China-Zinssenkung löst Hausse bei Aktien aus

Überraschender Schritt vor Fed-Sitzung - Dax springt um 2,9 Prozent - Rohstoffpreise reagieren negativ

China-Zinssenkung löst Hausse bei Aktien aus

ku Frankfurt – Eine überraschende Leitzinssenkung durch die chinesische Notenbank hat am Freitag eine Hausse am europäischen Aktienmarkt ausgelöst. Der Dax sprang um 2,9 % auf 10 795 Zähler. In der Spitze rückte er bis auf 10 847 Punkte vor. Damit ist er wieder in Reichweite der Marke von 11 000 Punkten, die er Mitte August aufgeben musste. Der Euro Stoxx 50 kam mit einem Schlussstand von 3 426 Zählern auf einen Tagesgewinn von 2,2 %.Schwach zeigte sich der Euro. Er gab weiter um 0,7 % auf 1,1025 Dollar nach. Die Gemeinschaftswährung war schon am Donnerstag unter Druck geraten, als Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), weitere geldpolitische Stützungsmaßnahmen für den Dezember in Aussicht stellte.Die People’s Bank of China hat ihren Leitzins, den Diskontsatz für einjährige Ausleihungen, um 25 Basispunkte (BP) auf 4,35 % gesenkt. Gleichzeitig hat sie den Einlagensatz, mit dem sie bei ihr geparkte Einlagen der Geschäftsbanken verzinst, um ebenfalls 25 BP auf 1,5 % reduziert. Zudem hat sie den für die Banken geltenden Mindestreservesatz von 18 % auf 17,5 % heruntergenommen. Für einige Banken gilt sogar eine weitere Reduzierung des Mindestreservesatzes um zusätzliche 50 BP auf 17 %. Damit sind die Institute in der Lage, mehr Kredite an Unternehmen auszureichen. Bei Bedarf nachlegenZugleich wies die Notenbank in ihrer Erklärung auf ihre Bereitschaft hin, bei Bedarf nachzulegen. Die chinesische Volkswirtschaft sei weiterhin von Abwärtsrisiken bedroht. Daher werde die People’s Bank die geldpolitischen Mittel flexibel einsetzen. Ministerpräsident Li Keqiang kündigte außerdem im Radio an, man werde die Spielräume in der Haushaltspolitik zur Stimulierung der Wirtschaft nutzen. Die chinesische Regierung und die weisungsgebundene Notenbank reagieren damit auf die Schwäche der chinesischen Volkswirtschaft, die im dritten Quartal um lediglich 6,9 % gewachsen war.Marktteilnehmer wiesen auf das besondere Timing der Notenbanker hin. Der Schritt erfolgt wenige Tage vor der geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am kommenden Dienstag und Mittwoch. Vermutet wird, dass China damit sicherstellen will, dass Fed-Chefin Janet Yellen keinerlei Signale gibt, dass eine erste US-Leitzinserhöhung für die dann folgende Sitzung Mitte Dezember zu erwarten ist. US-Leitzinserhöhungen bergen für die Emerging Markets große Gefahren, weil ihnen der Abzug von Kapital aus den USA und anderen entwickelten Ländern droht, was die konjunkturellen Perspektiven eintrübt und im Extremfall zu einer Kreditkrise führen könnte.An den Rohstoffmärkten gab es überwiegend negative Reaktionen. Der Preis der Nordsee-Ölsorte Brent Crude fiel unter die Marke von 48 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Abend war das Fass für 47,79 Dollar zu haben, ein Minus gegenüber Vortag von 0,9 %. Kupfer verbilligte sich in London um 0,7 % auf 5 196,50 Dollar je Tonne. Viele Marktteilnehmer gehen nicht davon aus, dass die nun vorgenommenen Schritte die chinesische Konjunktur nennenswert ankurbeln werden. Daher erhofft man sich weitere Maßnahmen von Notenbank und Regierung.Der Goldpreis ist auf die Nachricht hin kurzzeitig bis über 1 179 Dollar je Feinunze gestiegen. Mit Blick auf den festeren Dollar gab die Notierung danach wieder deutlich nach. Am Abend war Gold mit 1 162,78 Dollar um 0,3 % unter Vortagesniveau zu haben.