Chinas Zentralbank hat mit einem zwar nur geringfügigen Zinssenkungsschritt, aber der Aussicht auf weitere Lockerungsmaßnahmen die heimischen Aktienmärkte in Rallystimmung versetzt. Bei den Investoren keimt neue Hoffnung auf, dass die in den letzten Monaten von einer scharfen Regulierungskampagne beziehungsweise einer Verschuldungskrise gebeutelten Sektoren Internet/Technologie und Immobilien seitens der Regierung mehr Unterstützung erfahren und der latente Konjunkturpessimismus ein Ende findet.

Am Donnerstag gab die People’s Bank of China eine leichten Rückgang der einjährigen Loan Prime Rate (LPR) als Benchmark für Neukreditvergaben der Geschäftsbanken an Unternehmenskunden um 10 Basispunkte auf 3,7% bekannt, zudem fiel die für Hypothekenkredite maßgebliche fünfjährige LPR um 5 Basispunkte auf 4,6%.

Obwohl die Zinsanpassungen für sich genommen wenig zu einer kreditgeleiteten Konjunkturanschiebung beitragen dürften, sehen die Marktteilnehmer die erste Zinslockerung seit April 2020 als möglichen Wendepunkt an, mit dem die heimische Konjunktur aus der seit Jahresmitte 2021 anhaltenden Ab­schwungphase wieder herausfindet. Entsprechend spürte man an den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen nach einem bislang trüben Start ins neue Aktienjahr einen Sentiment-Umschwung, der den Leitindex CSI300 um knapp 1% festigen ließ.

An der in den ersten zwei Wochen des Jahres bereits fester tendierenden Hongkonger Börse macht sich demgegenüber eine regelrecht euphorische Stimmung bemerkbar. Die Marktwertriesen aus dem Technologiesektor Alibaba und Tencent zogen um 5,9% beziehungsweise 6,6% an, während die Meituan-Aktie um 11% hochjagte. Bei großen Immobilienentwicklern sah man Tagesgewinne zwischen 5 und 15%. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng kletterte um 3,4% auf 24952 Punkte und legte damit den kräftigsten Tagesgewinn seit 18 Monaten hin.