BlackRock stuft Value-Aktien hoch

Höheres Wirtschaftswachstum sowie günstige Bewertung sprechen für Substanzwerte

BlackRock stuft Value-Aktien hoch

wrü Frankfurt – In den vergangenen Jahren ist die Wertentwicklung von Value-Aktien deutlich hinter der des Gesamtmarkts zurückgeblieben. Insofern hat Value schwer enttäuscht. Doch nun geht BlackRock davon aus, dass die Underperformance ein Ende hat. Denn der Assetmanager hat in seiner monatlichen Einschätzung von Aktien-Stilfaktoren, die der Börsen-Zeitung vorliegt, jetzt die Substanzwerte auf ein leichtes Übergewicht heraufgestuft.”In Bezug auf Value-Aktien, das heißt zum Beispiel Titel mit niedrigen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnissen, sind wir optimistischer geworden”, erklärt Hamed Mustafa, Leiter Institutional Sales Deutschland im Bereich ETF und Index Investing bei BlackRock. “Denn zum einen entwickelt sich dieser Faktor am besten bei anziehendem Wirtschaftswachstum. Zum anderen sind Value-Aktien eher günstig bewertet, und die relative Stärke hat leicht zugelegt – wenn auch auf niedrigem Niveau.” Faktor-ETFs immer beliebterHintergrund ist, dass immer mehr Investoren – und dabei vor allem institutionelle Anleger – über langfristig wertschaffende Stilfaktoren in Aktien investieren, die alle kostengünstig als ETFs verfügbar sind. Wobei solche Produkte nicht nur von BlackRock, sondern auch von Xtrackers (DWS), State Street oder anderen ETF-Häusern angeboten werden. Laut dem Research- und Analysehaus ETFGI sind weltweit inzwischen bereits rund 820 Mrd. Dollar in Faktor- oder Smart-Beta-ETFs angelegt. In den vergangenen fünf Jahren haben Faktor-ETFs dabei mit einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate von 22,5 % pro Jahr zugelegt.Abgebildet werden dabei vor allem die fünf wissenschaftlich nachgewiesenen Faktoren Value, Minimum Volatility (geringe Schwankungsbreite), Quality (hohe Unternehmensqualität), Momentum (positive Kursdynamik) und Size (geringe Unternehmensgröße).BlackRock hat nun ein Modellportfolio entwickelt, das monatlich die jeweils aussichtsreichsten Faktoren anhand von drei Kriterien ermittelt. Diese sind Konjunkturumfeld (Economic Regime Signal), Bewertung (Valuation Signal) und relative Stärke (Relative Strength Signal). Je mehr dieser Allokationssignale in die Bewertung einfließen würden, umso robuster fielen die Ergebnisse aus. Nach den Berechnungen von Black-Rock hat das auf den monatlichen Einschätzungen beruhende Faktorrotationsmodell langfristig signifikant besser abgeschnitten als der Weltaktienindex MSCI World. Quality nur noch neutralBemerkenswert an der September-Einschätzung von BlackRock ist, dass der Assetmanager allein dazu rät, Value-Aktien leicht überzugewichten. Alle anderen Faktoren werden mit neutral oder leicht untergewichten bewertet. Nach dem Corona-Crash wurde insbesondere der Quality-Faktor von BlackRock über mehrere Monate hinweg favorisiert. Das ist inzwischen aber nicht mehr der Fall.”Bei Quality-Aktien, sprich Papieren qualitativ hochwertiger Unternehmen mit besonders gesunden Bilanzen, halten wir an unserer neutralen Positionierung fest”, sagt Mustafa. “Denn Qualitätsaktien besitzen eher defensive Eigenschaften, was im aktuellen Umfeld nicht allzu vorteilhaft ist.” Zudem hätten sich die relative Stärke und die Bewertung unter dem Strich nicht wesentlich verändert.Bei den Minimum-Volatility-Aktien mit relativ geringen Schwankungsbreiten bleibt Black-Rock leicht untergewichtet. “Denn bei anziehendem Wirtschaftswachstum entwickeln sich Minimum-Volatility-Aktien in der Regel unterdurchschnittlich”, erklärt Mustafa. “Zudem hat die relative Stärke nachgelassen.” Die attraktive Bewertung könne dies nicht aufwiegen.Bei Werten im Aufwärtstrend, den Momentum-Aktien, empfiehlt der Assetmanager weiterhin eine neutrale Positionierung. “Während die relative Stärke nachgelassen hat, gewann die Bewertung an Attraktivität”, erläutert Mustafa. “Zudem entwickelt sich der Momentum-Faktor bei anziehendem Wirtschaftswachstum erfahrungsgemäß nicht besonders gut.”Bei Aktien kleinerer Unternehmen, dem Faktor Size, bleibt Black-Rock ebenfalls neutral gewichtet. “Zwar hat die relative Stärke leicht zugelegt, aber gleichzeitig hat die Bewertung angezogen”, sagt Mustafa. “Zudem spricht das aktuelle Konjunkturumfeld für solche Werte.”