Beim Euro sind Tage des Aufwärtstrends gezählt
Von Sören Hettler *)Was Anfang September zunächst nach einer Stabilisierung auf hohem Niveau aussah, hat sich für Euro-Dollar in den vergangenen Wochen als moderater Rücksetzer entpuppt. Dabei lasteten auf dem Sentiment gegenüber der Gemeinschaftswährung insbesondere die Unabhängigkeitsbestrebungen der Regionalregierung in Katalonien, die Aussicht auf schwierige Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl in Deutschland und zunehmende Spekulationen zugunsten einer Leitzinserhöhung der US-Zentralbank im Dezember. Ausgehend von Kursen knapp unter 1,2100 Dollar fiel der Euro zuletzt zeitweise wieder in die Region um 1,1670 Dollar. Im Zuge dieser Korrektur verließ das Währungspaar den seit Februar etablierten Aufwärtstrendkanal gen Süden. In den vergangenen Tagen scheint sich das Währungspaar vor allem an der Marke von 1,1750 Dollar zu orientieren. Zudem gibt offenbar das 38,20 %-Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung von 1,3995 Dollar (Hoch vom 8. Mai 2014) bis 1,0340 Dollar (Tief vom 3. Januar 2017) bei etwa 1,1735 Dollar einen gewissen Halt. Indikatoren eingetrübtUm es vorwegzunehmen: Zumindest aus charttechnischer Sicht stehen die Chancen für den Euro, den übergeordneten Kanal kurzfristig zurückzuerobern, nicht gerade günstig. Von Seiten der Tagesindikatoren erhält die Gemeinschaftswährung mehrheitlich Gegenwind. Sowohl die Stochastik als auch der MACD und das Momentum bewegen sich in dieser Perspektive unterhalb ihrer Signallinien. Zwar ist bei den beiden letztgenannten Indikatoren jüngst eine leichte Annäherung an den neutralen Bereich zu beobachten. Am überwiegend Euro-skeptischen charttechnischen Bild kann dies jedoch ebenso wenig ändern, wie der Blick auf den RSI und den ADX zeigt. Beide Indikatoren schrecken vor einer klaren Richtungsvorgabe für das Währungspaar zurück.Angesichts dieser Voraussetzungen sollten erneute Kursverluste des Währungspaares auf kurze Sicht nicht überraschen. Support bietet in diesem Zusammenhang das erwähnte Fibonacci-Retracement bei rund 1,1735 Dollar. Auf dem weiteren Weg gen Süden erfährt die Gemeinschaftswährung zudem Unterstützung durch die Marke von 1,1700 Dollar. Hier befinden sich die Tagestiefs vom 3. und 5. Oktober sowie durch das Tief vom 6. Oktober bei 1,1669 Dollar. Letztgenannter markanter Support sollte die Abwärtsbewegung auf kurze Sicht begrenzen können.Trösten kann sich die Gemeinschaftswährung damit, dass die Aussichten auf Wochensicht zumindest etwas besser sind. So präsentieren sich unter den entsprechenden Indikatoren zwar die Stochastik und der MACD in Euro-skeptischer Verfassung, bewegen sich doch beide unterhalb ihrer Signallinien. Das Momentum liegt jedoch klar im positiven Bereich, und auch der ADX hält dem Euro mit Werten über 47 Punkten weiterhin die Treue. Zudem hat sich der RSI in den vergangenen Wochen aus dem überkauften Bereich verabschiedet und eine neutrale Position eingenommen. Insgesamt ergibt sich daher auf Wochensicht ein seitwärtsorientiertes charttechnisches Bild, so dass zumindest keine weiteren nennenswerten Kursverluste für das Währungspaar angezeigt werden. Begrenzte AbwärtsrisikenDie Abwärtsrisiken aus Sicht der Gemeinschaftswährung dürften dabei durch die Unterstützungszone um 1,1610 Dollar begrenzt werden. Hier verläuft nicht nur momentan die 100-Tage-Linie, darüber hinaus finden sich in diesem Bereich mehrere Tagestiefs von Ende Juli. Zuvor bieten noch die Tiefs vom 27. Juli bei 1,1650 Dollar und vom 25. Juli bei 1,1631 Dollar ihre Dienste an.Unternimmt der Euro hingegen einen Versuch, verlorengegangenes Terrain zurückzuerobern, und vollzieht dabei einen nachhaltigen Sprung über die Marke von 1,1800 Dollar, trifft er bei 1,1833 Dollar auf Widerstand in Form des Tageshöchststands vom 29. September. Danach stellt sich das Hoch vom 26. September bei 1,1862 Dollar in den Weg. Zwar könnte das Währungspaar diese Hürde in den nächsten Tagen durchaus überwinden. Ein nachhaltiger Sprung zurück in den Aufwärtstrendkanal, dessen untere Begrenzungslinie aktuell bei 1,1910 Dollar verläuft, dürfte der Gemeinschaftswährung allerdings auf Wochensicht verwehrt bleiben.Der seit spätestens April dieses Jahres zu beobachtende Aufwärtstrend in Euro-Dollar ist ausgelaufen. Hierauf deuten jedenfalls die charttechnischen Tages- und Wochenindikatoren hin. Neuerliche Kursverluste, wie sie vor allem Ende September zu beobachten waren, sind zwar nicht angezeigt. Ein bevorstehendes Aufbäumen lässt sich jedoch ebenfalls nicht erkennen. Folglich ist für die nächsten Tage weitgehend von einer Fortsetzung der jüngst zu beobachtenden Seitwärtsbewegung zwischen knapp 1,1670 Dollar und rund 1,1850 Dollar auszugehen.Einen Hoffnungsschimmer mit Blick auf die weiteren Perspektiven bieten der Gemeinschaftswährung in diesem Zusammenhang die Monatsindikatoren. Diese präsentieren sich überwiegend in Euro-freundlicher Verfassung. Zumindest längerfristig könnte das Währungspaar demnach wieder zur Stärke der beiden Sommerquartale zurückfinden und dann auch wieder die Marke von 1,20 Dollar ins Auge fassen.—-*) Sören Hettler ist als Senior-Devisenanalyst bei der DZ Bank tätig.