BoA erwartet Korrektur am Aktienmarkt
BoA erwartet Korrektur am Aktienmarkt
Institut geht von nachlassenden Antrieben für Unternehmensgewinne aus
ck Frankfurt
Die Aufwärtsbewegung an den europäischen Aktienmärkten überzeugt die Strategen der Bank of America (BoA) nicht. Sie gehen nach wie vor von einer deutlichen Korrektur in den kommenden Monaten aus.
Die europäischen Unternehmensgewinne hätten in den letzten Wochen erneut ein stärkeres Bild geboten. Eine stärker als erwartet ausgefallene Berichtssaison habe zu einer scharfen Beschleunigung der Konsenserwartungen für die Gewinne je Aktie des Stoxx Europe 600 für die Jahre 2023 und 2024 beigetragen. Das habe geholfen, die rollierenden Gewinnerwartungen für die nächsten zwölf Monate seit dem Januar bis in die Nähe des im Oktober 2022 erreichten Rekordhochs zu treiben. Robuste Unternehmensgewinne stärkten die Resilienz des Marktes, Investoren fragten sich, ob die erneute Ergebnisstärke ein Grund sei, für Aktien zuversichtlicher zu werden. Das stärkere Bild der Unternehmensgewinne sei eine Folge der verbesserten makroökonomischen Dynamik. Der globale Einkaufsmanagerindex sei von einem im Oktober erreichten Tief von 48 Punkten, das mit einem Rückgang der rollierenden Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate um 15% konsistent sei, auf derzeit 53 Zähler gestiegen, was einem Gewinnanstieg um 5% entspreche. Dies erkläre den Wechsel von sinkenden zu steigenden Erwartungen für die Gewinne je Aktie. Eine zusätzliche Erklärung für die positiv überraschende Berichtssaison seien die sehr positiven ökonomischen Überraschungen des Euroraums, die zur Erholung der Einkaufsmanagerindizes geführt hätten. Die Dynamik der Ergebnisse je Aktie neige dazu, den von der (hauseigenen) Einkaufsmanagerindex-Analyse implizierten Pfad in Phasen steigender Inflation nach oben zu durchbrechen, weil diese die nominalen Gewinne erhöhe. Daher helfe die steigende Inflation, ein durchschnittliches Überschießen der Dynamik der Gewinne je Aktie der Stoxx-Europe-600-Firmen um 4 Prozentpunkte während der postpandemischen Erholung zu erklären, ein Überschießen, das derzeit noch anhalte. Das Institut geht jedoch von nachlassenden Antrieben für die Gewinne aus. Die Inflation gehe zurück, was zu einem Nachlassen des Überschießens der Gewinne je Aktie im Vergleich zur Einkaufsmanagerindex-Analyse führen werde. „Zudem erwarten wir, dass ein sich abschwächender Kreditzyklus in den USA und im Euroraum zu einem Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex auf 47 im vierten Quartal führen wird.“
Indexrückgang um 20 Prozent
Die ökonomischen Überraschungen befänden sich wieder im negativen Bereich, was auf reduzierten Spielraum für positive Überraschungen in der nächsten Berichtssaison hindeute. Auf Basis ihrer Makro-Prognosen rechnet BoA mit einem Rückgang der rollierenden Ergebnisse je Aktie um 15% bis Jahresende. In Verbindung mit niedrigeren Risikoprämien als Reaktion auf einen sich abschwächenden makroökonomischen Zyklus impliziere dies einen Rückgang des Stoxx Europe 600 um 20% auf 365 Punkte zu Beginn des vierten Quartals.