Liquiditätsentzug

Chinas Zentralbank bremst Hongkongs Rally aus

Mahnende Worte von chinesischen Zentralbankern und ein Liquiditätsentzug via Offenmarktgeschäften der People’s Bank of China haben den Aktienmärkten der Volksrepublik am Dienstag Rücksetzer beschert.

Chinas Zentralbank bremst Hongkongs Rally aus

nh Schanghai

Mahnende Worte von chinesischen Zentralbankern und ein Liquiditätsentzug via Offenmarktgeschäften der People’s Bank of China (PBOC) haben den Aktienmärkten der Volksrepublik am Dienstag Rücksetzer beschert. Dabei ist insbesondere die seit Jahresbeginn kräftig haussierende Hongkonger Börse von einer scharfen Korrektur erfasst worden. Der Leitindex Hang Seng büßte am Dienstag um 2,6% auf 29391 Punkte ein, das bedeutet den größten Rückgang seit Mai des vergangenen Jahres. Dabei hatte der Hang Seng zu Wochenbeginn noch die Marke von 30000 Punkten passiert und war damit auf den höchsten Stand seit 21 Monaten geklettert.

Stabilitätsrisiken im Blick

Am Montagabend hatte Chinas Zentralbankchef Yi Gang auf einer Konferenz ein weiteres Signal dafür gegeben, dass die PBOC in Reaktion auf eine bereits sehr fortgeschrittene Konjunkturerholung von der Coronakrise von einem Stimulierungskurs Abstand nimmt und den Blick verstärkt auf wachsende Verschuldungsrisiken und Finanzstabilitätsgefahren richtet. Unterstrichen wurde dies am Dienstag, als die PBOC in Rahmen von Offenmarktgeschäften einen überraschenden Liquiditätsentzug am Geldmarkt in einer Größenordnung von rund 12 Mrd. Dollar inszenierte.

Die Maßnahme ist insofern ungewöhnlich, als das chinesische Neujahrsfest bald ins Haus steht. Üblicherweise wird dem daraus erwachsenden Spitzenliquiditätsbedarf seitens der Zentralbank mit großzügigen Geldmarktinjektionen Rechnung getragen. So aber zogen die Tagesgeldzinsen am Interbankmarkt um 32 Basispunkte auf 2,74% an und erreichten damit das höchste Niveau seit rund einem Jahr. Der einstweilige Liquiditätsschock ließ am Dienstag Bondfutures auf Regierungsanleihen deutlich korrigieren und den zuletzt nahe an ein Dreizehnjahreshoch gerückten Blue-Chip-Index der chinesischen Festlandbörsen, den CSI 300, um 2% nachgeben.

Tencent unter Druck

Dass die Reaktion in der Sonderverwaltungszone Hongkong noch schärfer ausfiel, liegt in erster Linie an einer Sonderbewegung des Technologiekonzerns Tencent, dem mit Abstand marktwertschwersten Titel in Asien. Tencent hatte noch am Montag mit einem Plus von 11% den kräftigsten Tagesgewinn seit zehn Jahren verbucht. Damit ging der Marktwert des Internetdienstriesen bei 949 Mrd. Dollar erstmals auf Tuchfühlung mit der bislang nur von fünf US-Werten erreichten Traummarke von 1 Bill. Dollar. Am Dienstag war es nach kräftigen Gewinnmitnahmen mit der Herrlichkeit allerdings wieder rasch vorbei. Tencent fiel um 6,3% auf 718,50 HK-Dollar und zurück und kommt nunmehr auf eine Marktkapitalisierung von noch knapp 890 Mrd. Dollar.

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