Börse-Chefjurist Müller muss gehen
Von Claus Döring und Christopher Kalbhenn, FrankfurtCarsten Kengeter hatte es nicht gewagt, weil er fürchtete, es werde als persönlicher Racheakt interpretiert – den Rausschmiss des langjährigen General Counsel und Mitglieds des Group Management Committee der Deutschen Börse, Roger Müller. Doch der neue Börse-Chef Theodor Weimer muss da keine Rücksichten nehmen beim proklamierten Neuanfang, und so sind die Tage von Müller als Chefjurist der Börse nach Informationen der Börsen-Zeitung gezählt. Noch im ersten Quartal will man sich von dem Mann trennen, der intern als mächtiger Strippenzieher gilt, seit 2003 im Amt ist und bisher alle CEO-Wechsel – von Werner Seifert zu Reto Francioni und von Francioni zu Carsten Kengeter – unbeschadet überstand. Von Beteiligten wie auch Beobachtern wird dem 56-jährigen Müller eine erhebliche Mitschuld am abermaligen Scheitern der Fusion mit der Londoner Börse zugeschrieben, an der Fehleinschätzung des Insiderhandels des ehemaligen CEO Kengeter und der anschließend gescheiterten Einigung mit der Staatsanwaltschaft wie auch an zu späten oder irreführenden Ad-hoc-Mitteilungen. Dass sich ausgerechnet ein weltweit führender Marktbetreiber solche kapitalmarktrechtlichen Schnitzer erlaubt, hat dem Image der Deutschen Börse am Finanzplatz Frankfurt wie auch international sehr geschadet.Müller, der bei der Börse als General Counsel die Bereiche Legal Affairs, Compliance und Membership verantwortet und seine juristische Laufbahn als Anwalt bei Shearman & Sterling begann, später als Syndikus für BHF-Bank, Helaba und Deutsche Börse arbeitete, aber auch Station im Kapitalmarktgeschäft von J.P. Morgan in Frankfurt und der HypoVereinsbank in München machte, gilt als bestens vernetzt. Besonders enge Beziehungen werden ihm zu den langjährig für die Börse tätigen Kanzleien Freshfields Bruckhaus Deringer sowie Linklaters nachgesagt.Auch im operativen Geschäft der Deutschen Börse stehen Änderungen an. So erwägt sie einen Umbau ihrer Indexlandschaft. Das den Marktteilnehmern vorgeschlagene Konzept sieht u.a. Doppelindexmitgliedschaften vor. TecDax-Werte würden sich künftig auch für die Indizes MDax und SDax qualifizieren und Dax-Tech-Titel zusätzlich TecDax-Komponenten werden.—– Wertberichtigt Seite 8- Berichte Seiten 16 und 18