IPO-Geschäft

Bank of America hofft auf das zweite Halbjahr 2023

Bank of America ist zurückhaltend, was das Geschäft mit Börsengängen angeht. Eine Erholung sei erst im zweiten Halbjahr 2023 wahrscheinlich. Voraussetzung sei, dass die Inflation den Gipfel erreicht hat.

Bank of America hofft auf das zweite Halbjahr 2023

hip London

Seitdem die Finanzkrise die Nullzinspolitik der Notenbanken eingeleitet hat, galt für Anleger die Maxime: Es gibt keine Alternative zu Aktien. Dieses Jahr ging die Politik des billigen Geldes zu Ende, was an den Finanzmärkten für heftige Kursausschläge sorgte. Entsprechend schwach lief 2022 das Geschäft mit Börsengängen. „Der IPO-Markt (Initial Public Offerings) wurde am dramatischsten von der Volatilität in Mitleidenschaft gezogen“, sagt James Palmer, Head of Equity Capital Markets für die EMEA-Region bei Bank of America. Von einer Handvoll Sondersituationen abgesehen war er 2022 die meiste Zeit geschlossen. Kontinentaleuropäische und britische Aktien verzeichneten den Daten der Bank zufolge seit der russischen Invasion in der Ukraine 41 Wochen in Folge Abflüsse. Das IPO-Volumen schrumpfte ihr zufolge in der Region Europa, Afrika und Nahost im Vorjahresvergleich um 61%. Hätte es in Nahost keinen Boom bei Börsengängen gegeben, wäre es noch weiter zurückgegangen. In Europa steuerte der Porsche-Börsengang den Großteil des Volumens bei.

Firmen fehlt die Zuversicht

Für die schlechte Stimmung sorgten nicht nur die hohe Volatilität und die stetigen Mittelabflüsse. „Anfang des Jahres waren Unternehmen immer noch ziemlich zuversichtlich, was ihre geschäftlichen Perspektiven für die kommenden 12 bis 18 Monate angeht. Das hat sich mit Sicherheit geändert. Selbst wenn der Markt bereit wäre, sind es die Firmen vielleicht nicht. Das wird sich im Verlauf des kommenden Jahres deutlicher zeigen.“ In Nahost dürfte die IPO-Aktivität nach Einschätzung des Instituts im kommenden Jahr hoch bleiben. Zudem hofft es darauf, dass Unternehmen auf diesem Wege Mittel für Bilanzreparaturen einsammeln, die aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds nötig werden könnten. Auch Finanzinvestoren könnten Teile der von ihnen noch gehaltenen Beteiligungen an Unternehmen, die sie 2020 und 2021 an die Börse brachten, platzieren wollen. Schließlich haben sie meist nicht vor, langfristig investiert zu bleiben, selbst wenn das mit Abschlägen zur ursprünglichen Bewertung verbunden sein sollte. Alles in allem rechnet Bank of America eher für das zweite Halbjahr 2023 mit einer Wiederbelebung des IPO-Geschäfts als zum Jahresauftakt. Noch schwankt der Markt zu sehr zwischen der Erwartung einer scharfen Rezession und der Hoffnung auf eine relativ sanfte Landung hin und her. Auch das Ausmaß der bereits erwarteten Korrektur der Schätzungen für die Unternehmensgewinne wird eine Rolle spielen.

„Das Hauptkriterium für eine Erholung ist, dass die Inflation ihren Gipfel erreicht hat“, sagt Andrew Briscoe, Head of EMEA ECM Syndicate bei der US-Großbank. „Da sind wir noch nicht ganz. Wir sehen ein paar Hinweise darauf, dass sie den Gipfel erreicht, aber das muss erst noch die Märkte und Zentralbanken überzeugen.“ Neben den absoluten Kursbewegungen sei es die Ungewissheit gewesen, den Endzustand nicht zu kennen, nicht zu wissen, wie hoch die Zinsen noch steigen, die für so viel Ungewissheit an den Märkten gesorgt habe.

In Großbritannien schafften dieses Jahr bislang nur zwei Firmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 100 Mill. Pfund den Sprung aufs Parkett: New Energy One Acquisition Company und Ithaca Energy.