Brent-Ölpreis steigt auf fast 65 Dollar
ku Frankfurt – Die von Saudi-Arabien ausgehenden Spannungen in der Region rund um den Persischen Golf haben am Dienstag den Brent-Ölpreis in Richtung der Marke von 65 Dollar je Barrel getrieben. In der Spitze erreichte die Notierung 64,65 Dollar. Dies ist der höchste Stand seit zweieinhalb Jahren. Gewinnmitnahmen drückten den Ölpreis dann später wieder. Am Abend war die Nordsee-Sorte für 63,92 Dollar zu haben, ein Minus von 0,5 % gegenüber dem Stand vom Vortag.Am Dienstag setzte sich die vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin-Salman ausgelöste Eskalation der politischen Lage in der Region um den Persischen Golf weiter fort. Saudi-Arabien beschuldigte den Iran, die mit den Saudis verfeindete Opposition im Jemen mit Mittelstreckenraketen ausgerüstet zu haben. Dies stelle eine “direkte militärische Konfrontation” dar. Am Wochenende war es den jemenitischen Houthi-Rebellen gelungen, eine Rakete auf den Flughafen der saudischen Hauptstadt Riad abzufeuern. Nach Angaben der saudischen Regierung ist die Rakete aber durch ein Raketenabwehrsystem abgeschossen worden. Der britische Militärinformationsdienst IHS Janes teilte mit, die jemenitischen Raketen stammten wohl nicht aus dem Iran, da sie auf dem älteren sowjetischen Scud-Design beruhten.Deutlich aggressiver geworden ist auch die saudische Rhetorik gegenüber dem Libanon. Am Wochenende war der libanesische Ministerpräsident Saad al-Hariri mit einer saudischen Regierungsmaschine nach Riad geflogen worden und hatte dort völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt. Er soll sich weiterhin in Saudi-Arabien befinden und dort unter Hausarrest gestellt worden sein. Der saudische Minister für Golf-Angelegenheiten, Thamer al-Sabhan, sagte, der Libanon habe Saudi-Arabien “den Krieg erklärt”, was er mit Aggressionen der schiitischen Hisbollah-Miliz begründete. Dahinter stehe der Iran, betonte er. Al-Sabhan bezeichnete Hisbollah als “Partei des Teufels”.Hinsichtlich der Verhaftung von elf saudischen Prinzen aus der Königsfamilie sowie 40 amtierender oder ehemaliger Minister wurden weitere Details bekannt. So ist ein weiteres Mitglied der königlichen Familie, Prinz Abdul Aziz bin Fahd, ums Leben gekommen, und zwar in einem Feuergefecht.Die als labil geltende Lage innerhalb Saudi-Arabiens sowie die sich immer weiter zuspitzende Konfrontation mit der Regionalmacht Iran könnten nach Einschätzung von Ölhändlern sogar zu einem Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien sowie dessen Verbündeten Israel und USA führen. Diese Entwicklungen könnten die Ölförderung in Saudi-Arabien und den Öltransport durch den Persischen Golf gefährden. Zudem ist der aktuell ungewöhnlich hohe Zusammenhalt innerhalb der Opec gefährdet. Der Konflikt könnte die Organisation handlungsunfähig machen, was die Chance auf eine Verlängerung der Ende März 2018 auslaufenden Förderkürzung in der Opec schmälert. Die Eskalation erfolgt nach Ansicht von Beobachtern zu einem ungünstigen Zeitpunkt, weil sich die Opec-Ölminister am 30. November treffen wollen, um über eine Verlängerung der Produktionsbeschränkungen zu verhandeln und zu entscheiden.