Geld oder BriefMcDonald´s

Big Mac oder Big Tech

Einige Tech-Werte haben eine beeindruckende Kursrallye in den vergangenen Monaten hingelegt. Trotzdem lohnt sich auch der Blick auf ganz andere Titel, etwa McDonald´s. Denn einige Argumente sprechen für ein Engagement in den Aktien der weltweit umsatzstärksten Fast-Food-Kette.

Big Mac oder Big Tech

Geld oder Brief

Big Mac oder Big Tech

fed Frankfurt

Angesichts der Kursrally, die große Tech-Werte in den zurückliegenden Monaten erlebt haben, allen voran die Verdopplung des Aktienkurses von Meta seit Anfang Februar, scheint es auf den ersten Blick recht langweilig, sich die Chancen der Papiere von McDonald‘s genauer anzusehen. Umso mehr, da es im Grunde eine ganze Menge Gründe gibt, die dagegen sprechen, die Aktie der weltweit umsatzstärksten Fast-Food-Restaurantkette zu kaufen. Denn die Aktie ist schon recht kräftig hochgelaufen. Verglichen mit dem Kursniveau im vorigen Herbst notieren die Anteilscheine mit dem Börsenkürzel MDO um mehr als ein Viertel höher. Die Aktie war in den zurückliegenden Monaten ein Outperformer – und mancher Analyst stellt die Frage, ob es nicht zu spät für einen Einstieg sei.

KGV höher als bei Konkurrenten

Auch sind McDonald’s-Aktien relativ teuer, wenn man den Franchisegeber – und in seltenen Fällen auch Betreiber – von rund um den Erdball mehr als 40000 Schnellrestaurants mit anderen Unternehmen der Systemgastronomie vergleicht.  Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Big-Mac-Konzerns liegt nahe der Marke von 26, bei Wendy’s und Restaurant Brands International (Burger King) derweil in der Größenordnung von 22. Und selbst das KGV von Yum! Brands mit den Ketten KFC, Taco Bells und Pizza Hut rangiert knapp unter der Kennziffer der Firma mit den zwei goldenen Bögen im Logo.

Beim Blick auf den Börsenwert im Verhältnis zum Umsatz ergibt sich ein ähnliches Bild. Die gegenwärtige Kapitalisierung von McDonald’s – in etwa 215 Mrd. Dollar – entspricht dem Neunfachen des in diesem Jahr erwarteten Umsatzes. Bei der Mexican-Grill-Kette Chipotle liegt dieser Quotient in der Region von sechs, beim Burger-King-Eigner RBI nahe fünf, bei der Fast-Casual-Kette Shake Shack sogar bei lediglich drei.

Ebenfalls eher skeptisch stimmt schließlich die Einschätzung des Managements: „Wir sind uns bewusst“, erklärte Chief Financial Officer Ian Bordon in der vergangenen Woche, „dass wir in einem herausfordernden makroökonomischen Umfeld operieren, in dem die Kosten weiterhin hoch und die steuerbaren Ausgaben der Kunden begrenzt sind.“ Zudem signalisierte er, dass er mit Blick auf die Branchentrends beim Kundenverkehrsaufkommen keine großen Sprünge erwarte und auch dass er sich vorstellen könne, dass die zuletzt angehobenen Preise für Burger und Pommes wieder etwas sinken. Das alles führe zu der Erwartung „eines moderaten Umsatzwachstums“ – echte Zuversicht sieht anders aus.

So weit, so ernüchternd. Trotzdem ist das Gros der Analysten der McDonald’s-Aktie gegenüber positiv eingestellt. Von 42 Researchhäusern empfehlen laut Bloomberg immerhin 30 den Titel zum Kauf, 12 raten zum Halten des Papiers. Eine Verkaufsempfehlung gibt es nicht. Die Kursziele, die von einzelnen Häusern genannt werden, liegen nördlich der 310-Dollar-Marke – und damit gut 20 Dollar beziehungsweise 7% über der aktuellen Notierung.

Steigende Dividenden

Als Argument wird zum einen die Dividendenverlässlichkeit des Unternehmens gelobt. Der US-Konzern hat vorige Woche angekündigt, eine Quartalsdividende von 1,52 Dollar zu zahlen, auf das Gesamtjahr gerechnet also 6,08 Dollar. Das entspricht beim aktuellen Aktienkurs nahe der Marke von 290 Dollar einer Dividendenrendite von gut 2%. Nachrichtenagenturen weisen darauf hin, dass McDonald’s seit 1976 jedes Jahr ausgeschüttet hat – und dies mit ständigen Erhöhungen. In den zurückliegenden 15 Jahren haben sich die Aktionäre über mehr als 100 Mrd. Dollar in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden freuen können.

Zum zweiten wird die Zuverlässigkeit der eigenen Ansagen des Managements geschätzt. Die Quartalszahlen vor wenigen Tagen haben die Erwartungen der Analysten einmal mehr übertroffen. Der Gewinn pro Aktie landete bei 3,17 Dollar, obwohl Analysten diese Kennziffer zuvor zum Teil unter der Marke von 3 Dollar verortet hatten. Der Umsatz lag mit 6,5 Mrd. Dollar ebenfalls höher als vermutet. Die operative Umsatzmarge ist mittlerweile auf 45% gestiegen. Darin drückt sich unter anderem die zu Jahresbeginn erneut dokumentierte Preissetzungsmacht wider: Die Kundschaft blieb trotz höherer Preise McDonald’s treu.

Drittens ist es McDonald’s gelungen, einen beachtlichen Teil seiner Stammkundschaft über Loyality-Programme eng an die Fast-Food-Kette zu binden. Die Zahl der Mitglieder dieses Programms liegt in den sechs größten Märkten bei mehr als 50 Millionen Kunden. Hier verstärkt die zunehmend digitale Ansprache die Bindungswirkung.

Und schließlich wird dem Unternehmen von Researchhäusern eine hohe Krisenfestigkeit in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder gar in einer Rezession attestiert. Diese Einschätzung folgt der Logik, dass vermögendere Verbraucher in einem wirtschaftlich eingetrübten Umfeld zum Mittagessen seltener in gediegene Restaurants gehen, sondern häufig zu McDonald’s. Allerdings stehen im Falle eines schweren wirtschaftlichen Einbruchs auch Umsätze im Feuer, da dann absehbar ist, dass die schlechtverdienenden Kunden der Fast-Food-Kette im Schnitt weniger bestellen.

Von Detlef Fechtner, Frankfurt