Anleihemärkte

Bondmarkt-Risiken durch Krise in Afghanistan

Durch die Lage in Afghanistan könnte Unruhe an den Bondmärkten aufkommen. Das könnte die Bonds der Nachbarländer wie Pakistan oder Usbekistan beeinträchtigen. Afghanistan selbst hat keine Eurobonds.

Bondmarkt-Risiken durch Krise in Afghanistan

kjo Frankfurt

Die für viele westliche Regierungen überraschend schnelle Machtübernahme der Taliban in Afghanistan bringt neben menschlichem Leid und Angst vor einer ungewissen Zukunft auch Unruhe an den Anleihemärkten der Region. Zwar hat Afghanistan keine Staatsanleihen ausstehen, jedoch könnten die jüngsten Entwicklungen die Nachbarländer Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan, die Eurobonds ausstehen haben, erheblich beeinträchtigen, meint Vontobel Asset Management (AM).

Die Anleiheanalysten des Assetmanagers sehen drei Hauptrisiken für diese Länder. Dies sei zum einen eine weitere Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan mit der latenten Gefahr eines Bürgerkriegs und zum anderen ein verstärkter Zustrom von afghanischen Flüchtlingen, der die Haushaltskosten in die Höhe treiben könnte. Ein Risikofaktor sei darüber hinaus eine mögliche Verschlechterung des politischen Umfelds, insbesondere in Pakistan, das laut Vontobel AM ein wichtiger Verbündeter der neuen Taliban-Regierung sein dürfte.

In Usbekistan und Tadschikistan seien die Risiken für die Sicherheit und die politische Stabilität aufgrund der militärischen und politischen Unterstützung durch Russland relativ gering. So habe Russland nur wenige Tage vor der Machtübernahme durch die Taliban eine gemeinsame Militärübung in Usbekistan und Tadschikistan entlang der afghanischen Grenze durchgeführt.

Verluste wieder aufgeholt

Die pakistanischen Eurobonds mit langer Laufzeit seien zu Beginn dieser Woche um 1,8% gefallen, wobei sie einen Teil der Verluste in den folgenden Handelstagen wieder aufgeholt hätten. Pakistan sei bereits ein Verbündeter der Taliban gewesen, bevor diese vor 20 Jahren die Macht verloren hätten, so dass jetzt erwartet werde, dass Pakistan wieder freundschaftliche diplomatische Beziehungen zu ihnen aufnehme. Ein Szenario gehe davon aus, dass Pakistan eine engere Beziehung zu China und Russland aufbaue und sich vom Westen abwende und das laufende IWF-Programm scheitere. Ein anderes Szenario sei, dass sich die Beziehungen des Landes zum Westen verbessern würden, weil man mit der neuen Taliban-Regierung umgehen müsse. Es sei jedoch noch zu früh, um zu wissen, welches Szenario eintreten werde, heißt es bei den Bondmarktexperten von Vontobel AM weiter.