Rohstoffe

Brent-Ölpreis dürfte zunächst stagnieren

Die Rohstoffpreise dürften nach Einschätzung der japanischen Großbank MUFG erst nach einem Kurswechsel der Fed nachhaltig steigen.

Brent-Ölpreis dürfte zunächst stagnieren

Ölpreis dürfte zunächst stagnieren

MUFG-Analysten rechnen erst nach Fed-Kurswechsel mit nachhaltigem Anstieg

ku Frankfurt

Nicht nur bei Rohöl gibt es derzeit eine auffällige Diskrepanz zwischen Knappheit bei physischen Rohstoffen und vergleichsweise niedrigen Preisen bei den Kontakten an den Terminbörsen, was gelegentlich als die Welt der “Papier-Rohstoffe” bezeichnet wird. Ehsan Khoman, Leiter des Research für Rohstoffe, ESG und Emerging Markets der japanischen Großbank MUFG mit Sitz in Dubai, hat nun in einer Studie untersucht, welche Bedingungen erforderlich sind, um diese auffällige Diskrepanz abzubauen und dafür zu sorgen, dass sich die physische Knappheit bei vielen Rohstoffen auch in den Terminmärkten widerspiegelt. “Unserer Überzeugung nach bedarf es einer Umkehrung der Risikoperzeption, die von einer Lockerung der derzeit verschärften Finanzierungskonditionen kommen muss”, schreibt er in der Studie. Sollte die amerikanische Notenbank Federal Reserve den Beginn der Zinssenkungen signalisieren, werde das dazu führen, dass die Knappheit auf den Märkten für physische Rohstoffe auch in die Terminmärkte für “Papier-Rohstoffe” einzieht, dort die “Spekulanten hinausspült” und die Preise höher treibt.

Was den Ölmarkt betrifft, so hat Saudi-Arabien vor wenigen Tagen die Förderkürzungen für den Juli von 1 Mill. Barrel pro Tag (bpd) bis Ende August verlängert. Dieser Schritt, so Khoman, sei allgemein erwartet worden, so dass es nicht zu einem nennenswerten Preisanstieg kam. Zeitgleich habe aber Russland eine Kürzung der Exporte um 500.000 bpd bekannt gegeben. Dass sich auch diese Kürzung nicht nachhaltig im Preis niedergeschlagen habe, liege daran, dass sich derartige russische Ankündigungen in der Vergangenheit als wenig verlässlich herausgestellt hätten. So sei bereits von Kürzungen gesprochen worden, in der Realität hätten sich allerdings die seegebundenen russischen Exporte in fast dem gesamten Jahresverlauf auf dem Niveau von vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs befunden. Khoman betont, dass die Fundamentaldaten des Marktes derzeit nur einen geringen Einfluss auf die Preisbewegungen hätten und es sei auch schwierig sich vorzustellen, dass dieses Muster kurzfristig ändere, auch wenn die neuen Förderkürzungen beim Preis zumindest einen Boden eingezogen hätten.

Längerfristig gesehen sei allerdings zu erwarten, dass sich im Ölmarkt eine “Knappheitsprämie” manifestiere, da sich der Markt im frühen Stadium eines Superzyklus befinde. Für das zweite Halbjahr geht der Analyst von einer Unterversorgung des globalen Ölmarktes von durchschnittlich 1,2 Mill. bpd aus. Der Brent-Ölpreis werde sich aber dennoch weiter in der aktuellen Preisspanne von 75 bis 85 Dollar je Barrel bewegen. Zum Jahresende werde sich das obere Ende der Spanne realisieren lassen, weil die Fed dann den Beginn der Zinssenkungen in Aussicht stellen werde.

Nachlassende Dynamik

Mit Blick auf die Märkte für die Industriemetalle merkt MUFG an, dass die jüngsten Konjunkturdaten nahelegen, dass die verarbeitende Industrie in China wegen der nachlassenden Nachfrage an Dynamik verloren habe, während die Einkaufsmanagerindizes für die verarbeitende Industrie in der Eurozone und den USA auf Niveaus gefallen seien, die es zuletzt im Jahr 2020 gegeben habe. Dies drücke auf die Preise von Industriemetallen wie Kupfer. Zudem sei der Markt gut versorgt, so dass die Konjunktursorgen den Preis bestimme. Khoman geht davon aus, dass der Kupferpreis auf einem Niveau wenig über 8.000 Dollar je Tonne verharren wird.

Für den Goldpreis rechnet Khoman 2023 mit rund 1.980 Dollar je Feinunze mit der Chance auf einen weiteren Anstieg, angetrieben durch starke Goldkäufe der Emerging-Markets-Notenbanken. Über die Marke von 2.100 Dollar werde der Goldpreis aber wohl nur dann klettern, wenn die Fed die Zinsen senke, um eine Rezession zu bekämpfen.

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