ROHSTOFFE

Brent-Ölpreis steigt fast auf 50 Dollar

Notierung erreicht höchsten Stand seit sechs Monaten - Umfangreiche Produktionsausfälle stützen

Brent-Ölpreis steigt fast auf 50 Dollar

ku Frankfurt – Der Preis der wichtigsten Ölsorte Brent Crude ist am Dienstag auf den höchsten Stand seit sechs Monaten geklettert. Er erreichte mit 49,58 Dollar je Barrel fast die viel beachtete Marke von 50 Dollar. Danach setzen zeitweise Gewinnmitnahmen ein. Am Abend war die Sorte aber wieder für 49,46 Dollar zu haben, ein Plus von 1 % gegenüber dem Stand vom Montag. Viele Analysten zeigen sich nun für die weitere Entwicklung des Ölpreises optimistisch. Erwartet wird, dass in den nächsten Tagen ein Angriff auf die Marke von 50 Dollar versucht wird.Am Markt hieß es, eine Vielzahl von Produktionsausfällen sei für die jüngsten Preisavancen verantwortlich. Dadurch habe sich zumindest temporär der kräftige Angebotsüberschuss bei Rohöl komplett abgebaut. Dieser hatte zuletzt über 2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) betragen. Insgesamt werden die Produktionsausfälle von der Energy Information Administration (EIA) der US-Regierung auf bis zu 3,75 Mill. bpd geschätzt. Dies ist der höchste Stand seit 2011.Nach wie vor rund 1 Mill. bpd fehlen durch die Waldbrände in Kanada. Auch wenn die allermeisten Ölinstallationen durch die Feuer nicht zerstört worden sind, zieht sich die Wiederinbetriebnahme der Anlagen hin, zumal die Waldbrände noch nicht unter Kontrolle sind.Einen weiteren Brennpunkt der Produktionsausfälle stellt derzeit das westafrikanische Land Nigeria da. Nach Angaben des Ölministers des Landes, Emmanuel Ibe Kachikwu, ist die Produktion um fast 40 % auf nur noch 1,4 Mill. bpd gesunken. Zurückgeführt wird dies auf eine zunehmende Zahl von Angriffen von Rebellen in der Region des Niger-Deltas, der wichtigsten Ölförderregion des Landes. Zuletzt hatte eine Gruppe von sich reden gemacht, die sich Niger Delta Avengers nennt und einen größeren Anteil der Öleinnahmen für die verarmte Bevölkerung des Niger-Deltas beansprucht.Die Anschläge auf Ölinstallationen haben zuletzt deutlich zugenommen, weil der nigerianische Präsident Mohammadu Buhari für die Bewohner des Niger-Deltas lukrative Verträge zur Bewachung von Ölanlagen nicht verlängert hatte. Normalerweise produziert Nigeria rund 2,2 Mill. bpd, so dass sich Produktionseinbußen von 800 000 bpd ergeben. Der US-Konzern ExxonMobil hatte in der vergangenen Woche bereits Force majeure, also Lieferunfähigkeit aus von ihm nicht zu beeinflussenden Gründen, für seine Lieferungen der Sorte Qua Iboe aus dem Niger-Delta in Anspruch genommen. Die Lieferungen sollen in der laufenden Woche wieder aufgenommen werden, so der Konzern. Betroffen ist in Nigeria auch der britisch-niederländische Konzern Shell mit den Sorten Bonny Light und Forcados.Weitere größere Ausfälle gibt es in Libyen, wo derzeit durch den dort anhaltenden Bürgerkrieg rund 1,4 Mill. bpd nicht gefördert werden können. Im Irak fehlen derzeit ferner 150 000 bpd, in Kuwait 250 000 bpd und in Saudi-Arabien weitere 250 000 bpd.Den Ölpreis gestützt hat auch, dass die Analysten der US-Bank Goldman Sachs ihre bisher sehr pessimistischen Schätzungen für den Ölpreis deutlich verändert haben. Hatten sie vor wenigen Monaten die Ansicht vertreten, dass der Ölpreis aufgrund des globalen Überangebots auf 20 Dollar je Barrel fallen könnte, teilten sie nun mit, dass für die zweite Jahreshälfte 2016 mit einem US-Preis in der Größenordnung von 50 Dollar je Barrel zu rechnen sei. Eindruck auf die Marktteilnehmer hat auch gemacht, dass die EIA in einer jetzt veröffentlichten Schätzung davon ausgeht, dass die amerikanische Schieferölförderung im Juni weiter fallen wird. Die US-Regierung rechnet mit einem Rückgang um fast 113 000 bpd auf dann nur noch 4,85 Mill. bpd.Die Analysten der Commerzbank gehen davon aus, dass allein durch die Ausfälle in Kanada und Nigeria der globale Ölmarkt aktuell unterversorgt sei. “Die Ölpreise bleiben daher bis auf Weiteres gut unterstützt”, betonen sie.