mitsubishi und Kawasaki zu Japans drei “Heavy”-Konglomeraten mit Schwerindustrie: 1953 trat man die Nachfolge des Flugzeugbauers Nakajima an, der nach dem Zweiten Weltkrieg abgewickelt wurde. Inzwischen ist Fuji Heavy zum Premium-Autobauer mit zuletzt 968 000 Einheiten jährlich mutiert. Die Sparte mit der Marke Subaru lieferte 94 % der Einnahmen und 97 % des operativen Gewinns. Die Umbenennung in “Subaru Corp.” zum April 2017 ist daher konsequent. Im Oktober wird das Geschäft mit Industrieprodukten integriert, um den Ingenieursmangel bei Subaru zu lindern. Die Flugzeugteile-Zulieferung vor allem an Boeing bildet das zweite, aber sehr kurze Standbein. Namenswechsel steht anDer Namenswechsel könnte der Aktie frischen Schwung bescheren. Denn nach einem sehr guten Lauf konsolidiert das Papier gerade. Seit 2011 wurde der Umsatz verdoppelt und der Gewinn um den Faktor 13 gesteigert. Dabei verzehnfachte sich der Kurs bis Ende November. Am Donnerstag schloss das Papier auf 3 579 Yen und damit 28 % tiefer als zum Jahreswechsel.Das schlechte Abschneiden ist eine Reaktion auf die Yen-Aufwertung um 13 % in diesem Jahr. Mit 80 % hat Fuji Heavy den höchsten Exportanteil der japanischen Autobauer. Eine Yen-Stärke führt zu höheren Auslandspreisen und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich sinkt der Ertrag bei der Repatriierung der Gewinne. Die Prognose für 2016 (ab 1. 4.) spiegelt dies wider: Trotz Absatzsteigerung um 10 % auf 1,05 Millionen Einheiten soll der Umsatz um 1,9 % auf 3,2 Bill. Yen (26,4 Mrd. Euro) und der Nettoertrag um 33 % auf 293 Mrd. Yen (24, Mrd. Euro) fallen. Der Rückgang des operativen Ertrags um 26 % auf 420 Mrd. Yen geht komplett auf die negative Wirkung der starken Heimatwährung zurück. Autoanalyst Kurt Sanger von der Deutschen Bank bewertet den Titel mit Halten. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von knapp 0,9, einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,4 und einer Eigenkapitalrendite von 23,8 % ist die Aktie im Vergleich der Autowerte nicht auffällig günstig. Sein 12-Monate-Kursziel von 4 400 Yen mit dem aktuellen Potenzial von 29 % rechtfertigt Sanger mit der “starken Position” und den mittelfristigen Aussichten. In den drei Jahren bis 2019 soll der Absatz um ein Viertel auf 1,2 Millionen Einheiten, der Umsatz um insgesamt 1,3 Bill. Yen und der Gewinn um insgesamt 100 Mrd. Yen steigen.Das geringe Ertragsplus hängt mit einer kräftigen Erhöhung von Kapitalausgaben und Entwicklungskosten zusammen. Die durchschnittliche operative Marge soll 11,2 % erreichen. Gegenüber der Rendite von 19 % im Auftaktquartal 2016 wäre das ein herber Rückschlag. Aber mit der Prognose bewegt sich Fuji Heavy auf der Höhe anderer Premium-Autobauer wie Audi. Tatsächlich baut der Auto-Exot nur sportliche Mittelklasse- und Geländewagen vor allem mit Boxermotor und Allradantrieb. Daher profitiert Subaru besonders vom Trend zu Geländewagen (SUV). Der zweite Erfolgsfaktor ist der Aufschwung am Automarkt in Nordamerika. Dort setzt Subaru zwei Drittel seiner Fahrzeuge ab.Die Geschäftsrisiken werden direkt angegangen: Erstens montiert Subaru alle Modelle künftig auf einer einzigen Plattform. Das erste Modell kommt in der zweiten Jahreshälfte. Noch laufen die Investitionen für die Umstellung. Aber die Kosten werden danach sinken. Zweitens erweitert man die US-Kapazität. Ein Produktionsvertrag mit Toyota im einzigen US-Werk in Indiana läuft aus. Von diesem Band wird ab diesem Monat das Modell Outback laufen. Das verringert die Abhängigkeit vom Export und erlaubt eine flexiblere Reaktion auf die Nachfrage in Nordamerika. Die angestrebte Steigerung des US-Marktanteils um fast die Hälfte von 3,4 % auf 5 % halten Analysten allerdings für etwas aggressiv. Jeder US-Händler von Subaru müsste ein Fünftel mehr Autos verkaufen. Der Kaufanreiz wird zunächst um 10 % auf 1 000 Dollar erhöht. Im Mai stieg der US-Absatz jedoch nur um 1,1 % auf rund 50 000 Stück.Die dritte Herausforderung ist die notwendige Senkung des Flottenverbrauchs. Zum einen kommt dafür 2019 ein sparsamer Turbolader-Motor mit Direkteinspritzung. Zum anderen plant man die Markteinführung eines ersten Plug-in-Hybrid-Autos ab 2018 und eines Elektroautos ab 2021. Dabei arbeitet Fuji Heavy eng mit Partner Toyota zusammen. Toyota hält 16,7 % des Aktienkapitals und liefert das technische Know-how für den Beginn der Elektromobilität bei Subaru. Auch das vierte Risiko wird nicht verschwiegen. Die Rückruf-Kosten für bis zu 3,6 Millionen weitere Subaru-Autos mit Takata-Airbag wurden in die Kalkulation der nächsten drei Jahre aufgenommen. Aktionäre nicht vergessenDer kleine Autobauer vergisst auch seine Aktionäre nicht. Die Dividende im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde auf 144 Yen mehr als verdoppelt. Dieses Niveau will man trotz Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2016 beibehalten. Das ergibt beim aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 4 %. Die Auszahlungsquote soll auf 38,4 % weiter steigen, unterstützt vom hohen Netto-Cash-flow von zuletzt 359 Mrd. Yen und Barmitteln von 830 Mrd. Yen. Bis Ende September stützt Fuji Heavy den Kurs durch Rückkäufe von bis zu 15 Millionen Aktien für 48 Mrd. Yen. Die erworbenen Aktien werden gelöscht. Auf diesem Weg wird eine Sondereinnahme aus dem Vorjahr komplett ausgeschüttet. Die stabile Dividende und der Rückkauf machen die Titel aktuell attraktiv. Dazu kommt, dass Subaru einer der wenigen Autobauer mit solidem Wachstum ist. Kursrückschläge drohen bei einer Rezession auf den wichtigsten Absatzmärkten USA und Kanada, einer unerwartet starken Aufwertung des Yen mit entsprechenden Folgen für den Gewinn, Problemen mit der neuen Standardplattform sowie einem kräftigen Anstieg des Ölpreises. Von 22 Analysten empfehlen fünf den Kauf, acht rechnen mit “Outperform”, sechs plädieren für Halten und drei erwarten ein “Underperform”.